Stephan Kecks erster Bericht vom Dhaulagiri – Problemlose Anreise www.stephan-keck.at, Paul Gürtler

Stephan Kecks erster Bericht vom Dhaulagiri – Problemlose Anreise

  • Derk Hoberg
Extrembergsteiger Stephan Keck ist seit etwa zwei Wochen in Nepal, unterwegs zum 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Für netzathleten.de schreibt er ein exklusives Tagebuch. Hier lest Ihr die ersten Einträge, die uns am Wochenende gemeinsam mit den ersten Bildern der Expedition erreicht haben.

Dhaulagiri Expedition 12.04.2010 - 29.05.2010

Team: Stephan Keck Paul Gürtler
Basislager Crew: BC Manager und Koch Purna Tamang
Ziel: Dhaulagiri Normalweg, 2er-Team, ohne Sherpa Unterstützung, kein Sauerstoff Skiabfahrt

12.04. Der Abflug

Start um 18:30 – Die Fahrt nach München. Nachdem wir alles verpackt haben, bringen uns Anita, und meine Kinder Sina und Silas an den Flughafen. Es ist wie immer alles gut gelaufen, außer dass beim Auto der Turbo ausgefallen ist. Wir erreichen den Flughafen trotzdem pünktlich und es bleibt sogar noch Zeit für ein Interview mit den netzathleten. Im Anschluss treffen wir noch ein paar Kollegen aus der Schweiz und Deutschland beim Check -In, die auf dem Weg zum Cho Oyu sind. Der Flug nach Abu Dhabi verläuft problemlos.

13.04. Ankunft in Nepal

Nach einigen Stunden Aufenthalt in Abu Dhabi, verlassen wir auch hier den Flughafen pünktlich. Beim Landeanflug auf Kathmandu kommen wir allerdings in ein schweres Gewitter und müssen zwei Std. kreisen. Wir werden gut durchgeschüttelt - so viele Blitze haben wir noch nie aus der Nähe gesehen. Endlich am Flughafen angekommen verläuft die Zollabwicklung wie immer problemlos. Schon nach kurzer Zeit haben wir unsere Ausrüstung und verlassen den Flughafen, begleitet von einem totalen Stromausfall. Außer dass es stockdunkel ist, fällt den Jungs am Flughafen nur auf, dass wir ein Fahrrad ohne Sitz und Pedale dabei haben. Das ist unser Mountainskyver, mit dem wir diverse Downhillstrecken bewältigen wollen. Wir wohnen dieses Mal mitten in Thamel und haben es am Abend dementsprechend einfach, noch ein offenes Restaurant zu finden.

14.04. Shopping in Thamel

Nach einem gemütlichen Frühstück geht es in die City von Thamel, um die letzten noch fehlenden Sachen für unser Abenteuer zu besorgen. „Pinkelflaschen“, Reservepacktasche, Gebetsfahnen, Ansichtskarten...Die Karten schreiben wir dann auch gleich noch im Innenhof eines Cafes, damit wir das schon mal hinter uns haben. Um 13:30 geht es dann wieder zum Flughafen und wir fliegen weiter nach Pokhara. Pokhara ist, abgesehen vom Dreck, den es hier leider in den meisten größeren Städten gibt, sehr nett. Wir machen einen Spaziergang am See und genießen die Ruhe und die Wärme. Es hat bestimmt +35°C. Im Moment läuft zwar alles noch sehr gemütlich, aber in Pokhara selbst ist es drückend warm und ziemlich laut - Autos , Motorräder, Discosound... Morgen geht es dann weiter nach Jomson und von dort aus endlich zu Fuß Richtung Dhaulagiri.

15.04. Die Tour mit dem Skyver

Die Nacht war sehr schwül und um 5:00 h gab es dann den Wake-up-Call. Nach einem kurzen Frühstück war unser Gepäck schnell verladen. Mit zwei Taxis ging es weiter zum Flughafen. Jogendra, von der nepalesischen Agentur hielt unsere Tickets bereit und wir bekamen nun auch einen neuen Begleiter – den einheimischen Zering. Er ist der Kameramann der Schweizer Gruppe, die wir am Flughafen schon getroffen hatten. Auch an diesem Flughafen erregt unserer Skyver, wie eigentlich schon üblich, erneut einiges an Aufsehen. Das erleichtert unser Einchecken, da das restliche Gepäck (mit zuviel Gewicht) nur Nebensache zu sein scheint. Der Flug von Pokhara nach Jomson dauert nur 45 Minuten. Damit sind wir endlich am Ausgangspunkt unserer Expedition angelangt. Jomson ist inzwischen auch durch eine Straße erschlossen und ist ein ebenfalls sehr staubiges Nest. Purna, unser Koch, erwartet uns hier schon am Flughafen.

Nachdem unser Gepäck auf einen Bus verladen ist machen wir uns zu Fuß auf den Weg nach Marpha. Genauer gesagt gehen Paul und Zering zu Fuß - ich rolle auf dem Skyver. Nach halber Strecke überhole ich eine Mutter mit ihrer Tochter. Das Mädchen ist gleich begeistert vom Roller und fährt den Rest der Strecke mit mir mit. In Marpha angekommen haben dann noch genügend Zeit, den kleinen Ort anzuschauen. Die Straße hat dem Ort nicht sehr gut getan. Alle Touristen, die aus Mustang oder von der Ansporn Runde kommen, steigen in Jomson in den Bus und lassen den Rest der Strecke aus. Wir werden fast in jeden Shop im Ort hineingezerrt und natürlich haben wir auch eingekauft. Xi-Steine, wieder Gebetsfahnen... Am Nachmittag wurde dann noch das Gepäck auf unsere Träger, die uns lediglich zum Basislager begleiten, aufgeteilt. Dann sind wir endgültig bereit zum Abmarsch. Noch eine Nacht. Die Nacht in Marpha ist vom Komfort her wesentlich schwächer als in Pokhara, aber dafür ist das Klima hier schon wesentlich angenehmer.

16.04. Der Aufstieg beginnt

Nach dem Frühstück verlassen wir Marpha in Richtung Dhaulagiri Basislager. Am Anfang geht es noch einige Minuten durch den Ort, doch schon bald lassen wir die Zivilisation hinter uns und es geht in steilen Serpentinen nach oben. Die Landschaft ist, abgesehen von einem recht guten Waldbestand, sehr karg und wüstenhaft. Auch die Temperaturen sind sehr heiß. Einige Eidechsen queren unseren Weg und wir kommen gut voran. Gegen Mittag erreichen wir einen Lunchplatz auf etwa 3600 Metern. Hier treffen wir noch auf einen einzelnen russischen Trekker mit seinem nepalesischen Team. Laut unserer Karte und unserem Höhenmesser kann es nun nicht mehr sehr weit bis zu unserem ersten Lagerplatz sein. Jak Karkha ist eine Alm auf etwa 4000 Metern. Diesen Ort haben wir auch sehr schnell erreicht. Nur unser Team will eigentlich noch etwas weiter hinauf, da es dort oben besser sei, an Wasser zu kommen. So steigen wir entgegen allen Akklimatisationsgesetzen bis 4200 Meter auf. Oben angekommen ist es nun schon etwas kalt und wir warten noch einige Zeit bis alle Träger da sind. Das Lager steht letztlich schnell und nach einem guten Abendessen verkriechen wir uns müde in unsere Schlafsäcke.

Momentan befinden sich Stephan Keck und Paul Gürtler noch unterhalb der eingezeichneten Route. Hier dick markiert sind Lager II und III. (Foto: ©www.istockphoto.com/Gannet77)

 

 

 

17.04. Der Ruhetag

Für heute haben wir einen Ruhetag eingeplant. Die Nacht verlief trotz der Höhe sehr gut. Ich habe den Vormittag in der Sonne liegend verbracht, während Paul eine Akklimatisationsrunde gedreht hat. Am Nachmittag war es dann umgekehrt, Paul hat geruht und ich war unterwegs. Unsere Träger haben den Tag genutzt, um einige Lasten vorauszutragen.

18.04. Hüfttief im Schnee

Sehr früh starten wir an diesem Tag in Richtung Dhampus-Pass auf 5258m. Die Landschaft hier ist sehr schön und wir sind, so wie es ausschaut, die einzigen Touristen, die auf diesem Weg gehen. Wir kommen gut voran und nach etwa zwei Std. sehen wir zum ersten Mal den Dhaulagiri vor uns stehen. Während des Tages ziehen aber immer wieder Wolken auf und die Sicht wird von Zeit zu Zeit etwas schlechter. Der Weg Richtung Dhampus-Pass zieht sich in einem ewigen Auf und Ab. Gegen 14:00 aber erreichen wir das Dhampus Basislager auf 5000 Meter und sind wirklich froh, dass wir unser Tagesziel erreicht haben. Haben wir uns zumindest gedacht.

Purna schlägt nämlich vor, dass wir noch drei Std. weiter gehen und unser Lager in der Nähe des French Col aufschlagen. Somit würden wir einen Tag später das Basislager am Dhaulagiri erreichen und auch gut und gerne 200 Höhenmeter tiefer schlafen können. Das klingt auch für uns sehr gut und wir machen uns auf den Weg. Eine Stunde später, um 15:00, erreichen wir den Dhampus.Pass. Die Sonne scheint zu dieser Zeit und es ist sehr warm. Bis auf den Pass kamen wir fast schneefrei durch. Doch auf der Nordwest-Seite des Passes, Richtung Hidden Valley, liegt sehr viel Schnee und dieser trägt leider überhaupt nicht. Wir können aber von oben sehen, dass es eine Möglichkeit gibt, auf trockenes Gelände zu kommen, um von dort aus weiter abzusteigen. Das versuchen wir auch. Wir spuren etwa 300 Meter hüfttief im nassen Schnee nach unten. Dafür benötigen wir fast zwei Std. Unten angekommen warten wir auf unsere Mannschaft. Langsam geht die Sonne unter und es wird unangenehm kalt.


Wir sind nach wie vor auf fast 5100 Meter Höhe. Unsere Träger brauchen auch sehr lange, um uns zu folgen: Mit 30 kg auf dem Rücken und extrem schlechter Ausrüstung ist das nicht unbedingt verwunderlich. Kurz vor Sonnenuntergang tauchen sie dann auf. Paul geht ihnen ein Stück entgegen, um beim Tragen der Lasten zu helfen, ich gehe hingegen nach unten, um den Weg zu suchen. Langsam wird es dunkel. Ich warte etwas weiter unten auf die Träger und Paul. Wir müssen noch einen letzten Bach und ein Schneefeld überqueren, bis wir endlich im Trockenen sind. Beim Überqueren des Schneefeldes sinken wir wieder hüfttief im Nassschnee ein. Dafür entdecken wir auf dem Weg nach unten einen Teil des Flugzeuges, das im Zuge der Erstbesteigung vor 50 Jahren abgestürzt ist. In der Dämmerung errichten wir unseren Lagerplatz im Hidden Valley auf 5050m. Ich bin müde und verzichte auf das Abendessen, bzw. beschränke mich auf einige Löffel Reis. Paul ist noch einige Zeit bei Purna und den Trägern im Kochzelt.

19.04. Erste Rückschläge und Krankheiten

Die Nacht verläuft überraschend gut und den heutigen Tag nutzen wir wieder einmal als Ruhetag. Unsere Träger brauchen den Tag, um das gestern zurückgelassene Material zu holen, bzw. weiter Richtung French Col zu tragen. Im Laufe des Tages stellt sich bei mir aber heftiges Kopfweh ein und am Abend kommt dann noch massiver Durchfall dazu. Paul geht es bestens und er bespricht mit Purna und den Trägern die weitere Vorgehensweise. In der Nacht räumt es mich dann vollständig aus. Es kommt nur noch Wasser. Die Kopfschmerzen werden durch den Flüssigkeitsverlust auch nicht wirklich besser. Kurz gesagt, es geht mir richtig schlecht. Paul kramt aus seinen Medikamenten ein spezielles Antibiotikum für mein Problem heraus. Aber immer, wenn ich etwas trinke, stehe ich fünf Minuten später mit heruntergelassener Hose im Schneesturm vor dem Zelt. Antibiotikum und Aspirin helfen mir aber durch die Nacht. Zeitweise sind wir uns nicht sicher, ob es das nun schon war mit unserer Expedition und sie vorbei ist, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Müssen wir durch das Hidden Valley ins Nirgendwo absteigen. Von der Höhe her liegen wir nämlich bereits mehr als hoch genug, um ein massives Höhenproblem zu kriegen.

Aus dem Basislager, am 20.04.
Paul und Stephan

Lest am Mittwoch wie es weiter geht und ob Stephan seine Krankheit überwinden kann...

 

Details

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  • Star Vita: Stephan Keck (25.09.1973), geboren in Schwaz in Tirol, ist Bergführer, Tourenguide, Ski- und Snowboardlehrer, sowie Mental- und Motivationstrainer. Der Extrembergsteiger ist auf den höchsten Bergen der Welt unterwegs, unter anderem auf dem Mount Everest und dem Nanga Parbat war er schon. Für die die nächsten Jahre hat er zahlreiche weitere Projekte geplant. Er gründete das Hilfsprojekt step 0.1 mit dem er sich sozial engagiert.
  • Star Erfolge: Shisha Pangma (2004), Nanga Parbat (2006), Mount Everest (2008), uvm.

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