McFit & Co. – Fitnessstudios im Konkurrenzkampf Stefan Petri

McFit & Co. – Fitnessstudios im Konkurrenzkampf

  • Stefan Petri
Auch vor uns macht der Trend nicht halt: Die Deutschen haben das Fitnessstudio für sich entdeckt. Über sieben Millionen trainieren regelmäßig: in Edelstudios und Billigketten, allein oder in Kursen, tagsüber oder auch mal nachts, an Hanteln oder Geräten. Der Markt ist mittlerweile hart umkämpft, es geht um Milliarden. Im Wettbewerb um die Kunden sind die Anbieter gezwungen, auf verschiedene Strategien zu setzen. Der neueste Trend: Cyber-Training.

Sie heißen INJOY, Kieser Training oder Fitness First. Über 700.000 Mitglieder haben alleine diese drei Fitnessbetreiber. Und natürlich McFit. Über allen McFit. 1,1 Millionen Menschen schuften und schwitzen in den 136 Studios auf deutschem Boden, in denen man „einfach gut aussehen“ soll. Zum Spottpreis natürlich. Knapp 17 Euro pro Monat, die meisten Konkurrenten verlangen ein Vielfaches davon.

Aber dafür bieten sie auch mehr. Die Premiumanbieter locken mit Wohlfühlatmosphäre, Rückenschule, Sauna und Wellness, Kinderbetreuung. Die Mittelklasse bietet immerhin noch Kurse wie Yoga oder Bauch-Beine-Po, dazu meist ein Schwimmbecken mit Aquafitness. Bei McFit ist davon nicht zu sehen. Eine Vielzahl an Geräten für Ausdauer- und Krafttraining ist Trumpf, mit Touchscreen-Terminals und vorgedruckten Trainingsplänen. Kein überflüssiger Schnickschnack, Duschen kostet extra. Aber dafür gut ausgestattet und rund um die Uhr geöffnet. Und vor allem billig: Das Sparmenü der Kraftmeierei.

Neue Trends in Nürnberg

Aber auch in den Studios mit dem blau-gelben Banner weiß man die Zeichen der Zeit zu deuten. Der Kunde wird anspruchsvoller, man muss ihm etwas bieten. Deshalb hat McFit Anfang Januar Pressevertreter und eine auserwählte Schar an Kunden nach Nürnberg geladen, ins neue „Flagship-Studio“, wie Pressesprecher Uwe Dolderer betont. Es ist in der Tat beeindruckend: Weitläufig, modern ausgestattet, dazu eine Vielzahl an neuen „Modulen“ für die Mitglieder. Zirkeltraining, Rückenschule, Kinesis, dazu ein Box-Workout, entwickelt mit den Werbeträgern Vitali und Wladimir Klitschko. Wie einzelne Erlebniswelten in einem Vergnügungspark.

Das neue Prunkstück aber ist das sogenannte „Cybertraining“. In drei abgeschotteten Bereichen spielt McFit auf riesigen LCD-Wänden speziell gefertigte Kursvideos mit ausgesuchten Trainern ab: Spinning, Powerplate und Step-Aerobic sind von nun an also als Kurse verfügbar, von 6-24 Uhr – bei gleichbleibender Qualität, wie Dolderer betont. Statt des üblichen Kursleiters gibt hier eben der Cybertrainer die Anweisungen. Den Probanden in Nürnberg gefällt’s, sie machen fleißig mit.

Cybertraining hat nicht nur Vorteile

Es muss die Frage gestellt werden, ob das Ganze nicht nur ein weiterer Versuch ist, die Personalkosten von McFit noch weiter zu drücken. Das stimmt nicht, sagt Dolderer, in Nürnberg sind sogar noch mehr Trainer vor Ort als in anderen Studios. Schließlich müssen auch diese neuen Kurse und ihre Teilnehmer betreut werden. Genauere Zahlen erfuhr man dazu aber leider nicht. Und wer bei McFit trainiert, der weiß, dass die Trainer nur von 8-22 Uhr im Studio präsent sind – die Cyberkurse also zwei Stunden früher beginnen und erst zwei Stunden später abgeschaltet werden und folglich in dieser Zeit auch nicht beaufsichtigt werden können.

Die angebotenen Kurse sind zunächst recht unkompliziert anzuschauen, die Verletzungsgefahr ist gering. Wer aber an diesem Abend in Nürnberg sieht, wie eines der Fitnessmodels einem Teilnehmer des Spinning-Kurses unaufgefordert zur Hand geht und bei den Einstellungen des Fahrrads hilft, weiß, dass ein Cybertrainer von der Leinwand herab nicht alle Probleme erkennen und lösen kann.

Gehört dem Cybertraining die Zukunft?

Allen Unkenrufen zum Trotz: McFit hat seine Palette noch einmal um ein gehöriges Stück erweitert und neues Terrain erschlossen – und das alles bei gleichbleibendem Preis. 20 weitere Studios sollen dieses Jahr eröffnet werden, Cybertraining inklusive. Dazu werden die bereits bestehenden Studios mittelfristig nachgerüstet. Erst dann kann die Frage nach der Langzeitmotivation in solchen Kursen gestellt und auch beantwortet werden. Ob nettes Gimmick oder neue Revolution: Bei der Konkurrenz wird man die Entwicklung sicherlich genau im Auge behalten.

Studie: Fitnesscenter insgesamt verbessert

Trösten könnte es die Branche, dass McFit zwar bei den Mitgliederzahlen, nicht aber bei den unabhängigen Bewertungen die Nase vorn hat. Eine Studie vom Deutschen Institut für Service-Qualität hat im Auftrag des Fernsehsenders n-tv sieben überregionale Ketten getestet. Diese schnitten im Service durchschnittlich befriedigend, in Sachen Beratung und Training durchschnittlich gut ab, was eine leichte Verbesserung gegenüber 2010 bedeutete. McFit landete dabei nur auf dem siebten Platz – auch aufgrund des bisher fehlenden Kursangebots.

Wer sich gerade mit dem Gedanken trägt, die Weihnachtspfunde loswerden zu wollen, und nach dem passenden Studio sucht, hat also viele Möglichkeiten. Neben den großen Ketten gibt es schließlich auch noch Vereinsstudios und kleinere lokale Anbieter. Hier gilt der Satz, den ein Teilnehmer in Nürnberg bei der Frage nach dem richtigen Gewicht zu hören bekam: „Das muss man individuell rausfinden.“

 

 

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