Neues Punktesystem hat die Formel 1 nicht spannender gemacht picture alliance

Neues Punktesystem hat die Formel 1 nicht spannender gemacht

  • Marco Heibel
Beim Finale der Formel 1-Saison 2010 in Abu Dhabi bahnt sich eine der spannendsten WM-Entscheidungen aller Zeiten an. Gleich vier Fahrer können theoretisch noch Weltmeister werden. Die Verantwortlichen führen diese Spannung nicht zuletzt auf das neue Punktesystem zurück. Dabei ginge es nach dem alten Schlüssel noch enger zu.

Im Februar dieses Jahres hat die Formel 1-Kommission beschlossen, das alte Punktesystem zu modifizieren. Anstatt 10 Zählern für einen Sieg gibt es nun 25 Punkte. Weiterhin werden seit diesem Jahr die besten zehn Fahrer eines Rennens (anstatt der besten acht) mit WM-Punkten belohnt.

Erst Kritik, dann Lob für das neue Punktesystem


Die Kritik an der neuen Punkteverteilung war zunächst groß: Bei dieser Punkteexplosion würden viele alte Formel 1-Rekorde schnell hinfällig. Selbst mittelmäßig erfolgreiche Fahrer von heute würden so binnen weniger Jahre in der ewigen Punktewertung mehrfache Weltmeister hinter sich lassen.

Nach den ersten Rennen erhielt der neue Punkteschlüssel (25-18-15-12-10-8-6-4-2-1) jedoch von Teamverantwortlichen und Medienvertretern erstes Lob. Rückstände ließen sich nun schneller aufholen, die WM-Entscheidung würde dadurch spannender, lautete der Tenor.

Was wäre, wenn – Der WM-Stand nach dem neuen und alten Punktesystem


Nachdem nun 18 von 19 Rennen absolviert sind, sieht der WM-Punktestand wie folgt aus: Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso auf Ferrari hat mit 246 Punkten die größten Chancen auf den Titel – nicht zuletzt aufgrund der Stallorder von Hockenheim, die ihm 7 zusätzliche Zähler beschert hat. Seine härtesten Widersacher sind die Red Bull-Piloten Mark Webber (Australien/238) und Sebastian Vettel (Deutschland/231). Aber auch der 2008er Weltmeister Lewis Hamilton (Großbritannien/222) hat mit seinen 24 Punkten Rückstand zumindest noch theoretische Chancen auf die Meisterschaft. Immerhin gibt es 25 Punkte für einen Sieg. Damit bietet das Saisonfinale so viel Spannung wie lange nicht mehr. Doch das ist eher der Ausgeglichenheit im Fahrerfeld als dem modifizierten Punktesystem zu verdanken.



Nach dem alten Punkteschlüssel (10-8-6-5-4-3-2-1) würde es nämlich noch enger zugehen. Fernando Alonso käme auf 99 Zähler, Mark Webber auf 96, Sebastian Vettel auf 94 und Lewis Hamilton auf 92. Demnach wäre die Reihenfolge der vier Fahrer die gleiche, bei 10 Punkten für einen Sieg hätten jedoch insbesondere Vettel und Hamilton realistischere Chancen auf den Titel.

So wird Sebastian Vettel Weltmeister


Doch das Leben ist nun mal kein Konjunktiv. Damit Sebastian Vettel zweiter deutscher Formel 1-Weltmeister nach Michael Schumacher werden kann, braucht er Schützenhilfe. Gewinnt der Heppenheimer, hätte er 256 Punkte auf dem Konto. Sein Teamkollege Mark Webber könnte mit einem zweiten Platz zwar nach Punkten gleichziehen, hätte aber im Gesamtklassement das Nachsehen, weil er im Verlauf der Saison weniger Rennsiege einfahren konnte (4 gegenüber dann 5 von Vettel).

Doch der Grand Prix-Sieg in Abu Dhabi würde den Heppenheimer nur dann zum Weltmeister machen, wenn auch Fernando Alonso „mitspielt“. Der darf dazu maximal den fünften Platz belegen. Tritt just dieser Fall ein, käme es zur knappsten WM-Entscheidung aller Zeiten: Bei gleich vielen Punkten (256), Siegen (5), zweiten (2) und dritten Plätzen (3) zwischen Vettel und Alonso würde dann nämlich allein die Zahl der mehr erzielten vierten Plätze den Ausschlag für den Deutschen geben (3:2). Knapper und spektakulärer ginge es kaum noch.

Alternativ könnte Sebastian Vettel auch ein zweiter Platz genügen. Allerdings dürfte Mark Webber dann nicht über den fünften und Fernando Alonso nicht über den neunten Platz hinauskommen. Doch darauf sollte sich Vettel lieber nicht verlassen.

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