München 2022: OJa oder NOlympia? – Überzeugt das Konzept die Bürger getty images

München 2022: OJa oder NOlympia? – Überzeugt das Konzept die Bürger

  • Stefan Schnürle
München will erneut um die Olympischen Winterspiele kämpfen und diesmal stehen die Chancen, den Zuschlag für die Spiele 2022 zu bekommen, nicht schlecht. Doch mit dem Bürgerentscheid steht zuvor noch eine große Hürde bevor, denn es gibt nicht nur Olympia-Befürworter. Jedoch hat man auf deren Kritikpunkte im Vergleich zur Bewerbung für 2018 teilweise reagiert.

Olympische Winterspiele sind die größte Wintersportveranstaltung der Welt. Knapp 3000 Sportler und Sportlerinnen messen sich in etwa 100 Einzelwettbewerben. Mit rund zwei Millionen Zuschauern vor Ort und bis zu drei Milliarden vor den Bildschirmen bringen sie dem Ausrichter eine große mediale Aufmerksamkeit.

Deshalb wagt München einen zweiten Anlauf und bewirbt sich um die Olympischen Winterspiele 2022. Sollte Bayerns Landeshauptstadt den Zuschlag erhalten, wäre sie die erste Stadt, die nach Olympischen Spielen (1972) auch Winterspiele ausrichtet. Bei der Bewerbung für die Spiele 2018 war München am südkoreanischen Mitbewerber Pjöngjang gescheitert.

Diesmal muss man sich voraussichtlich gegen Oslo (Norwegen), Almaty (Kasachstan), Krakau (Polen)/Jasná (Slowakei), Lemberg (Ukraine) und Stockholm/Åre (Schweden) durchsetzen. Münchens Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Denn Pjöngjang hob sich damals besonders dadurch von München ab, dass es bereits die dritte Bewerbung um die Winterspiele war und beide Sportstätten-Cluster (Gebiete) nur 25 Kilometer voneinander entfernt und alle Wettkampfstätten innerhalb einer Stunde erreichbar waren. Diese einzigartige Dichte scheinen die aktuellen Mitbewerber nicht bieten zu können.

So liegen die Skipisten im norwegischen Norefjell 130 Kilometer von Oslo entfernt. Schwedens Hauptstadt Stockholm trennen sogar über 600 Kilometer von den Skipisten in Åre. Dennoch hat man mit Oslo einen starken Mitbewerber, dessen Bevölkerung sich bereits für die Olympischen Spiele ausgesprochen hat.

Olympia 2022: Garmisch-Partenkirchen soll entlastet werden


Diese Hürde muss in München erst noch übersprungen werden. Um das zu erreichen und die Chancen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu erhöhen, müssen einige Veränderungen gegenüber der Bewerbung für die Spiele 2018 vorgenommen werden.

Deshalb gibt es diesmal neben München und Garmisch-Partenkirchen mit der Region Chiemgau Königssee ein drittes Sportcluster. Dort sollen in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein die Bob, Rennrodel und Skeleton bzw. Biathlon und Langlaufwettkämpfe stattfinden.

Damit kann man bei den Spielen auf mehr bestehende und international anerkannte Sportstätten (Königssee, Ruhpolding) zurückgreifen. Außerdem wird der Druck auf die Grundstücksituation in Garmisch-Partenkirchen reduziert, was erneute Proteste der dortigen Landwirte verhindern soll.

Dafür braucht man jedoch ein drittes Olympisches und Paralympisches Dorf von etwa der gleichen Größenordnung sowie ein zusätzliches Medienzentrum in Inzell.

Außerdem muss bei dem Bürgerentscheid am 10. November nicht nur die Bevölkerung in München, sondern auch in Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden und Traunstein für eine Bewerbung stimmen.

Olympia-Gegner befürchten Naturzerstörung und Schuldenberge


Der Ausgang ist derweil noch völlig offen, denn einige Olympia-Gegner wie das Bündnis NOlympia wollen eine Bewerbung Münchens verhindern. Dabei muss das Bündnis mit einem deutlich geringeren Budget als die Olympia-Befürworter auskommen.

Um die Bevölkerung auf einige Streitpunkte aufmerksam zu machen, hat das Bündnis ein Plakat mit fünf Argumenten in fünf Sprechblasen gebastelt, die wie die olympischen Ringe angeordnet sind. Die Punkte lauten: „Nein zu Schuldenbergen“, „Nein zu Wachstumswahn“, „Nein zu IOC-Knebelverträgen“, „Nein zur Mietexplosion“ und „Nein zur Naturzerstörung“.

Dem widersprechen die Olympia-Befürworter. Sie sehen die geringe Naturzerstörung und Nachhaltigkeit, da die meisten Sportstätten bereits existieren, als Münchens größten Trumpf im Kampf um den Zuschlag. Immerhin werden bereits über 80 Prozent der Sportstättenflächen intensiv durch den Sport genutzt, sei es als Pisten oder Schanzenanlagen, Hallen oder Bahnen.

Weitere 15 Prozent der benötigen Sportstättenfläche würde nur temporär für die Spiele benötigt und danach wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt werden. Lediglich ein Prozent der Sportflächen sollen extra für Olympia baulich umgestaltet oder erweitert werden.

Des Weiteren kann bei einer erfolgreichen Bewerbung insbesondere der Standort Oberbayern mit langfristig positiven wirtschaftlichen Auswirkungen rechnen. Olympia und Paralympics geben nachhaltige Impulse für die Wirtschaft – das zeigen die Erfahrungen von London 2012. Dort ist der Besucherstrom auch ein Jahr danach stark wie nie.

Die anschließenden Paralympischen Spiele könnten dazu genutzt werden, um die bessere Eingliederung von Menschen mit Behinderung voranzutreiben. Dies wäre ein wichtiger Schritt für die Inklusion in Deutschland.

Hier gibt es weitere Informationen zu den geplanten Sportstätten.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten