Schachboxen – Schachmatt oder K.O? picture alliance

Schachboxen – Schachmatt oder K.O?

  • Derk Hoberg
Jeder Boxer fühlt sich nach einem K.O. ziemlich matt. Beim Schachboxen allerdings wird der Sieger eines Kampfes aber nicht zwangsläufig zu Boden gestreckt. Eine Runde Boxen, eine Runde Schach – so funktioniert Schachboxen. Mike Tyson in Denkerpose vor dem Schachbrett – eine interessante Vorstellung.

Schachboxen gibt es seit dem Jahr 2003. Der in Berlin lebende Aktionskünstler Iepe Rubingh initiierte damals den ersten Schaukampf im Schachboxen. Seine Inspirationsquelle: Ein Comic, in dem ein Schachboxkampf stattfand. Rubingh fand die Idee so gut und den ersten Kampf so zufriedenstellend, dass er kurz darauf sogar die World Chess Boxing Organisation gründete. Deren Präsident ist er bis zum heutigen Tage – vergleichbar vielleicht mit Stefan Raab und seiner World Wok Union.

Die Kombination zwischen Schach und Boxen ist durchaus interessant. Das eine ein reiner Denksport, das andere – ohne Zweifel zwar auch auf taktischem Geschick und strategischem Denken beruhend – belastet dennoch mehr den Körper, als den Geist. Es soll eine Verbindung zwischen dem Denksport Nummer Eins und dem Kampfsport Nummer Eins sein. Und vor allem: Mehr als nur eine fixe Idee aus einem Comic.

Darum geht es beim Schachboxen

Ein Kampf beim Schachboxen ist auf 11 Runden angesetzt, fünf Runden Boxen, sechs Runden Schach – immer abwechselnd. Die Schachrunde dauert vier Minuten, die beim Boxen, wie gewöhnlich, drei Minuten. Die Besonderheit bei der Schachpartie: Es ist eine Schnellschachpartie. Das heißt, jeder Kontrahent hat insgesamt 12 Minuten für seine Züge zur Verfügung. Zwischen den jeweiligen Runden haben die Wettkämpfer eine Minute Pause, um sich die Boxhandschuhe aus- und wieder anzuziehen. Während des Schachspiels tragen die Kämpfer Kopfhörer, damit sie keine Zurufe aus dem Publikum hören können.

Ein Schachboxkampf ist dann entschieden, wenn einer der Kontrahenten während der Partie Schachmatt geht oder die Bedenkzeit überschreitet. Sollte einer der Kämpfer K.O. gehen oder vom Schiedsrichter aus dem Boxkampf genommen werden, ist das Match natürlich auch vorbei. Wenn es weder in der Schachpartie (Patt), noch beim Boxen einen K.O.-Sieger gab, entscheiden die Ringrichter mit dem bewährten Punktesystem aus dem Boxen. Sollte es hier auch noch unentschieden stehen, gewinnt der Kämpfer, der beim Schach die schwarzen Figuren hatte.

Reizvolle Vorstellungen

Der Berliner Schachboxverein hat mittlerweile bereits über 40 Mitglieder, Tendenz steigend. Die internationale Schachbox-Organisation hat sich derweil zum Ziel gesetzt, den Sport als eigenständig zu etablieren und ihn immer bekannter zu machen. Seit 2007 werden nun auch schon jährliche Weltmeisterschaften ausgetragen und auch die Medien berichten immer häufiger über diese Sportkombination.

Reizvoll ist die Vorstellung von schmalen Schachgroßmeistern, die sich im Ring mit breitschultrigen Boxern duellieren allemal. Soweit wird es aber nicht kommen, denn auch beim Schachboxen gibt es verschiedene Gewichtsklassen. Am besten ist es, wenn man in beiden Sportarten gut ist. Die Mischung macht´s beim Schachboxen.

Übrigens: Langweilig wird den Liebhabern des actionreichen Boxens wohl auch bei den Schachrunden zwischendurch nicht. Durch das Adrenalin das während des Kampfes im Körper ausgeschüttet wird, neigen die Kämpfer dazu, auch während des Schachspiels die Figuren des Gegners aggressiv anzugehen und so auch den ein oder anderen Fehler zu begehen, der die Partie unterhaltsam macht.

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