Ungeduld zeichnet Athleten aus – Ariane Friedrich kämpft um Olympia getty images

Ungeduld zeichnet Athleten aus – Ariane Friedrich kämpft um Olympia

  • Anja Rau
Morgen beginnt die Leichtathletik-Europameisterschaft im finnischen Helsinki (27. Juni bis 1. Juli). Mit dabei ist Hochspringerin Ariane Friedrich. Nach ihrer Achillessehnenverletzung hat sie die Norm für die EM mehrfach übersprungen. Nun soll es in Helsinki auch mit der Olympia-Norm klappen.

Normalerweise sind Kontinentalmeisterschaften für Athleten der Höhepunkt des Jahres. Nicht so in diesem Jahr. Nur 26 Tage nach der Leichtathletik-Europameisterschaft beginnt in London der wahre Höhepunkt des Jahres: die Olympischen Spiele. Viele europäische Top-Athleten verzichten daher auf einen Start bei der Leichtathletik-EM. Nicht so die meisten deutschen Sportler, da der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) Doppelstarts befürwortet. Für einige Athletinnen und Athleten bestehen so nicht nur gute Chancen auf vordere Platzierungen. Sie haben zudem die Möglichkeit, die Normen für Olympia doch noch zu erfüllen. Das gilt auch für Ariane Friedrich. Die 26-Jährige hat die Hochsprung-Norm für Helsinki (1,92m) mehrfach übersprungen, allerdings liegt die Olympia-Norm drei Zentimeter höher. Bislang waren es drei Zentimeter zu viel.

Olympia-Norm bereits häufig übersprungen

Fast scheint es, als wäre der Druck, den sich die Athletin mit den momentan rosa-gefärbten Haaren selbst auferlegt, zu groß. Sie reist von Wettkampf zu Wettkampf, um diese fast schon verdammten drei Zentimeter endlich zu knacken. 1,95 Meter sind eine Höhe, die sie bereits häufig übersprungen hat, doch dieses Jahr will die Latte einfach nicht liegen bleiben. „Das ärgert mich nicht, aber ich will die Norm springen, ich will zu Olympia. Das, was mir früher zum Teil leicht gefallen ist, muss ich mir jetzt wieder erarbeiten. Es wäre aber auch erschreckend, wenn es nicht so wäre“, erklärt Friedrich ihre momentane Situation. Pikantes Detail: Die Olympia-Norm, die vom Weltverband vorgegeben ist, liegt bei 1,92 Meter, also der Höhe, die Friedrich schon gesprungen ist. Doch wie so häufig gibt der DLV seinen Sportlern höhere Grenzen vor.

„Spaß an dem haben, was ich mache“

Ariane Friedrich hat eine schwere Zeit hinter sich: Im Dezember 2010 riss während des Trainings die Achillessehne ihres Sprungfußes – eine der schlimmsten Verletzungen für Hochspringerinnen. Ein Jahr waren keine Wettkämpfe möglich, doch sie hat sich zurückgekämpft. Während ihrer Zwangspause hatte sie, nach eigener Aussage, auch ein schönes Leben: „Ich habe ein Haus renoviert und den Garten gemacht. Klar, in den ersten Monaten habe ich die Verletzung eher verteufelt, weil ich ja gar nicht mobil war. Mir hat dieses Jahr Auszeit aber ganz gut getan. Ich habe mir neue Hobbies gesucht.“

Mittlerweile sind die Gedanken an die Verletzung verschwunden: „Die Verletzung ist für mich absolut abgehakt. Es gibt keine Zweifel mehr“, sagt Friedrich deutlich. Sie habe wieder Spaß an dem, was sie macht. Solange es Spaß macht, die Leistung stimmt und sie gesund bleibt möchte sie auch mindestens bis Olympia 2016 weitermachen. Sie ist überzeugt davon, dass ihre beste Zeit noch bevorsteht: „Der Höhepunkt meiner Leistung wäre jetzt, wenn ich gesund geblieben wäre. Doch so verschiebt sich, finde ich, mein Höhepunkt ein bisschen.“

Bleibt zu hoffen, dass zumindest der Saisonhöhepunkt in diesem Jahr doch nicht die Europameisterschaften, sondern die Olympischen Spiele in London sind. Dass zwischen den beiden internationalen Wettkämpfen nur knapp vier Wochen liegen, ist ihr völlig egal: „Einfach zwischendurch trainieren. Da Olympia nach der EM ist, steht der Höhepunkt dann ja noch bevor, also ist die Motivation keine Frage.“ Bis zum 4. Juli hat Ariane Friedrich noch Zeit für die verflixten 1,95 Meter, dann findet die letzte Nominierungssitzung des Deutschen Olympischen Sportbundes statt.

Am Mittwoch um 10:15 Uhr beginnt die Qualifikation der Hochspringerinnen. Neben Ariane Friedrich wird auch Marie-Laurence Jungfleisch die deutschen Farben vertreten. Das Finale im Hochsprung der Frauen findet am Donnerstag ab 17:45 Uhr statt.

Update, 27.06.: Ariane Friedrich fällt kurzfristig für die EM aus. In der Nacht auf Mittwoch bekam sie Magenprobleme, was eine Teilnahme an der Qualifikation am morgen unmöglich machte. Marie-Laurence Jungfleisch, die damit einzige deutsche Hochspringerin, ist in der Qualifikation gescheitert. Damit findet das Hochsprung-Finale der Frauen ohne deutsche Beteiligung statt.

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