Schlafen auf 7000 Metern – Stephan Kecks Tagebuch Teil 3 www.stephan-keck.at, Paul Gürtler

Schlafen auf 7000 Metern – Stephan Kecks Tagebuch Teil 3

  • Derk Hoberg
Nachdem Stephan Keck die ersten Probleme am Berg samt Krankheit überwunden hat, geht es nun darum, die Lagerkette für die Gipfeletappe vorzubereiten. In den letzten Tagen erreichten Stephan und sein Partner Paul bei kalten Temperaturen das Lager II, auf fast 7000 Metern Höhe.

Hier lest Ihr die neusten Einträge aus Stephans Tagebuch, die uns gestern mitsamt Bildern aus Nepal erreicht haben. Die Bilder seht Ihr in unserer Galerie.

25.04. Serac Zone abgebrochen

Aufstehen um 03:15 h, Purna und Sandra haben verschlafen, aber Paul hat alles im Griff und weckt uns alle. Um 03:30 h sitzen wir schon im Esszelt mit Nutella Brot und heißen Kartoffeln. Um 04:00 h sind wir dann startbereit. Wir haben Essen für mehr als 6 Tage dabei, noch etwas an fehlender Bekleidung, Firnanker und Fixiermaterial. So machen wir uns wieder auf den Weg ins Lager I. Außer uns starten zeitgleich vier Sherpas der Schweizer Gruppe. Diese treffen wir beim Einstieg am Eiger. Wir sind zum Glück etwas schneller und können vor ihnen in den Geröll und Eis Steilhang einsteigen. Zum Glück deshalb, da ich keinen Helm habe und so nichts von den anderen runterkommen kann.


Wir kommen gut voran. Beim Hellwerden haben wir die erste Steilpassage bereits hinter uns. Wir machen fast den gesamten Weg gemeinsam mit den Sherpas. Kurz vor Lager I hat sich dann der Weg überraschend geändert. D.h. die Aufstiegsspur ist nicht mehr vorhanden, da sich eine riesige Serac Zone (Eisturm oder –zacke am Gletscher, d. Red.) gelöst hat und den Weg mit 5-7m Eis verdeckt hat. Dazu haben wir zufällig ein Foto von vorher und nachher.

 

 

 

 

     Vorher und Nachher

 

 

Wir erreichen Lager I schließlich nach fünf Stunden. Den Rest des Tages nutzen wir zum Faulenzen, Wasser kochen und essen. Auch für den nächsten Tag ist nur ein Ruhetag im Lager I auf etwa 5800 Meter geplant.

26.04. Ruhetag

Ruhetag im Lager I: Nichts tun, essen, faulenzen, trinken.

27.04. Erstmals hoch ins Lager II

Wie vereinbart weckt mich Paul um 4:00 h. Der Kocher wird angelassen und das übliche für mich extrem grauslige Trinken und Essen beginnt. Paul kann irgendwie zu jeder Tages- und Nachtzeit essen und trinken, so auch heute - Müsli und Tee. Ich würge vier Stück Manner und etwas Flüssiges runter und dann können wir starten. Wir tragen zwei Zelte, Gas, Essen und Fixiermaterial hinauf. Um 6:00 gehen wir bei sehr starkem Wind los. Der Wind entwickelt sich ständig weiter, schließlich sogar zum Sturm. Die Sonne scheint zwar, aber es stürmt und es ist saukalt. Wenn Paul nicht eine zweite Vaude Jacke dabei hätte, hätte ich wohl Umdrehen müssen. Doch so haben wir nach sechs Stunden harter Spurarbeit Lager II erreicht. Wir haben Glück, ein iranisches Team hatte gestern seinen Gipfeltag und wir können einen Zeltplatz von Ihnen übernehmen. Allerdings müssen wir eine Stunde warten, bis die Jungs wieder fit zum Absteigen sind. Total ausgekühlt und im mitten Sturm stellen wir unser Black Diamond Single Wall Zelt auf. Dann machen wir uns auf schnellstem Weg zurück ins Lager I. Müde schlüpfen wir ins Zelt und beginnen wie üblich mit dem Schnee schmelzen, essen, trinken und schlafen dann erschöpft ein.

28.04. Schlafen auf fast 7000 Metern

Von Lager II auf 6650 Metern Höhe ist es nicht mehr so weit bis zum Gipfel des Dhaulagiri (8167 Meter)

 

Wieder steigen wir Richtung Lager II auf. Dieses Mal starten wir aber erst um 8:00 h. Es ist sehr schön und windstill heute, kein Vergleich zum Vortag. Einige der Schweizer steigen auch auf und vier Sherpas der Gruppe bringen ihr Material nach oben. So müssen wir dieses Mal nicht spuren. Es ist sehr heiß und der Weg ins Lager II zieht sich wieder ewig. Doch dieses Mal erreichen wir das Lager 2 schon nach fünf Stunden. Wir beziehen unser Mini Zelt und Paul beginnt sogleich mit dem Schnee schmelzen. Das war auch wirklich gut so, denn bei dem langsam aufkommenden Wind ist es nicht mehr so angenehm, Schnee zu schmelzen. Wie wir am nächsten Morgen sehen, müssen wir die Abspannung der Apsis noch verbessern, um in dieser dann halbwegs windgeschützt kochen zu können. Wir verbringen eine sehr enge, aber dennoch gute Nacht auf 6650 Metern.

29.04. Erstmal zurück ins Basislager

Bereits um 07.00 h sind wir wieder abmarschbereit. Heute geht es für uns endlich wieder retour ins Basislager. Einige Ruhetage sind jetzt geplant. Doch zuerst wird noch vor Sonnenaufgang Schnee geschmolzen. Wir müssen ja ständig trinken. Während wir Schnee schmelzen geht die Sonne auf. Dieser Anblick entschädigt uns wieder einmal für eine nicht so bequeme Nacht. Es ist ein wunderschöner Tag, herrlicher Sonnenschein und am frühen Morgen noch so gut wie kein Wind. Dann müssen wir unsere Sachen sturmsicher verstauen und unser Zelt noch einmal neu fixieren.

Bald sind wir startklar und wir spuren bei 15 cm Neuschnee und einem herrlichen Panorama in Richtung Lager I herunter. Im Lager I angekommen packen wir einige Sachen um, trinken schnell etwas und schon geht es weiter Richtung Basislager. Nach 2,5 Stunden sind wir von Lager II im Basislager angekommen. Wie immer geht es zuletzt quer über den Gletscher auf und ab, bis wir endlich bei unseren Zelten ankommen. Müde und zufrieden sitzen wir im Esszelt und lassen uns von Purna und Sandra bewirten. So wie es ausschaut, sind wir nun vorbereitet für den Gipfelgang. Jetzt brauchen wir einige Tage Ruhe und dann ein gutes Wetterfenster mit wenig Wind für den Gipfelgang. Die nächsten Tage werden wir nutzen, um unsere Reserven wieder aufzufüllen und auszuruhen. Wir melden uns bestimmt noch einmal vor unserem nächsten Aufstieg.

Aus dem Basislager, am 29.04.
Paul und Stephan

 

Details

  • Star Bild: Star Bild
  • Star Vita: Stephan Keck (25.09.1973), geboren in Schwaz in Tirol, ist Bergführer, Tourenguide, Ski- und Snowboardlehrer, sowie Mental- und Motivationstrainer. Der Extrembergsteiger ist auf den höchsten Bergen der Welt unterwegs, unter anderem auf dem Mount Everest und dem Nanga Parbat war er schon. Für die die nächsten Jahre hat er zahlreiche weitere Projekte geplant. Er gründete das Hilfsprojekt step 0.1 mit dem er sich sozial engagiert.
  • Star Erfolge: Shisha Pangma (2004), Nanga Parbat (2006), Mount Everest (2008), uvm.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten