Armstrong nicht vor 2012 auf Hawaii Picture Alliance

Armstrong nicht vor 2012 auf Hawaii

  • Christian Riedel
Für einigen Wirbel in der Triathlon-Szene sorgte die Ankündigung des siebenmaligen Tour de France Siegers Lance Armstrong, nach seiner aktiven Radkarriere angeblich nur zum Spaß beim Ironman Hawaii zu starten. Was der zweifach Hawaii-Sieger Craig Alexander dazu sagt, verrät er im Interview?

netzathleten: Craig, glaubst du, dass es gut für den Triathlon-Sport wäre, wenn Lance Armstrong auf Hawaii starten würde?
Craig Alexander: Auf jeden Fall. Wenn Lance in Kona an den Start ginge, wäre es das Beste, was dem Triathlon passieren könnte. Man muss sich nur mal anschauen, wie viele Medien sein Comeback verfolgt haben und was hier bei der Tour Down Under für ein Wirbel wegen Lance veranstaltet wird.

Ein Start von Armstrong auf Hawaii würde das Medieninteresse für Triathlon auf jeden Fall steigern. Als Lance im letzten Jahr hier in Australien gestartet ist, waren Medien aus der ganzen Welt da, um darüber zu berichten. Wenn er in Hawaii starten würde, dass wäre großartig für uns, das würde Triathlon auf einen anderen Level heben und mehr Anerkennung bringen. Und wenn das Medieninteresse steigt, ist es leichter, Sponsoren zu finden.

netzathleten: Wie schätzt du die Chancen von Lance Armstrong ein? Kann er gewinnen?
Craig Alexander: Schwer zu sagen, ob er gewinnen würde, aber ein Platz in den Top 5 halte ich für sehr realistisch. Seine Vorbereitung auf die Tour ist legendär und ich habe keinen Zweifel daran, dass er Triathlon mit der selben Akribie angehen würde.

Ich kenne seinen Coach Chris Carmichael. Chris hat mir gesagt, dass Armstrong den Triathlon nicht auf die leichter Schulter nehmen würde und nur drei Monate trainiert. Wenn, dann macht Lance das richtig und trainiert 18 Monate dafür. Seine Vorbereitung wird definitiv länger sein als die üblichen 12 Monate. Ich rechne nicht vor 2012 mit ihm in Kona.

netzathleten: Spielt es eine Rolle, dass Lance Armstrong früher Triathlet war?

Craig Alexander: Klar, das darf man nicht vergessen. Seine Situation ist nicht vergleichbar mit der anderer ehemaliger Protour-Fahrern wie beispielsweise Larent Jalabert (FRA), die sich mal auf Hawaii versucht haben. Bei Lance sind die Voraussetzungen schon wesentlich besser. Er weiß wie man schwimmt und hat auch schon gute Marathonzeiten hingelegt.

Außerdem gab es ja noch Steve Larsen einen ehemaligen Protour-Fahrer, der bei seinem ersten Start auf Hawaii gleich neunter wurde. Lance Armstrong ist mit Sicherheit der bessere Radfahrer. Man kann nicht sagen, dass er keine Chance hat, aber das er gewinnt, würde ich nicht sagen, dafür kann zu viel passieren.

netzathleten: Ist es ein Vorteil für Lance Armstrong, dass er ganz andere Möglichkeiten hat, sich vorzubereiten?
Craig Alexander: Lance achtet auf jedes Detail. Ich meine, er reist mit seinem eigenen Physiotherapeuten und Masseur, er hat Zugang zu allen Trainingsmethoden, sein Training ist strategisch aufgebaut und gut durchgeplant. Das sind schon enorme Vorteile.

Man darf ebenfalls nicht vergessen, dass er regelmäßig auf Hawaii trainiert. Er kennt den Kurs also schon sehr gut. Bevor er dieses Jahr zur Tour Down Under kam, hat er zuletzt noch drei Wochen auf Hawaii trainiert. Wenn ich wetten müsste, würde ich sagen, dass er mit Sicherheit unter die Top 5 kommt.

Er wird vermutlich nicht mit der ersten Schwimm-Gruppe mithalten können, aber mit 12 Monaten Schwimmtraining wird er nicht so viel Zeit verlieren. Ich glaube er wird an dem Tag die beste Radzeit fahren und er ist schlau genug, dass er auf dem Rad nicht 100 Prozent gibt.

netzathleten: Aber ein 180 Kilometer Zeitfahren, machen die Pros bei der Tour de France doch auch nicht. Wird er trotzdem so stark sein?
Craig Alexander: Einen Ironman kann man natürlich nicht mit einem 50-Kilometer Zeitfahren bei der Tour de France vergleichen. Da geben die Fahrer alles und brechen fast nach der Zieleinfahrt zusammen. Lance wird wissen, dass er seine Ressourcen anders einteilen muss und auf dem Rad nicht alles geben darf.

Außerdem ist er ja schon bei Triathlons angetreten und ist vorher schon Marathons gelaufen. Er weiß, wie sich das anfühlt, 42 Kilometer zu laufen. Trotzdem wird er auf dem Rad die Führung herausfahren müssen, wenn er sich gut platzieren will. Aber Lance wird das nicht falsch einschätzen, dafür kennt er sich zu gut und er weiß, wie hart das für ihn wird, aber dementsprechend hart wird er sich auch darauf vorbereiten.

Lance Armstrong weiß, dass das eine große Herausforderung für ihn wird Ich glaube schon, dass er Chancen hat. Auch wenn er angekündigt hat, nur zum Spaß mitfahren zu wollen, wer Lance Armstrong abschreibt, ist ein Idiot.

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