40 Jahre Trauer, Schmerz und Fassungslosigkeit- Das Olympia Attentat 1972 gettyimages

40 Jahre Trauer, Schmerz und Fassungslosigkeit- Das Olympia Attentat 1972

  • Martin Imruck
Die Ereignisse, die sich vor 40 Jahren auf dem Gelände des Olympischen Dorfes ereigneten, werfen bis heute einen gewaltigen Schatten voraus. Das schreckliche Attentat setzte die Athleten, Zuschauer, Verantwortlich, ja die ganze Welt in eine Schockstarre und ließ sie den Atem anhalten.

Überblick der Ereignisse

Eigentlich herrscht bis zu diesem elften Wettkampftag eine ausgelassene Stimmung unter den Zuschauern und noch kann sich keiner von ihnen vorstellen, dass mit einem Schlag die gesamte Veranstaltung auf Jahrzehnte hinaus und auf eine schreckliche Art und Weise in die Geschichte eingehen wird.

In den Morgenstunden des 05.09.1972 verschaffen sich acht palästinensische Männer in Trainingsanzügen Zugang zum olympischen Dorf. Bei sich führen sie Sporttaschen in denen sich Maschinengewehre und Handgranaten befinden. Kurz nach Betreten des Geländes passiert die Gruppe den Eingang des Gebäudes in dem die israelischen Sportler untergebracht sind. Was sich dann in dem Haus in der Conollystraße 31 abspielt, ist an Grausamkeit nicht zu beschreiben und wirft bis heute einen dunklen Schatten auf die Geschichte der Spiele 1972 in München und darüber hinaus.

Nachdem die Terroristen sich gewaltsam Zugang zu den Zimmern der israelischen Sportler verschafft haben, pferchen sie elf von ihnen zusammen. Einer der Athleten wird bei seinem Fluchtversuch erschossen. Die übrigen Sportler bringt man gemeinsam in ein Zimmer. Dort verblutet ein Weiterer als Folge seiner Schussverletzung. Die neun Überlebenden werden gefesselt und in dem Zimmer gefangen gehalten. Außerdem bekommen sie mit, wie jeder Versuch der Kooperation von außen scheitert.

Die Terroristen fordern die Freilassung von über 200 Gefangenen. Die meisten der Betroffenen sind zu diesem Zeitpunkt in Israel inhaftiert. Die Liste beinhaltet auch die deutschen Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Außerdem wird eine gesicherte Ausreise aller Beteiligten eingefordert.

Nach den daraufhin abgehaltenen Verhandlungen, müssen sich die Attentäter auf neue Forderungen einlassen, da sich die vorherigen als nicht umsetzbar herausstellten. Resultierend aus dieser Planänderung drängten die Geiselnehmer auf einen gesicherten Transport zum nächsten Flughaufen und ein bereitgestelltes Flugzeug, das ihnen die Ausreise nach Ägypten ermöglichen sollte. Für den Transfer stellt man zwei Hubschrauber und plant einen Zugriff auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck.

Der vorherige Versuch, schon in der Conollystraße die Terroristen durch Scharfschützen unschädlich zu machen, scheitert, da das Fernsehen live berichtet und die Terroristen so über jeden Schritt der Polizei unterrichtet sind. Im Nachhinein einer der größten Fehler, die damals gemacht wurden.

Schreckliche Bilanz

An diesem schwarzen Tag in der Olympiahistorie finden 17 Menschen einen grausamen Tod . Darunter befinden sich elf Athleten aus Israel, Sportler, die den olympischen Geist in München miterleben wollen und am Ende den Ausläufen eines politischen Konfliktes zum Opfer fallen Bei der Befreiungsaktion auf dem Militärfluggelände in Fürstenfeldbruck fallen dann auch ein deutscher Polizist und fünf Mitglieder des Terrorkommandos der Gewalt zum Opfer.

Frage nach der Schuld

Bis heute ist viel diskutiert worden, wer die Schuld dafür trägt, dass die Geiseln den Terroristen von Anfang an fast hoffnungslos ausgesetzt waren. Hierbei werden immer wieder die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen, die mangelnden Möglichkeiten der Polizei angeführt. Fest steht:

Die Vorkehrungen im Bezug auf Sicherheit waren auch bei vorangegangenen Spielen nicht optimal ausgedacht. Das Team der Polizei, war auf solche Übergriffe weder vorbereitet, noch dafür ausgebildet worden und konnte sich dann, als es drauf ankam, in dem Chaos und unter dem Ansturm der Medien nicht entscheidend durchsetzten. Darüber hinaus ist auch bekannt, dass die Tür des Gebäudes in dem die israelischen Sportler untergebracht waren, nicht abgeschlossen war, sodass sich quasi jeder hätte Zugang verschaffen können. Hinzu kommt oben genannte „Fernsehpanne“.

Erst diese furchtbaren Ereignisse leiteten ein schnelles und zukunftsweisendes Umdenken in Sachen Sicherheit rund um die Olympischen Spiele und in der Terrorismusbekämpfung ein. Bereits am 26. September 1972 wird eine polizeiliche Spezialeinheit der Bundespolizei ins Leben gerufen. Die GSG 9 ist auf die Bekämpfung von Terrorismus und schwersten Gewaltverbrechen spezialisiert. Für die Opfer des 05.09.1972 kam die Gründung dieses Sondereinsatzkommandos jedoch zu spät.

Gedenken an die Opfer

Ein bemerkenswertes Statement, das die Ohnmacht der Situation aber gleichzeitig auch die Entscheidung der IOC, die Spiele fortzusetzen, beschreibt, gab der israelische Sportschütze Henry Hershkovitz rückblickend ab:

"Damals dachte ich, wenn wir unsere Freunde beweinen, sollten andere nicht um Medaillen kämpfen. Heute denke ich, es war gut weiterzumachen. Ein Abbruch wäre ein Sieg für die Terroristen gewesen."

Heute erinnert eine im Dezember 1972 angebrachte Gedenktafel vor dem Gebäude der Conollystraße 31 an die Gräueltaten und an die Athleten, die vor 40 Jahren ihr Leben lassen mussten: Mosche Weinberg, Josef Romano, David Berger, Seew Friedman, Josef Gutfreund, Elieser Halfin, André Spitzer, Amizur Shapira, Kehat Shorr, Mark Slavin und Jaakow Springer.

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