Slackline - der reinste Drahtseilakt istockphoto.com/andreas_lamm

Slackline - der reinste Drahtseilakt

  • Esther Mara Brüning
In den frühen 1980er Jahren entstand das Slacklinen in den USA. Adam Grosowsky und Jeff Ellington, die ein normalerweise im Kletterbereich verwendetes Schlauchband spannten, wagten sich im Yosemite Valley in luftige Höhen. Das Slacklinen war geboren.

Heute balancieren die Slackliner auf einem dehnbaren Kunstfaserband, das zwischen zwei Punkten befestigt ist. „Slackline“ kommt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie lockeres Band. Die Bänder gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie variieren in der Breite von 25mm bis 50mm. Zur Befestigung dient an einem Ende ein Karabiner, am anderen Ende ein Flaschenzug oder eine Spanngurt- Ratsche. Meist unterscheidet man zwei Bereiche: Lowlinen und Highlinen. Ausschlaggebend ist also die Höhe, in welcher die Slackline angebracht wird.

Eine Lowline ist in der Regel maximal auf Hüfthöhe gespannt. Damit bietet sie genügend Sicherheit, um frühzeitig abspringen zu können. Die Länge und die Spannkraft des Bandes können variieren, jedoch sollte das Band in der Mitte beim Balancieren den Boden nicht berühren.

Ausprägungen der Lowline

Es gibt vier Ausprägungen der Lowline: Freestylelines, Sprunglines, Longlines und Wasserlines. Freestylelines hängen ohne Vorspannung zwischen zwei Punkten. Durch das Durchhängen kann es zu extremen Schwingungen kommen. Das Ausbalancieren erfolgt ausschließlich durch den Fuß. Den Gegensatz hierzu bildet die Sprungline. Sie wird härter vorgespannt, um den Durchhang zu minimieren. Es entsteht ein „Trampolineffekt“. Beim Schwingen der vorgespannten Line wird hauptsächlich mit Hüfte und Schulter ausbalanciert.


Bei Longlines handelt es sich um Slacklines, die über eine größere Distanz gespannt werden. Da hier die Gefahr des Durchhängens besonders hoch ist, wird mit höheren Vorspannungen gearbeitet. Das Schwingverhalten der Longlines hängt von der Position der Person auf der Line ab. In der Nähe der Fixpunkte ist die Schwingung eher hart und kurz, in der Mitte deutlich langsamer und weiter. Das Balancieren auf einer Longline erfordert noch mehr Konzentration und Geschicklichkeit als der Akt auf der Lowline.

Der Sport des Slacklinen lässt sich aber nicht nur über festem Boden ausüben, sondern auch über Wasser. Wasserlines sollten nur über ausreichend tiefem Wasser gespannt werden. Die Besonderheit beim Balanceakt über Wasser ist die visuelle Wahrnehmung. Wasser ist ständig in Bewegung. Dadurch lässt sich kein fester Punkt fixieren, der hilft, die Balance und die Position zu halten.


Beim Highlinen handelt es sich um die extreme Variante des Slacklinen. Das Band wird hierbei in luftiger Höhe befestigt, weit außerhalb der Absprunghöhe. Anfänger des Slacklinens sollten zunächst auf Highlinen verzichten. Es wird ein gewisses Maß an Können und Körperbeherrschung abverlangt. Daher sollte man das erste Mal Highlinen auf jeden Fall unter Aufsicht von erfahrenen Slacklinern machen.

Die Highline wird meist mit einer Sicherung betreten. Dazu sind ein Klettergurt sowie ein Kletterband hilfreich. Dieses wird mit Stahlringen in die Slackline eingefädelt, die der Slackliner hinter sich herzieht. Extremsportler wie Dean Potter, ein US-Kletterer, wagen sich auch ohne Sicherung auf die Highline.

Neben der technischen Komponente sind besonders die psychologischen Auswirkungen zu berücksichtigen. Ein Könner auf der Lowline wird wohlmöglich nicht seine Fähigkeiten direkt auf der Highline unter Beweis stellen können. Ein Slackliner kann sich, anders als beim Lowlinen, nicht auf einen bestimmten Punkt fixieren. Dadurch mangelt es an Orientierung und es ist schwieriger, das Gleichgewicht zu halten. Highlinen kann also als besonders anspruchsvolle und auch gefährliche Variante des Slacklinens gesehen werden.

Die ersten Schritte auf der Line

Slacklinen kann jeder erlernen. Eine gewisse Grundsportlichkeit hilft sicherlich bei den ersten Versuchen, ist aber kein Muss. Für Anfänger eignet sich eine Slackline mit einer Länge von sechs bis zwölf Metern. Hilfestellungen sind zu Beginn empfehlenswert, sie können nach und nach reduziert werden.

Die erste Herausforderung ist der Aufstieg. Mit etwa einem Drittel der Line im Rücken setzt man das linenahe Bein auf die Line. Mit dem anderen Bein stößt man sich vom Boden ab und drückt gleichzeitig das Bein auf der Line durch. Wichtig ist es, die Beine nie ganz durchzustrecken, sondern im Knie immer leicht gebeugt zu sein. Diese Position verschafft Stabilität.

Hilfreich ist es, beide Füße immer direkt hintereinander zu setzen. Sind die Knie leicht gebeugt und die Arme ausgestreckt, hat man die optimale Grundposition eingenommen. Führt man den hinteren Fuß eng am vorderen vorbei, dürften auch die ersten Schritte auf der Slackline gelingen. Kommt man einmal ins Wanken, setzt man Oberkörper, Hüftpartie und die Beine zum Ausgleichen ein.

Slackline dürfte sich in diesem Sommer zum echten Volkssport entwickelt haben. Ein überschaubares Equipment und die Möglichkeit, die Sportart nahezu immer und überall zu betreiben, macht Slackline zum echten Trend.

Esther Mara Brüning

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