Klettern im Zillertal: Erstbegehung "Gorillas im Nebel" M10/WI6 Klaus Kranebitter / Hannes Mair

Klettern im Zillertal: Erstbegehung "Gorillas im Nebel" M10/WI6

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Albert Leichtfried und Benedikt Purner haben Mitte Februar bei Ginzling im Zillertal eine neue Route geklettert. Hier ist ihr Erfahrungsbericht.

In bewährter Besetzung hatten Albert Leichtfried und ich bereits am 10. Februar links oberhalb des Gasthauses Karlsteg bei Ginzling eine Mixedlinie eingerichtet. Damals konnten wir im dichten Nebel kaum den Einstieg ausmachen. Bei strahlendem Sonnenschein und perfekten Bedingungen war fünf Tage später die Rotpunkt-Begehung an der Reihe.

Das Erschließen von unten erwies sich als ziemlich spannend, die Szenerie zwischen mächtigen, dunklen Granitwänden und schrägen Eisformationen ist genial. Eine Traumlinie, die zwar Mixed ist, aber trotzdem meist im Eis verläuft. Nach sechs Stunden Schufterei waren die ersten beiden Seillängen eingerichtet. Bei den Rotpunkt-Versuchen lief dann alles wie geschmiert: Trotz sehr kalter Temperaturen gelang mir die erste Länge, eine supertechnische M8+, auf Anhieb. Die Schwierigkeit ist hier eine Reihe unsicherer Hooks in einer Platte. Auch die überhängende Glasur - ja, das gibt’s wirklich! - fordert einiges vom kompletten Eiskletterer.

Die zweite Länge ist für die Unterarme die anspruchsvollste. Doch Albert hat alles im Griff. Mit Schrauben, Cams, Haken und Bolts ist die Länge gut Abzusichern und verlangt an superfragilem Eis und in feinen Rissen vollste Konzentration. Ganz nebenbei hängt das Ganze noch einige Meter über und fertig ist der Pump im Unterarm! Albert kämpft sich mit urwaldartigem Gebrüll über die letzten pumpigen Meter der Seillänge. Auch diese Seillänge gelingt auf Anhieb und wird wohl bei M10 einchecken.

Bereits kurz nach dem ersten Stand erreicht man die Höhe des Zapfens, der über das große Dach herunterhängt. Ab der Dachkante abwärts misst er sicher 20 Meter. Die dritte Länge ist dann wieder meine: mit einem weiten Spreizschritt, ca. 80 Meter Luft unterm Hintern, steigt man auf den Riesenzapfen hinaus. Ehrfürchtig und voller Respekt vor dem Riesen steige ich mit Samtpfoten aufwärts. Als dann auch noch die Sonne dazukommt, ist das Eiskletterglück perfekt. Die Säule erweist sich als knackig, auch kleine Dächer wollen überwunden werden. Wenig später bin ich endlich oben, Albert kommt nach und die Linie ist geschafft. Es folgt eine der spektakulärsten Abseilfahrten meiner Eiskletterkarriere - einfach nur Wahnsinn!

Links:
www.albertleichtfired.at

www.alpine-spirits.com

www.klauskranebitter.com
www.alpsolut.com

Facts: Gorillas im Nebel, Geniale Mixedkletterei mir sehr hohem Eisanteil
120m: 10m WI3, 40m M8+, 30m M10, 40m WI6
Erstbegehung: Albert Leichtfried & Benedikt Purner, 10. Februar 2010, ground up
Erste RP: Albert Leichtfried & Benedikt Purner, 15. Februar 2010
Material: 12 Express, Cams 0,4-3, kurze Schrauben
Zufahrt: Ins Zillertal bis nach Mayrhofen und weiter bis kurz vor Ginzling, nach dem Gasthof Karlsteg zwischen zwei Lawinengalerien parken (wie Nosferatu-Eisfälle)
Zustieg: Gerade hoch zur gut sichtbaren Wand (rechts neben Nosferatu-Eisfällen) ca. 45 min
Abstieg: Abseilen über die Route an Eisuhren (50m Doppelseil)
Achtung: Extrem lawinengefährdeter Zu- und Abstiegsbereich!

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