Rückblick auf die Bundesligasaison 2009/10 – Teil 2 picture alliance

Rückblick auf die Bundesligasaison 2009/10 – Teil 2

  • Marco Heibel
Von den noch ausstehenden Relegationsspielen einmal abgesehen, ist die Bundesliga-Saison 2009/10 mittlerweile Geschichte. Die netzathleten blicken auf ein turbulentes Jahr zurück und bewerten das Abschneiden der Clubs. Im zweiten und letzten Teil geht es um die Top 6.

Bayern München: Platz 1, 70 Punkte, 72:31 Tore


„Das Ding“ ist also mal wieder bei den „Roten“ in München gelandet; zum 22. Mal in der 110-jährigen Vereinsgeschichte und zum 21. Mal seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963. Dabei haben im Herbst 2009 wohl nur noch hartgesottene Bayern-Fans an einen erfolgreichen Ausgang einer Saison geglaubt, die – Stand 11. Mai – mit dem Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League zur erfolgreichsten der Vereinsgeschichte werden kann.



Ein Rückblick: Am 12. Spieltag standen die Bayern nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte auf Platz 8 der Tabelle, in der Champions League drohte bereits in den Gruppenspielen das Aus. Einige Medien kolportierten schon, dass die Entlassung von Trainer Louis van Gaal nach gerade einmal vier Monaten Amtszeit unmittelbar bevorstehe. Doch ein einziges Spiel, das 4:1 in Turin am 8. Dezember 2009, sollte rückblickend zum Wendepunkt einer ganzen Saison werden. Auf einmal waren die Bayern wieder da, möglicherweise mehr denn je, und eilten auch dank ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit fortan in allen Wettbewerben von Erfolg zu Erfolg.

Einen solchen Wandel an einzelnen Personen festzumachen fällt immer schwer, doch letzten Endes hat Trainer van Gaal im Vergleich zur Vorsaison unter Jürgen Klinsmann erfolgreich an vielen Schrauben gedreht: Die Spieler selbst geben an, fitter und taktisch besser geschult zu sein als je zuvor. Jörg Butt ersetzte Michael Rensing im Tor, „Il Bomber“ Luca Toni und Abwehrchef Lucio wurden aussortiert, Bastian Schweinsteiger wurde vom Flügel in die Zentrale „befördert“ und spielt dort besser denn je. Der ablösefrei vom HSV gekommene „Wühler“ Ivica Olic wurde zum Fixpunkt im Spiel, ebenso wie die jungen Holger Badstuber und Thomas Müller. Phasenweise ist der FC Bayern sogar mit fünf Spielern in der Startelf angetreten, die der eigenen Jugend entstammen. Mit Rückkehrer Toni Kroos kommt zur kommenden Saison sogar noch ein weiterer junger Spieler mit Stammplatz-Ambitionen dazu.

Doch dem 24-Millionen Transfer von Arjen Robben, der Franck Ribéry entlastete und das Spiel der Bayern weniger ausrechenbar machte, kommt wohl die größte Bedeutung zu. Robben spielte die beste Saison seines Lebens, erzielte mehr als 20 Tore in allen Wettbewerben und wurde zum Schlüsselspieler in der Bayern-Offensive.
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Angesichts dieser vielen Glücksgriffe könnten einem auch schon einmal diverse (teure) Transfers durchrutschen, die nicht so wie gewünscht einschlugen: Edson Braafheid, Anatolij Tymoschtschuk oder Danijel Pranjic erwiesen sich nicht als Verstärkungen für das Team, und auch Mario Gomez, der vor der Saison für geschätzte 30 Millionen Euro Ablöse aus Stuttgart losgeeist wurde, wirkte vor allem in der Endphase der Saison unglücklich – wenn er überhaupt zum Einsatz kam. Auch die deutsche WM-Hoffnung Miroslav Klose kam die gesamte Saison nicht über die Rolle des Reservisten hinaus.

Auf http://www.snowstars.net/ findet ihr noch weitere Bilder der Meisterfeier des FC Bayern.

FC Schalke 04: Platz 2, 65 Punkte, 53:31 Tore


Hätte Schalke-Trainer Felix Magath es tatsächlich geschafft, die Deutsche Meisterschaft nach Gelsenkirchen zu holen (erstmals seit 52 Jahren), wer weiß, ob er nicht wieder einmal gesagt hätte: „Meine Mission ist erfüllt, ich ziehe weiter.“ So bleibt der Mann mit der scheinbar eingebauten Erfolgsgarantie nach dem zweiten Platz in dieser Saison mindestens noch ein weiteres Jahr der mächtige Mann bei den „Knappen“.

Zu bezweifeln ist jedoch, dass Magath auch in der kommenden Saison wieder auf diverse Nobodys (Carlos Zambrano, Christoph Moritz, Lukas Schmitz, Junmin Hao oder Joel Matip standen mehr als einmal in der Startelf) setzen wird, um erfolgreichen, aber keineswegs immer schönen Fußball spielen zu lassen. Nachdem bereits u.a. Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder von Real Madrid verpflichtet wurde, kursiert nun sogar der Name Michael Ballack rund um die Schalke-Arena.

Dieser Mannschaft und diesem Trainer wird im nächsten Jahr wohl alles zuzutrauen sein; auch ohne Toptorjäger Kevin Kuranyi, der sich für einen neuen Kulturkreis geöffnet hat und bald nach Moskau umziehen wird. Hoffentlich gibt’s da auch Nutella.

Werder Bremen: Platz 3, 61 Punkte, 71:40 Tore


Nach einer durchwachsenen Bundesliga-Saison 2008/09 sind die Bremer nach dem Ende dieser Spielzeit wieder dort, wo sie zwischen 2004 und 2008 immer vertreten waren: in der Champions League, zumindest in der Qualifikation – und das ohne Spielmacher Diego, der für knapp 25 Millionen Euro zu Juventus Turin gewechselt war. Sein Verlust wurde von Mesut Özil, aber auch Aaron Hunt und Marko Marin mehr als aufgefangen.

Und dennoch wäre mehr drin gewesen, wenn sich die Norddeutschen nicht jeweils zu Beginn der Hin- und der Rückrunde eine Auszeit genommen hätten. Immerhin bleibt ihnen noch die Chance, sich gegen den FC Bayern den DFB-Pokal zu holen. Kleiner „Wermutstropfen“: Erstmals seit Jahren stellt Bremen nicht den besten Angriff der Liga.

Bayer Leverkusen: Platz 4, 59 Punkte, 65:38 Tore


Und jährlich grüßt das Murmeltier... Böse Zungen behaupten, dass sogar in der Vereinssatzung von Bayer Leverkusen verankert ist, dass man unter keinen Umständen Deutscher Meister werden darf. Vielleicht ist das auch der Grund, warum man sich im Frühjahr den Begriff „Vizekusen“ rechtlich sichern ließ. Dementsprechend hat die Werkself auch in dieser Saison agiert: Herbstmeister, bis zum 25. Spieltag ungeschlagen, und dann am Ende noch nicht mal in der Champions-League-Qualifikation. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Jahren, in denen Bayer sogar noch aus den Top 5 gerutscht war, konnte das Team um Toni Kroos, Stefan Kießling und den Finnen Sami Hyypiä immerhin noch Platz vier sichern. Fortsetzung folgt.

Borussia Dortmund: Platz 5, 57 Punkte, 54:42 Tore


Für den BVB, immerhin Champions League-Sieger 1997, war die abgelaufene Saison mit Platz 5 die erfolgreichste seit 2003. Erstmals seit sieben Jahren hat es der Verein also geschafft, sich über die Liga für den Europapokal zu qualifizieren. Den Grundstein hierfür legte ein Lauf von 6 Siegen in Folge zwischen dem 14. und dem 19. Spieltag. Bezeichnend für diese homogene Mannschaft ohne ganz große Stars ist der für Trainer Jürgen Klopp typische laufintensive und leidenschaftliche Fußball.

VfB Stuttgart: Platz 6, 55 Punkte, 51:41 Tore


Der sechste Europapokal-Qualifikant ist der VfB Stuttgart – allerdings nur aufgrund der Tatsache, dass die beiden DFB-Pokalfinalisten Bayern München und Werder Bremen bereits über ihre Bundesligaplatzierung für den Europapokal qualifiziert waren und somit einen weiteren Europa League-Platz für den Bundesliga-Sechsten geschaffen haben. Doch selbst an diesen sechsten Platz war vor einem halben Jahr nicht zu denken gewesen.

Im November 2009 standen die Schwaben nämlich phasenweise sogar auf einem Abstiegsplatz. Der Verein entließ Trainer Markus Babbel, der den VfB im Jahr zuvor noch aus der Abstiegszone in die Champions League geführt hatte, u.a. weil er aufgrund seines Trainerlehrgangs in Köln unter der Woche kaum bei der Mannschaft sein konnte. Auf ihn folgte der Schweizer Christian Gross; und mit ihm kam der Erfolg zurück. Der VfB wurde mit 39 Punkten zum „Rückrundenmeister“.

Sinnbildlich für diesen Saisonverlauf liest sich die persönliche Statistik von VfB- und Nationalstürmer „Helmut“ Cacau: Zwei Toren in der Hinrunde stehen elf in der Rückrunde gegenüber.

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