Leitfigur Darja Varfolomeev: Gelebte Vorbildrolle PwC / Picture Alliance -- Darja Varfolomeev
Rhythmische Sportgymnastik

Leitfigur Darja Varfolomeev: Gelebte Vorbildrolle

  • Frank Schneller
Sie gilt als Gold-Kandidatin in Paris. Mit nur 17 Jahren hat sie eine beeindruckende sportliche Karriere vorzuweisen. Auch ihre Persönlichkeitsentwicklung macht die Weltklasse-Gymnastin zur Ausnahme-Erscheinung. Darja Varfolomeev möchte Vorbild sein. Die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft, PwC Deutschland, Partner der Deutschen Sporthilfe, hat sie auch darum für die Kampagne ‚The Perfect Fit‘ ausgewählt.
Vorbilder und Leitfiguren sind wichtig. Auch im Berufsleben. „Sie können uns anspornen und neue Perspektiven vermitteln. Vorbilder beeinflussen unsere persönliche Entwicklung und unseren beruflichen Werdegang“, so Bettina Geuenich, Editor in Chief beim HRM Institute. „Unternehmen können diese Wirkung gezielt nutzen, um Karrieren voranzubringen und die Organisationsentwicklung zu unterstützen.“ Vor allem Berufseinsteiger wünschen sich laut Umfragen Bezugspersonen und Mentoren, die mit gutem Beispiel vorangehen, Halt geben.

Eine junge Dame, die davon berichten kann, wie wichtig Leitfiguren sind und sich mit nur 17 Jahren bereits selbst eine Vorbildrolle zutraut, ist Darja Varfolomeev (TSV Schmiden), mehrfache Europa- und Weltmeisterin der Rhythmischen Sportgymnastik und Gold-Kandidatin für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Darja Varfolomeev
Neben sportlichem Erfolg ist eines ihrer wichtigsten Ziele: Viele Kinder und junge Talente für ihren Sport begeistern. Darja stieg bereits mit 15, und nicht wie üblich mit 16 Jahren, zu den Erwachsenen auf. „Seit ich bei den Seniors starte, merke ich, dass ich Jüngere begeistern kann – und dass sie bereits zu mir aufschauen.“ Die Schülerin möchte ihre Strahlkraft nutzen. Eine ihrer Visionen: Nach der aktiven Laufbahn als Trainerin arbeiten, primär im Nachwuchsbereich.

Früh einsetzender Reifeprozess

„Das Zeug dazu hat sie. Sie erfüllt schon jetzt die Kriterien, um anderen ein gutes Vorbild zu sein – nicht nur aufgrund ihrer Leistungen“, bestätigt Isabell Sawade, Teamchefin des Deutschen Turnerbundes. Sie gibt ein Beispiel für Darjas vorbildliche Haltung: Als diese im September für ihre überragenden WM-Leistungen bei einem Empfang in Fellbach geehrt und anschließend im Mannschaftskreis gefeiert wurde, seilte sich der Star des Abends zwischendurch einfach mal ab, um am Olympiastützpunkt eine Einheit Physiotherapie zu absolvieren. Sawade und Darjas Vereinstrainerin Yulia Raskina – eins ihrer Vorbilder – loben dieses hohe Maß an Professionalität und Selbstachtsamkeit der Ausnahme-Gymnastin.

Vieles sei auf ihren Werdegang zurückzuführen. Darauf, dass sie als Zwölfjährige allein aus ihrer russischen Heimat nach Deutschland kam, um hier den Durchbruch in die Weltspitze zu schaffen. Wer so jung so entschlossen und mutig ist, reift früh zur Persönlichkeit. „Wer sich nur auf sein Talent verlässt und nicht fleißig genug ist, schafft es nicht“, erklärt Darja außerdem. „Ehrgeiz und Wille sind wichtiger als Talent“. Dies sei eine Botschaft an die Jüngeren, betont sie – schon ganz Mentorin. Dass sie „Selbstvertrauen daraus ziehen kann, wenn ich gut vorbereitet bin“, ist eine weitere Message an jene, die zu ihr aufschauen. Diese Formel sorgt auch für Erfolg in Job, Schule, Studium und Ausbildung. Darja ist der beste Beweis: Diese Einstellung lässt sie neben den rund 36 Stunden Training pro Woche auch die Schule meistern.

Natürlich braucht selbst eine intrinsisch hochmotivierte Ausnahmesportlerin wie sie ab und zu einen Impuls oder aufbauende Worte: „Manchmal, wenn ich mich nicht so stark fühle, muss schon mal jemand sagen: Los, komm. Du schaffst das.“ Zuspruch findet sie bei ihren Eltern: „Sie haben mir immer gesagt, dass ich ganz viel erreichen kann. Aber auch, dass ich viel investieren muss, um mich immer weiter zu verbessern.“ Sogar die Olympiateilnahme hat Darjas Mutter ihr früh prophezeit.

Darja Varfolomeev

Bewusster Umgang mit der Rolle als Leitfigur

Und wenn sie vor dem Wettkampf doch mal hadert, helfen ihre Trainerinnen Raskina und Yulia. So zum Beispiel bei der Vereins-WM in Tokyo 2023. Da hatte Darja gerade mal zwei Wochen Vorbereitungszeit und schon entstanden Zweifel. Ihre Trainerin Yulia erinnerte sie dann daran, dass sie vier Wochen zuvor fünfmal WM-Gold in Valencia geholt hatte. „Dein Körper vergisst doch nicht alles in so kurzer Zeit.“ Und Darja bestätigt: „Der Zuspruch wirkte. Tatsächlich hatte ich noch alles in mir, was ich brauchte.“ Das Trio aus Schmiden holte Gold mit ihr in Tokyo. Die nötige Nähe und das Gespür füreinander sind essenzielle Fähigkeiten, insbesondere aus der Trainer- und Vorgesetzten-Perspektive. Auch das gilt im Sport gleichermaßen, wie im Beruf.

Das sind wertvolle Erfahrungen, die Darja in ihrer Rolle als Vorbild und Leitfigur helfen und die sie ebenso an Nachwuchstalente weitergeben kann. Mehrmals hat sie bereits bei internationalen Workshops dem Gymnastik-Nachwuchs zur Seite gestanden. Und auch hier gilt: Vorbereitung ist alles. „Auf dieses Training muss man sich ebenso intensiv vorbereiten. Man trägt schließlich Verantwortung für die jungen Leute und sollte es ganz besonders gut machen.“

Sich an Vorbildern zu orientieren ist eine Sache. Selbst Vorbild zu sein eine andere. Dafür braucht man möglichst viele von Darjas Skills: Akribie, Sorgfalt, Fleiß, Zielfokussierung, Nervenstärke, Selbstvertrauen. Das Bewusstsein für diese Führungsqualitäten ist elementar. An der Gymnastikmatte – und im Office.

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