Interview mit Badmintonspieler Marc Zwiebler www.badzine.de

Interview mit Badmintonspieler Marc Zwiebler

  • Marc Zwiebler
Bei den Denmark Open sorgte Badmintonspieler Marc Zwiebler für den bislang größten Erfolg des Deutschen Badminton-Verbands (DBV). Zwar verlor er das Finale gegen den Indonesier Simon Santoso, dennoch war Rang zwei die bisher beste Platzierung eines DBV-Athleten bei einem Super Series-Turnier. Im netzathleten-Interview spricht Zwiebler über seinen Erfolg und seine Ziele für 2010.

netzathleten: Herzlichen Glückwunsch erst einmal zu Deinem Erfolg. Wie hast Du denn das Turnier empfunden?
Marc Zwiebler: Es war schon ein sehr außergewöhnliches Turnier. Ich bin eigentlich eher mit gemäßigten Erwartungen an den Start gegangen und habe nur versucht, von Spiel zu Spiel zu denken.

netzathleten: Hast Du Dich dann in einen Rausch gespielt oder wie erklärst Du Dir Deinen unerwarteten Erfolg?
Marc Zwiebler: Es war mit Sicherheit kein Selbstläufer. Ich musste mich in das Turnier hineinkämpfen und habe in dem einen oder anderen Spiel auch das nötige Quäntchen Glück gehabt. Das hat mir dann auch das nötige Selbstvertrauen gegeben, was sich dann am Ende auch ausgezahlt hat. In einen Rausch habe ich mich sicher nicht gespielt. Allerdings habe ich im Vorfeld des Turniers sehr viel mit meinem Trainer gesprochen. Das hat mir sehr viel im taktischen und mentalen Bereich gebracht.

netzathleten: Hast Du Dich denn auf das Turnier anders vorbereitet als sonst?

Marc Zwiebler: Die Vorbereitung war eigentlich nicht anders als sonst. Aber ich konnte mich besser auf das Turnier konzentrieren. Am Wochenende davor war Pause in der Bundesliga. Dadurch konnte ich viel schlafen und war körperlich und im Kopf fitter als sonst.

netzathleten: Wie enttäuschst bist Du denn, dass es mit dem Turniersieg am Ende nicht gereicht hat?
Marc Zwiebler: Ich sehe das Turnier mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich hatte eine tolle Woche, in der ich auch Indonesiens Nr. 1 geschlagen habe. Im Finale dann gegen Indonesiens Nr. 3 zu verlieren, war schon schade, zumal ich ja auch eine gute Chance hatte, ihn zu schlagen. Aber er hatte den Vorteil, im Turnier weniger Sätze gespielt zu haben, weil er jedes Spiel klar gewonnen hat. Ich musste öfter über 3 Sätze gehen. Das zehrt an den Kräften. Ich habe dann schnell gemerkt, dass meine Beine zumachten. Auch eine leichte Muskelentzündung unter dem Knie hat mir zu schaffen gemacht. Aber das soll keine Ausrede sein. Ich habe dann auch versucht, im Spiel meine Taktik umzustellen und ihn aus der Reserve zu locken. Das hat nicht geklappt. Santoso war an diesem Tag der bessere. Das muss man auch einmal anerkennen.



netzathleten: Das Ergebnis hört sich mit 14:21 und 6:21 deutlich an. Warst Du chancenlos?
Marc Zwiebler: Das mit Sicherheit nicht. Im ersten Satz habe ich einige leichte Punkte vergeben. Im zweiten Satz war dann irgendwann ein bisschen die Luft raus. Aber das Spiel war um einiges knapper als es das Ergebnis aussagt. Wir haben im 2. Satz fast 40 Minuten gespielt, was im Badminton schon verdammt lange ist. Leider musste ich mehr riskieren, was sich leider nicht ausgezahlt hat. Einige Bälle sind knapp ins Aus gegangen oder an der Netzkante hängen geblieben.

netzathleten: Was überwiegt nun? Freude oder Enttäuschung?
Marc Zwiebler: Auf jeden Fall die Freude. Ich habe gezeigt, dass ich mithalten kann und hoffe, dass das nicht mein letztes Finale auf der Tour war.


netzathleten: Du warst lange verletzt und konntest nur wenig spielen. Haben wir bei den Denmark Open endlich den wahren Marc Zwiebler gesehen?
Marc Zwiebler: Ich hatte auch in den letzten Jahren öfter gute Perioden, wobei meine Verletzungen (u.a. Bandscheibenvorfall, d. Red.) mich immer wieder zurückgeworfen haben. Ich konnte zwei Jahre vor Olympia kaum trainieren und erst in der Olympiaqualifikation wieder richtig Badminton spielen. Nach den Spielen, die ja die Hauptmotivation waren, war es schwer für mich, mich wieder richtig zu motivieren. Ich habe auch gemerkt, wie bei mir im Gegensatz zu den anderen Top-Spielern einfach kaum Grundlagen in der Kraft oder Ausdauer vorhanden waren, da ich ja auch kaum trainieren konnte. Jetzt bin ich endlich schmerzfrei und kann diese fehlenden Grundlagen im Training aufbauen, bis ich genauso fit bin, wie die anderen Spieler in der Weltklasse.

netzathleten: Das heißt, wir werden Dich jetzt häufiger in Finals sehen können?
Marc Zwiebler: Das will ich hoffen, aber einfach wird das nicht. Gerade bei den Super Series- Turnieren können bestimmt 14 oder 15 Spieler ins Finale kommen. Da muss man auf den Punkt fit sein und auch mal etwas Glück haben, wenn man vier Spiele in Folge gegen absolute Weltklasse-Spieler gewinnen will. Aber die Finalteilnahme soll kein Einzelfall bleiben, und irgendwann will ich auch einmal so ein Turnier gewinnen, wenn es weiter so bergauf geht.

netzathleten: Insofern waren die Denmark Open ein guter Gradmesser für Dich?
Marc Zwiebler: Ich habe auf jeden Fall gesehen, dass ich in der absoluten Weltspitze mithalten kann, wenn ich taktisch und mental gut drauf bin. Aber ich bin Realist und weiß, dass ich noch einige Schwachstellen habe, an denen ich arbeiten muss.

netzathleten: Die da wären?
Marc Zwiebler: Durch die lange Pause habe ich auf jeden Fall noch Rückstand in der Fitness, in der Schlaghärte und in der Sprungkraft. Wenn ich sehe, wie hoch die Asiaten springen können und damit den Gegner unter Druck setzen, dann sehe ich direkt, an was ich noch arbeiten muss. Auch in der Kraft, der Ausdauer und der Schnelligkeit gibt es immer noch etwas zu verbessern.

netzathleten: Die Tennisspieler klagen häufig über den Reisestress. Wie ist das bei Euch Badmintonspielern?
Marc Zwiebler: Bei uns ist der Stress vielleicht noch größer. Ohne Bundesliga spiele ich im Jahr vielleicht 16 oder 17 Turniere. Darunter 4 bis 5 in Asien, wo die Zeitumstellung noch eine zusätzliche Belastung ist. Inklusive Bundesliga und Deutsche Meisterschaft bin ich vielleicht 30 Wochen pro Jahr unterwegs.

netzathleten: Da bleibt fürs Training wenig Zeit. Kannst Du so die Rückstände überhaupt aufholen?
Marc Zwiebler: Das muss irgendwie gehen. Die Turniere sind schon zeitraubend. Wenn kein Turnier ist, gehe ich zusätzlich zum Badmintontraining jede Woche rund fünf Stunden ins Fitnessstudio und arbeite an den Geräten oder mache mit meinem Physiotherapeut sportartspezifisches Krafttraining.

netzathleten: Für Dein BWL-Studium bleibt da wohl nur wenig Zeit…
Marc Zwiebler: Das stimmt leider. Ich gebe zwar mein Bestes, aber momentan ist es schwierig, die Badminton-Karriere und mein Studium in Saarbrücken unter einen Hut zu bekommen. Zum Glück konnte ich einen Deal mit der Uni machen, dass ich während meiner aktiven Zeit weniger machen muss. Ich mache eben so viel es geht und muss den Rest nachholen, wenn ich den Badmintonschläger an den Nagel gehängt habe.



netzathleten: Und wie sieht es mit Hobbys aus?

Marc Zwiebler: Die Musik ist ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben. Ich sammle Schallplatten, seit ich 10 Jahre alt bin. Früher habe ich viel in Clubs aufgelegt. Dazu bleibt leider nur wenig Zeit. Aber ab und zu schaffe ich es noch, bei Freunden in Bars oder Clubs in Bonn oder Saarbrücken aufzulegen. Unter anderem Namen natürlich. Aber dazu habe ich leider viel zu selten Zeit. Ansonsten versuche ich, viel Zeit mit Freunden und meiner Familie zu verbringen, sitze gerne im Café oder gehe shoppen. Ich habe mich sogar schon am Golfspielen versucht.

netzathleten: Welche Ziele hast Du Dir denn für die Zukunft gesetzt?
Marc Zwiebler: Zunächst einmal will ich natürlich gesund bleiben und noch viele Jahre Badminton spielen können. Sportlich will ich natürlich weiter so erfolgreich sein, wie bei den Denmark Open. Im nächsten Jahr stehen dann die EM und die WM an. Da möchte ich natürlich weit kommen. Bei der EM ist alles möglich. Ich denke, ich habe eine gute Chance, ins Halbfinale zu kommen und eine Medaille zu holen. Der Sieg wäre natürlich ein Traum. Bei der WM in Paris möchte ich schon zuschlagen, zumal eine Weltmeisterschaft in Europa nicht alltäglich ist. Und dann habe ich natürlich noch die Olympischen Spiele 2012 im Hinterkopf. Badmintonspieler haben in der Regel mit Ende 20 ihr Leistungsoptimum erreicht. In London wäre ich 28…

Das Interview führte Christian Riedel

Details

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  • Star Vita: Marc Zwiebler (* 13. März in Bonn) ist amtierender Deutscher Meister im Badminton. Insgesamt holte er bereits drei nationale Meiscterschaften (2005, 2008, 2009). Der deutsche „Spieler des Jahres 2008“ feierte im Oktober 2009 mit der Finalteilnahme bei den Denmark Open seinen größten Erfolg bei der Super-Series Tour. Zudem erreichte er bei den Olympischen Spielen in Peking das Achtelfinale und konnte in kleineren Turnierserien bereits mehrere Turniersiege feiern. Neben seiner aktiven Karriere studiert Marc Zwiebler BWL an der Universität Saarbrücken.
  • Star Erfolge: 3x Deutscher Meister

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