Entwicklungen in Fitnessstudios: Wo führt der Weg hin? Stefan Petri

Entwicklungen in Fitnessstudios: Wo führt der Weg hin?

  • Stefan Petri
Anfang des Jahres hat Fitnesskettenbetreiber McFit in seinen Studios das Konzept des „Cybertrainings“ salonfähig gemacht. Aber das ist nicht die einzige Entwicklung, die es in der Fitnessbranche zu beobachten gibt. Um für die Kunden attraktiv zu werden – und auch zu bleiben - müssen die Anbieter auf aktuelle Trends und Entwicklungen eingehen und die Wünsche der Kunden berücksichtigen. Was tut sich also so alles in deutschen Fitnessstudios?

Der Mucki-Discounter hat es vorgemacht und setzt im neuen Konzept auf technische Innovationen, die das eigene Stück vom Kuchen sichern und ausbauen sollen. Der Langzeiterfolg dieser Aktion steht zwar noch in den Sternen, aber aufgehorcht hat die Konkurrenz dann doch. „Nett, innovativ sicherlich, aber nicht unser Weg“, so Sportwissenschaftler Matthias Stöhrer, der das vereinsinterne Fitnesscenter der TSG Weinheim im Norden Baden-Württembergs leitet.

Andere Wege gibt es durchaus auch, mit denen ein Fitnessstudio auf dem heutigen, hart umkämpften Markt erfolgreich sein kann. Man könnte die Trends mit zwei Schlagworten umreißen: „Spezialisation“ und „Kooperation“.

Ganz bestimmte Zielgruppen

Wie bereits erwähnt gibt es in der Fitnessbranche erhebliche Unterschiede, was die Monatsbeiträge angeht. Billiganbieter setzen auf niedrige Preise und daraus resultierende Mitgliederzahlen, während andere Betreiber mittels Exklusivität und Komfort punkten. Aber nicht nur beim Griff in den Geldbeutel scheiden sich die Geister. Weitere lukrative Zielgruppen haben sich herauskristallisiert:

Frauen, Senioren, Kinder

Wer an die traditionelle Muckibude denkt – Blut, Schweiß und Tränen inklusive –, hat zunächst wohl keine Frauen vor Augen. Aber auch diese wollen sich fit halten. Mancherlei Fitnessbetreiber reagiert auf die potentielle Kundschaft mit speziellen Kursen, separaten Bereichen oder gar eigenen Studios nur für die Damenwelt. Noch einen Schritt weiter ging „Mrs. Sporty“, die in Deutschland bekannteste Fitnesskette nur für Frauen. Es handelt sich bei dessen Konzept um nicht viel mehr als ein 30-minütiges Zirkeltraining, aber eine sechsstellige Mitgliederzahl ist nicht zu verachten.

Manche fangen auch bei den ganz Kleinen an. Die Bewegung im Kinderalter nimmt ab, Übergewicht und motorische Schwächen sind die Folge. Spaßige und gleichzeitig lehrreiche Aktivitäten für Kinder sind en vogue und binden darüber hinaus Vati und Mutti an das eigene Studio. Auch Senioren werden mittlerweile als finanzstarke Klientel wahrgenommen, die durch spezielle Angebote und Kurse bei der Stange gehalten werden soll. Es mag ironisch klingen, aber ihnen gehört die Zukunft.

Sportmedizinische Versorgung vor Ort

Bei steigenden Mitgliederzahlen in den Studios ist es nur recht und billig, dass auch die Versorgung der Trainierenden vor Ort stattfindet. Immer mehr Anbieter arbeiten mit Medizinern zusammen. Das verbessert einerseits das Image, andererseits minimiert man die Möglichkeit eines kontraproduktiven Trainings, bei dem Übungen falsch durchgeführt werden.

Da Verletzungen aber nicht zu hundert Prozent vermieden werden können, und den einen oder anderen dann doch hin und wieder das Zipperlein plagt, kooperieren auch Physiotherapeuten immer häufiger mit den Studiobetreibern. So können zum Beispiel Reha-Übungen vor Ort und unter sachkundiger Anleitung in Angriff genommen werden, da die Praxis nur ein paar Schritte neben der Trainingsfläche liegt.

Prävention schlägt Rehabilitation

Die Krankenkassen mischen mittlerweile fleißig mit, haben sie doch erkannt, dass die Kosten für Präventiv-Kurse in Krankenkassen sie um einiges günstiger kommen, als später eine langwierige Reha. Daher ist es möglich, die Kosten für spezielle, gesundheitsfördernde Kurse – etwa eine Rückenschule – von der eigenen Krankenkasse tragen zu lassen. Voraussetzung: Sie müssen vom normalen Mitgliedsbeitrag entkoppelt sein.

Vereinsstudio: Gemeinnützig oder gewinnorientiert?

Für Matthias Stöhrer wäre ein Cybertraining höchstens als abgespeckte Version außerhalb der Stoßzeiten eine Option. Er hat einige der oben aufgeführten Ideen in seinem Studio bereits mit Erfolg umgesetzt. Interessanter für ihn dürfte sich eine Grundsatzfrage darstellen, die zurzeit vor dem Amtsgericht Kirchheim verhandelt wird: Ein privater Studiobetreiber aus Kirchheim hat gegen ein geplantes Vereinseigenes Studio geklagt, weil dieses aufgrund öffentlicher Zuschüsse und Steuervergünstigungen aber einen unfairen Vorteil innehält.

Im Klartext: Das Studio trägt das Deckmäntelchen eines gemeinnützigen Vereins, wird aber gewinnorientiert betrieben. Laut Kläger müsste das Studio deshalb aus dem Vereinsregister entfernt werden. Ein Urteil zu Gunsten des Klägers hätte weitreichende Folgen und würde die Karten in der Fitness-Landschaft wieder neu mischen.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten