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Wer ist eigentlich dieser Thomas Diethart?

  • David Meininger
Eins ist sicher: Der Österreicher hat auf jeden Fall jetzt schon einen Platz in der traditionsreichen Geschichte des Skispringens. Mit dem Sieg der prestigeträchtigen Vierschanzentournee sorgte der neue Wintersportstar für eine Sensation. Dabei sind die Umstände seines Sieges ebenso beeindruckend wie seine sportlichen Leistungen.

Ist Thomas Diethart der neue Superstar des Skispringens oder doch nur ein One-Hit-Wonder? Das ist die Frage, die die Wintersportexperten in den vergangenen Wochen wohl am meisten beschäftigt hat. Der Sieg des erst 21 Jahre alten Österreichers zeigt wieder einmal, dass im Sport alles möglich ist. Doch der Weg aufs Podium war kein leichter.

Übernachtung in der Schanzenhütte

Geboren und aufgewachsen ist Diethart in Michelhausen, Niederösterreich, ein Gebiet ohne hohe Berge und daher wenig geeignet für einen zukünftigen Skispringer. Aus diesem Grund fuhren Vater und Sohn Woche für Woche nach Hinzenbach in Oberösterreich, um dem jungen Thomas Diethart das Skispringen zu ermöglichen. Da die Familie nicht über allzu große finanzielle Mittel verfügte, übernachteten die beiden des Öfteren auf einer Matratze in der Schanzenhütte. Außerdem bemühten sich die Eltern eine Firma zu finden, die die Kosten der Skisprungausrüstung übernahm. „Das ist dermaßen ungut“, sagte Gernot Diethart den Journalisten nach dem Sieg seines Sohnes, „du bist Bittsteller und weißt, das könnte und wird die Zukunft sein.“

Kein Musterschüler

Nicht nur die finanziellen Hürden machten es Thomas Diethart nicht einfach. Als Jugendlicher legte er sich oftmals selbst Steine in den Weg. „Kein braver Musterschüler“, fasst sein Vater die früheren Probleme zusammen - zwischenzeitlich war Diethart aus sämtlichen Kadern geflogen. Doch seine außerordentliche Sprungkraft und sein Talent brachten ihn immer wieder zurück. Bis vor einer Woche der Knoten endgültig platzte und Diethart über Nacht zum Star wurde.

Mentale Stärke bringt den Sieg

Eine weitere Anekdote ist die glückliche Berufung Dietharts in die österreichische Skispringerreihe. Thomas Morgenstern, Idol und Vorbild Dietharts, stürzte und verletzte sich im Dezember vergangenen Jahres. Cheftrainer Alexander Pointner holte daraufhin den in der zweiten Reihe versunkenen Diethart mit ins Boot. Der Rest der Geschichte klingt wie ein Märchen. Platz drei in Oberstdorf, Platz eins beim Neujahrsspringen, Platz fünf in Innsbruck und erneut Platz eins in Bischofshofen - Sieger der Vierschanzentournee mit nur acht Weltcupteilnahmen.
„Ich habe gewusst, dass er die Nerven behält, er war so cool. Ich habe richtig Gänsehaut bekommen“, schwärmte Pointner. Während der Sprünge zeigte Diethart keinerlei Anzeichen von Nervosität oder Unsicherheit, die mentale Stärke ist eines der großen Talente des 21-Jährigen. Dadurch konnte er erfahrene Springer, wie beispielsweise sein Idol Thomas Morgenstern, hinter sich lassen und für die ganz große Überraschung sorgen. Nach dem Tourneesieg geriet der eigentlich so abgeklärte Diethart doch ein wenig aus der Fassung: „Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis ich realisiert habe, was da passiert ist.“

Was kommt jetzt auf Diethart zu?

Es wird sich einiges ändern für Thomas Diethart. Zunächst einmal wird nun auch sein Gesicht den österreichischen Mannschaftsbus zieren. Nicht einmal die Verantwortlichen des österreichischen Skiverbandes hatten den jungen Springer vor der Vierschanzentournee auf dem Zettel, sein Foto fehlte bisher.
Auch Cheftrainer Pointner wird sich mit Diethart unterhalten. „Wenn einer die Tournee gewinnt, dann kann er auch eine Medaille bei Olympia holen, das ist ganz klar. Ich bin da nicht einer, der gekünstelt den Ball flach hält", stellte der 43 Jahre alte Österreicher fest. Der Trainer hat sein Aufgebot für die Olympischen Winterspiele in Sotschi bislang noch nicht bekanntgegeben, Diethart wird aber mit Sicherheit eine Rolle spielen.
Experten und Fans warten gespannt auf die nächsten Auftritte des Tourneesiegers. Der kometenhafte Aufstieg Dietharts hat ihm innerhalb weniger Tage an die 20.000 Fans auf Facebook beschert. Eine gewisse Erwartungshaltung, gerade im Hinblick auf Olympia, hat sich entwickelt. Ob Diethart mit dieser neuen Rolle umgehen kann, wird sich im Laufe der nächsten Monate zeigen. Fakt ist: Eine ähnlich große Überraschung wird dem Niederösterreicher nicht mehr gelingen – dafür ist er jetzt zu bekannt.

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