Die große Kugel ist da! - Eric Frenzels Kolumne gettyimages

Die große Kugel ist da! - Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
Zum vierten Mal in Folge Gesamtweltcup-Sieger und hier schildert er seine Eindrücke und Erfahrungen: Eric Frenzel, Nordische Kombination.
Zum vierten Mal in Folge darf ich die große Kristallkugel mit nach Hause nehmen, die für den Gewinn  des Gesamtweltcups steht – ich bin überglücklich! Viele Reporter und Journalisten haben mir in den letzten Tagen vorgerechnet, welche statistischen Rekorde ich in diesem Winter gebrochen habe und welche ich in naher Zukunft brechen könnte. Über das eine oder andere konnte ich staunen, vieles war mir auch überhaupt nicht bewusst. Das letztere liegt natürlich daran, dass ich gar als Leistungssportler schon immer im „Hier und jetzt“ lebe und immer auf die jeweilige bevorstehende Aufgabe fokussiert bin. Trotzdem freue ich mich über die „Rekorde“, weil sie vor allem Kontinuität spiegeln. Als ich zum ersten Mal Weltmeister wurde, habe ich gesagt, dass ich zeigen möchte, dass dieser Titel keine Eintagsfliege sei und daran habe ich jetzt vier Jahre lang gearbeitet – mit Erfolg, denke ich. In diese Zeit fallen weitere Weltmeistertitel, der Olympiasieg und eben vier Gesamtweltsiege. Der Sieg in Sotchi ist natürlich etwas ganz besonderes, aber geht es um die sportliche Leistung, gibt es nichts, was höher zu bewerten ist, als ein Gesamtweltcupsieg, mit dem nachgewiesen wird, dass man nach einer ganzen Wintersaison der beste Sportler des Starterfeldes gewesen ist. Dies in vierfacher Folge geschafft zu haben, macht mich sehr stolz.
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Dies umso mehr, weil ich nur zu gut weiß, dass man sich jeden einzelnen Weltcupsieg hart erkämpfen muss. Einige Beispiele hat diese Saison eindrucksvoll aufgezeigt. Als der junge Norweger Riiber schon deutlich in Führung und unmittelbar vor seinem ersten Weltcupsieg stand, bog er vor der Zielgeraden falsch ab, was ihm den Triumph kostete und mir und mir den Tagessieg schenkte. Auch das Wahnsinnsrennen gegen Akito Watabe beim letzten Triple-Wettkampf in Seefeld, bei dem dieser mit 56 Sekunden Vorsprung vor mir in die Loipe ging und sich nach einem Sturz doch noch von mir überholen lassen musste. Dass zwei sicher geglaubte Sieger zum Schluss noch straucheln, zeigt die Unwägbarkeit eines jeden einzelnen Rennens – es wird einem nichts geschenkt, jeder Sieg ist ein wenig auf Blut, Schweiß und Tränen gebaut… und manchmal braucht man auch ein wenig Glück!

Ich bin vor allem überglücklich, dass ich diesen Erfolg im Rahmen meiner Lebenssituation erlangen konnte, nämlich als Student in Mittweida und als frischgebackener,  zweifacher Familienvater. Diese Entwicklungen mussten in der Vorbereitung auf die Saison entsprechend berücksichtigt werden, was manchmal dazu führte, dass ich mich gefragt habe, ob ich sportlich genug getan habe.

Die Antwort kenne ich jetzt.

Herzlichst,
Eric

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