Wer hat’s erfunden? – Die Gelbsperre im Fußball picture alliance

Wer hat’s erfunden? – Die Gelbsperre im Fußball

  • Derk Hoberg
Für jede fünfte Gelbe Karte innerhalb einer Saison gibt es in der Bundesliga ein Spiel Sperre. Dass der DFB überhaupt eine Sperre für Verwarnungen eingeführt hat, ist einem echten Unikum des Fußballs zu verdanken.

Schaut man sich die nackten Leistungsdaten von Walter Frosch (Jahrgang 1950) an, dann lassen seine 61 Erst- und 68 Zweitligaspiele für Kaiserslautern und St. Pauli nicht gerade einen Profi erahnen, der den Fußball sonderlich geprägt hat. Doch die 27(!) Gelben Karten des Abwehrspielers in 37 Spielen der Zweitligasaison 1976/77 sind ein Rekord für die Ewigkeit.

Walter Frosch lässt den DFB über Sperre nachdenken


Bis dato hatte der DFB Sperren nur nach Roten Karten ausgesprochen. Die Gelb-Rote Karte gab es damals noch nicht (sie wurde erst 1991 eingeführt), und Gelbe Karten waren eben nur Verwarnungen und wurden deswegen eher als Kavaliersdelikt angesehen. Die Inflation der Gelben Karten im Falle Walter Froschs, der ähnlich wie der aktuelle Frankfurter Bundesligaprofi „Iron“ Maik Franz durchaus mit seinem Image als „Klopper“ kokettierte, bewegte den DFB jedoch zur Einführung einer Gelbsperre.



Anfangs musste man nach der vierten Gelben Karte eine Partie aussetzen, doch bald darauf erbarmte man sich beim DFB und hob das Niveau auf fünf Gelbe Karten an – vermutlich auch, weil sich selbst Walter Frosch, der „Erfinder“ der Gelbsperre, im weiteren Verlauf seiner Karriere zügelte und bei Weitem nicht mehr an seine Rekordmarke herankam. So was nennt man wohl Lerneffekt.

Walter Frosch: Tragische Kultfigur


Neben seinen Gelben Karten hatte der Spieler Walter Frosch aber noch mehr zu bieten. Heute würde man ihn vermutlich als tragische Kultfigur bezeichnen. Neben seinen Qualitäten auf dem Platz – die abgesehen von seiner harten Gangart gar nicht so schlecht gewesen sein können, immerhin wäre er 1974 beinahe beim FC Bayern München gelandet – zeichnete sich Frosch vor allem durch seine Sprüche und seinen Lebensstil aus.

So quittierte Frosch eine Einladung zur B-Nationalmannschaft im Jahr 1976 mit den Worten „Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Mannschaft oder in der Weltauswahl.” Bekannt ist auch sein selbstreflektierender Ausspruch „Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe“. Froschs Lebenswandel, zu dem bereits in Profizeiten rund 60 Zigaretten pro Tag und das eine oder andere alkoholische Getränk gehörten, verhinderten einerseits eine größere Karriere und führten andererseits zu mehreren Krebsoperationen.

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