Auf zum Gipfel! Stephan Kecks Tagebuch Teil 5 www.stephan-keck.at, Paul Gürtler

Auf zum Gipfel! Stephan Kecks Tagebuch Teil 5

  • Derk Hoberg
Nach Tagen des Wartens auf besseres Wetter scheint der Aufstieg zum Gipfel des Dhaulagiri (8167 Meter) nun endlich möglich. Der Plan: Am 13. Mai soll der Aufstieg gewagt werden. In Stephans exklusivem Tagebuch lest Ihr, wie es ihm und seinem Partner Paul Gürtler in den letzten Tagen erging.

06.05. Harte Spurarbeit

Wir starten wieder einmal recht früh Richtung Lager I. Bis zum flachen Gletscherbecken spuren Paul und ich alleine, dann schließen die ersten Leute der Kobler Gruppe auf und übernehmen die Spurarbeit. Es liegt ziemlich unregelmäßig Schnee, aber zum Teil ist es bis über die Knie tief zum Spuren. Harte Arbeit! Nach 5,5 Stunden erreichen wir bei leichtem Schneefall und Nebel Lager I. Wir verbringen den Rest des Tages damit, Schnee zu schmelzen, essen und trinken. Die Nacht verläuft zum Glück relativ ruhig.

07.05. Zurück ins Basislager

Wir wachen recht früh auf und beginnen schon wieder mit Schnee schmelzen. Flüssigkeit ist einfach sehr wichtig in dieser Höhe. Nach einer Weile schauen wir uns um, was unsere Kollegen so machen. Die haben scheinbar keine Eile, auch die Sherpas der anderen Gruppen sind noch weit weg von Lager i. Wir haben als Zweier-Team keine Chance, alleine bis zum Lager II zu spuren und der Rest der Gruppe, die im Lager I ist, wird sich ohne Sherpas heute wohl nirgendwo hin bewegen. So beschließen wir, wieder abzusteigen, um uns im Basislager zu erholen und dann bei der nächsten sich bietenden Chance Richtung Gipfel zu gehen. Für den Abstieg benötigen wir die übliche gute Stunde. Den Rest des Tages versuchen wir herauszufinden, wer wann und mit wem Richtung Gipfel gehen will.

08.05. Ein weiterer Tag des Wartens

Wir hängen wieder einmal den ganzen Tag im Basislager herum, holen Wetterberichte ein, unterhalten uns mit einzelnen Teilnehmern der Schweizer Gruppe und den Chinesen, lesen unsere Bücher und lassen uns von Purna und Chandra kulinarisch verwöhnen.

09.05. Der Plan

Ein weiterer Rasttag im Basislager. Wir haben nun mehrere Wetterberichte verglichen und uns endgültig vorgenommen, den 13.Mai als Gipfeltag ins Auge zu fassen. Laut Karl Gabel (Wetterexperte aus Tirol, d. Red.) könnte es auch der 14. Mai werden. Für uns ist das sehr schwierig abzuschätzen. Auf der einen Seite soll es vom 12. auf den 13. im unteren Bereich relativ wenig Wind geben, auf der anderen Seite müssen wir aber im Aufstieg, zwischen Lager II und Lager III, mit relativ starkem Wind rechnen. Das nächste Problem ist dann, dass es ab dem 14. Mai voraussichtlich schon wieder zu schneien beginnt.

Und was machen die anderen Teams? Die Chinesen wollen mit acht Sherpas zugleich mit uns Richtung Gipfel gehen, zusätzlich wird Mingma, ein Nepali, der bereits 10 8000er bestiegen hat, ebenfalls mit diesem Team losgehen. D.h. für uns: Es haben acht Chinesen mit Sauerstoff und deren 8 Sherpas, plus Mingma und wir, den Gipfel am 13.Mai im Visier. Das ist sehr gut für uns, damit ist eine sehr große Gruppe unterwegs. Falls es große Strecken zu spuren gibt oder sonstige Probleme auftauchen, erhöht das die Sicherheit doch merklich. We will see! Das Schweizer Team wird übrigens erst vier bis fünf Tage später in Richtung Gipfel starten.

D.h. wir werden morgen, 10.05., wieder wie üblich sehr früh losgehen, um ins Lager I zu kommen. Von da aus werden wir noch einmal mit Karl Gabel telefonieren, um das Wetter aktuell zu beurteilen. Am 11.05. wollen wir im Lager II sein. Wie wir erfahren haben, ist unser Zelt total im Schnee versunken und eventuell kaputt, das heißt wir werden im Lager II relativ viel Arbeit haben. Wenn das Wetter in Ordnung ist, werden wir am 12.05 unser Lager III irgendwo zwischen 7200 und 7500 Metern errichten. Dort werden wir nur eine sehr kurze Nacht verbringen. Wenn alles nach Plan läuft, wollen wir am 13. Mai um ca. 01:00 in der Nacht zum Gipfel aufbrechen. Wir melden uns dann im Anschluss wieder. Haltet uns die Daumen. Wir werden unser bestes geben, um den Gipfel zu erreichen und vor allem, um heil und ohne Erfrierungen wieder ins Basislager und nach Hause zurück zu kommen.

In der Zwischenzeit schöne Grüße

Stephan und Paul

Details

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  • Star Vita: Stephan Keck (25.09.1973), geboren in Schwaz in Tirol, ist Bergführer, Tourenguide, Ski- und Snowboardlehrer, sowie Mental- und Motivationstrainer. Der Extrembergsteiger ist auf den höchsten Bergen der Welt unterwegs, unter anderem auf dem Mount Everest und dem Nanga Parbat war er schon. Für die die nächsten Jahre hat er zahlreiche weitere Projekte geplant. Er gründete das Hilfsprojekt step 0.1 mit dem er sich sozial engagiert.
  • Star Erfolge: Shisha Pangma (2004), Nanga Parbat (2006), Mount Everest (2008), uvm.

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