Auf dem Weg nach Rio: Paracyclerin Denise Schindler Denise Schindler

Auf dem Weg nach Rio: Paracyclerin Denise Schindler

netzathletin und Paracyclerin Denise Schindler hat eine Auszeit vom Job genommen. Für sie gibt es in diesem Jahr nur ein Ziel: Rio de Janeiro. Wir haben bei unserer Kollegin nachgehört, wie die Vorbereitung läuft.
Sonne satt und perfekte Strecken, um sich auf die Paralympics in Rio vorzubereiten. Im südafrikanischen Stellenbosch, etwa 30 Minuten von Kapstadt entfernt, hat sich Schindler die Basis geholt für die kräftezehrende Saison mit zwei Höhepunkten: Der Bahnrad-WM im März und natürlich den Paralympics im September. „Auf dem Fundament, das in Südafrika gelegt wurde, baut die komplette Saison auf. Von daher war es ein sehr wichtiges Trainingslager für mich“, erzählt Schindler. Und keinesfalls ein Zuckerschlecken. Bis zu fünf Stunden saß die 30-Jährige täglich im Sattel. Und dann war noch nicht Feierabend. „Eigentlich gab es zwei Tagesabläufe“, beschreibt sie. „Entweder es gab nach dem Frühstück und einer speziellen Elektrostimulations-Einheit eine lange Ausfahrt von vier bis fünf Stunden, anschließend Regeneration, duschen, essen, Elektrostimulation, schlafen. Oder ich habe zwei Mal trainiert, dann war die Vormittagsausfahrt nur halb so lang, dafür ging es am Nachmittag zum Krafttraining.“ Für Freizeit blieb da nicht viel Raum. „Eine Ausfahrt zum Tafelberg, Silvester in Kapstadt an der Waterfront – das war´s“ erzählt sie lachend.

Stellenbosch: Optimale Bedingungen und Profi-Treff

Schnee und Eis zu entkommen, war ein Grund, warum Südafrika für das Trainingslager gewählt wurde. Bei etwa 30 Grad konnten sich Schindler und ihre Kollegen zudem auch schon mal auf die warmen Temperaturen einstellen, die in Rio warten. Und nicht nur das. „Stellenbosch ist das Eldorado für Radler“, berichtet Schindler. „Es gibt lange, kurze, flache, bergige Strecken – die Landschaft gibt alles her.“ Und mit dem SUSPI, dem Stellenbosch University Institute, einem universitätseigenen Leistungszentrum, steht auch für Krafttraining, Athletiktraining, Regeneration und Leistungsdiagnostik ein kompetentes Zentrum zur Verfügung. „Die haben alles. Einen Recovery-Bereich mit Eisbecken und Wärmebecken oder auch eine Crossfit-Area, die so groß ist wie ein ganzes Fitnessstudio.“ Obwohl wir nur telefonieren – Schindler ist derzeit schon wieder im nächsten Trainingslager auf Mallorca – kann man das Blitzen in ihren Augen spüren, wenn sie von den Bedingungen schwärmt. Und davon, wie lässig es ist, mit anderen Profis zu trainieren, sie zu treffen und kennenzulernen. „Ich konnte mit dem Sprinterteam der Nationalmannschaft auf der Bahn trainieren, unter anderem mit Kristina Vogel. Das belgische Sprinterteam hat bei uns im Guesthouse gewohnt, das holländische Parateam Schwimmen war da, das Great Britain Leichtathletik-Team ebenso“, berichtet Schindler. „Das ist schon geil!“

Denise Schindler im Kreise der Sprinter


Die weitere Vorbereitung

Die dreieinhalb Wochen in Südafrika waren der Auftakt der Vorbereitung für eine Saison, die im März ihren ersten Höhepunkt bereithält: Die Bahnrad-WM in Montichiari, Italien. „Darauf liegt jetzt ganz klar der Fokus, schließlich ist das auch die letzte Quali für die Paralympics“, sagt Schindler. Die Nominierungen für Rio gehen erst nach der WM vonstatten. Unglücklich sei das, meint Schindler. „Dadurch hat man eine Saison mit zwei Höhepunkten. Das ist von der Vorbereitung her natürlich nicht optimal. Andere Verbände, beispielsweise die Briten, lösen das besser, indem sie schon zu einem früheren Zeitpunkt ihre Athleten für Rio nominieren.“

Der ganze Trainingsaufbau kann in der Folge so gesteuert werden, dass der Athlet im September seine maximale Leistung erreicht. Wer sich vorher schon einmal auf 100 Prozent bringen muss, ist da im Nachteil. Gerade im Falle der Paracycler kann das problematisch sein. „Im Gegensatz zu einer WM werden bei mir bei den Paralympics drei Klassen zusammengefasst. Das heißt: Die Konkurrenz ist deutlich härter. Ich muss beispielsweise im Zeitfahren um bis zu fünf Prozent schneller fahren als die anderen. Das macht eine Menge aus“, sagt Schindler. Ihren Optimismus verliert sie aber trotzdem nicht. Letzte Woche noch ein Trainingslager auf Mallorca und jetzt „wird geprügelt bis zur WM. Dann habe ich eineinhalb Wochen Pause, fliege noch mal nach Mallorca, fahre zwei Weltcups und habe dann wirklich nur noch Rio im Kopf.“

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten