Maurice Stuckey: Willkommen in der BBL Brose Baskets

Maurice Stuckey: Willkommen in der BBL

  • crossover-online.de
Maurice Stuckey ist in der Beko BBL angekommen. Zwar ist er auch in der Saison 2010/2011 wieder mit einer Doppellizenz für die Brose Baskets Bamberg und den TSV Tröster Breitengüßbach ausgestattet, doch beim Team in der ProB war er in der noch jungen Spielzeit bislang kaum im Training.

„Letztes Jahr habe ich teilweise bei Brose mittrainiert und war bei Güßbach im Einsatz“, erzählt Stuckey. Auf das „Breiten“ verzichten sie in Franken. Die Basketballer aus der ProB spielen für Güßbach, in Güßbach. Die Akteure aus der Bundesliga laufen für Brose auf. In Bamberg vertraut Coach Chris Fleming weitgehend dem Kader, der in der Vorsaison die Deutsche Meisterschaft und den Pokal geholt hat. „Dieses Jahr haben sie keine Leute auf meiner Position verpflichtet. Sie vertrauen auf junge Leute“, sagt Stuckey und ist froh darüber. Von den vier Spielern in Bamberg mit Doppellizenz hat er die größten Chancen darauf, sich schon jetzt in der Beko BBL durchzusetzen. In fünf von sieben Ligaspielen der aktuellen Saison hat er bereits Spielpraxis für den Deutschen Meister sammeln dürfen. Zweimal waren es gar mehr als 20 Minuten Spielzeit.

Mit 20 Jahren Debut in der Euroleague

 Stuckey hat mittlerweile auch seinen ersten Einsatz in der Euroleague hinter sich. „Das Spiel dort ist viel physischer, schneller, härter“, zieht der 20-Jährige nach seinem Debut im internationalen Club-Wettbewerb ein erstes Fazit. Schon allein die Größe der Gegenspieler sei imposant, denn wo gebe es schon einen Zwei-Meter-Point Guard, meint Stuckey nach dem Spiel gegen Virtus Rom. Natürlich träumt der junge Mann noch von der NBA-Karriere. Doch sie spukt ihm nicht im Kopf herum. Er konzentriert sich darauf, in Bamberg Fuß zu fassen. „Ich möchte mich erstmal in der BBL einfinden“, hält er Abstand von NBA-Ambitionen. Er macht sich auch keine Gedanken darüber, wo er als Basketballer in zwei oder gar fünf Jahren steht. „Ich weiß nicht, wie ich mich weiterentwickle“, sagt Stuckey, der im Hier und Jetzt lebt.

Eigentlich war vorgesehen, dass der junge Point Guard auch dieses Jahr hauptsächlich noch für Güßbach in der ProB die Spielzüge einleitet. Bei Brose wollte er vor allem das Training mitnehmen und das Gelernte in der ProB umsetzen. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von John Goldsberry bietet sich für Stuckey allerdings die Möglichkeit, schon jetzt verstärkt in der BBL aufzulaufen und sich für weitere Aufgaben zu empfehlen. Dementsprechend möchte der Guard jetzt angreifen, seine aktuelle Spielzeit beibehalten.

In Güßbach wird er momentan selten gesehen. Doch selbst wenn er wieder in der ProB auflaufen sollte, wird ihm die Umstellung von Brose zu Güßbach nicht schwerfallen. Von den Teams in der JBBL bis zur Beko BBL haben Volker Stix und Chris Fleming nämlich ein „einheitliches taktisches Spielkonzept“ installiert, wie es Stix formuliert. Dadurch, dass beispielsweise für alle Mannschaften die „gleichen Verteidigungsprinzipien“ gelten, fällt es den Profis leicht, für beide Teams zu spielen.


Stix, Head Coach des TSV Breitengüßbach und parallel Assistenztrainer der Nationalmannschaft, hält große Stücke auf seinen Schützling. Auf die Frage, wie nah Stuckey denn an der A-Nationalmannschaft steht, meint Stix: „Seine Chancen stehen sehr, sehr gut. Er war Leistungsträger in der U20 und wir haben uns schon überlegt, ob wir ihn dieses Jahr einladen.“ Da Maurice aber endgültig den Sprung in den Profikader des Deutschen Meisters schaffen kann und parallel eine Lehre absolviert, wollten die Verantwortlichen diesen zusätzlichen Druck noch von ihm fernhalten. „Wenn er sich nicht verletzt und seine Leistung stabilisiert, hat er sehr gute Chancen, schon nächstes Jahr für das Nationalteam aufzulaufen“, prognostiziert Stix.

Stuckeys Weg bis zur Nationalmannschaft ist überaus interessant. Im Oktober 2006 wurde er von Basketball-Legende Michael Jordan persönlich zu Deutschlands talentiertestem Nachwuchsspieler gekürt. Damals spielte er noch für die BG Leitershofen/Stadtbergen in der zweiten Regionalliga. Maßgeblich am Aufstieg der „Red Kangaroos“ in die erste Regionalliga beteiligt, hätte er gerne für seinen Jugendverein weitergespielt. Doch für eine aussichtsreiche Profikarriere musste er zu höherklassigen Vereinen wechseln. Bamberg wollte ihn schon damals verpflichten. Doch er wechselte zur Saison 2007/2008 lieber zu Erdgas Ehingen/Urspringschule. „Ehingen ist eine Guard-Schule“, erläutert Stuckey diesen Schritt. Auch Nicolai Simon und Lucca Staiger entwickelten sich dort beträchtlich weiter, verweist Stuckey auf zwei Beispiele, die diese Behauptung unterstreichen. In Ehingen konnte Stuckey seine Technik weiter verbessern, bekam den Feinschliff. „Mit Urspring bin ich Meister geworden und habe meinen ersten Titel geholt“, erinnert sich der gebürtige Augsburger. „In Ehingen habe ich eine gute Basketball-Ausbildung genossen“, urteilt Stuckey über die zwei Jahre in der ProB.


Doch 2009 war es Zeit für den nächsten Schritt. Ein Bundesliga-Team sollte es sein. Aber eines, das auch eine Mannschaft in der zweiten Liga hat. „Bamberg hörte sich am Besten an. Sie haben viele junge Leute herausgebracht“, spielte für Stuckey auch diesmal die Nachwuchsförderung eine entscheidende Rolle für seine Vereinswahl. Dort will er jetzt das Vertrauen seines Trainers rechtfertigen. Sein Vertrag bis einschließlich 2011/2012. Er geht davon aus, dass man in Bamberg darüber hinaus mit ihm plant, auch aufgrund der Deutsch-Quote. Denn ab 2012/2013 muss ein Bundesligist sechs einheimische Spieler unter Vertrag stehen haben.

Für alle Fälle und für die Karriere nach dem Basketball absolviert Stuckey eine Lehre als Industriekaufmann. Er habe eine „super Ausbildungsstelle“ bekommen, wird freigestellt, wann immer es nötig ist. Morgens um 8 Uhr geht es zur Arbeit, danach ist Kraft- oder Individualtraining bei Brose angesagt. Von 13 bis 15 Uhr arbeitet er dann wieder, ehe es um 17 Uhr nochmal für zwei Stunden in die Halle geht. Bamberg hat er längst ins Herz geschlossen, ebenso die Franken. Freizeit hat er kaum. „Die Freizeit ist Basketball. Ich mache nichts anderes“, sagt Stuckey während unseres Gesprächs immer wieder. „Wenn wir weggehen, dann als Team“.

Versohlt Jonathan Genck ihm wieder den Po?

Eine zentrale Rolle in Stuckeys Leben nehmen auch heute noch seine deutsch-französische Mutter, sein amerikanischer Vater und seine kleine Schwester ein. Die Eltern geben ihm Tipps, stehen ihm bei, haben damals den Kontakt zu Bambergs Manager Wolfgang Heyder hergestellt. Dort greift er jetzt an, bringt seine Karriere auf die nächste Stufe.

Aber auch wenn er möglichst viel in der BBL auflaufen möchte, gibt es ein Spiel, in dem er unbedingt in der ProB mitmischen möchte – nämlich gegen die alten Kollegen aus Leitershofen. Er brennt unheimlich auf diese Partie, das ist ihm deutlich anzumerken. „Brennen“ - dieses Wort ist auch das erste, das er nennt, als es um diese Begegnung in der ProB geht. „Es wäre kein Auswärtsspiel“, sagt Stuckey. Mit vielen Leuten aus der Augsburger Region hat er schon gesprochen. Sie wüssten nicht, für wen sie klatschen sollen, meint er. Eine Sache ist ihm ganz wichtig: „Hinfahren, gewinnen!“ Die Schlagzeilen bei einem Sieg der „Red Kangaroos“ kann er sich gut vorstellen, möchte darauf aber unbedingt verzichten, wenn er mit an Bord ist.

„Ich bin positiv überrascht, dass sich Leitershofen ganz gut schlägt, obwohl sie fast keine Spieler mit Erfahrung in der ProB haben“, meint Stuckey. Die meisten Spieler aus dem aktuellen Kader kennt er noch. Jonathan Genck, Felix Förster, Toni Karsch, Dennis Behnisch, Dominik Veney, Alex Chalusiak – alles Basketballer, mit denen er schon zusammengespielt hat. Auch Trainer Stefan Goschenhofer ist noch derselbe, dazu dessen Assistent Konstantin Liehr. Besonders Genck hat er prägend in Erinnerung: „Er hat mir in der U20 den Hintern versohlt“, wählt Stuckey Bildsprache. Genck spielte damals noch für die Giants Nördlingen, Angstgegner und Erzrivale zugleich.

Stuckey freut sich für die BG. Nur gegen Güßbach gönnt er den alten Kameraden nichts. „Wir sind auch ziemlich jung, aber tief besetzt“, erläutert Stuckey, wo der Vorteil für Tröster Breitengüßbach liegt. „Wir wollen oben mitmischen und haben die Mannschaft dafür“, sagt er. Das Datum für die Partie weiß er übrigens aus dem Stegreif: Am 20. November kommt es zum Showdown in der Osterfeldhalle.

Michael Stauner

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten