Der Herr der Augenringe

Egal ob man die halbe Nacht in der Kneipe, vor dem Rechner oder mit arbeiten verbracht hat: Augenringe deuten auf Schlafmangel hin. Aber nicht immer ist zu wenig Schlaf schuld an den dunklen Verfärbungen. „Augenringe können genetisch bedingt sein“, sagt Ursula Haas, die als Visagistin unter anderem schon Ricky Martin und Xavier Naidoo kameratauglich gemacht hat. „Augenringe sind auch sehr ausgeprägt bei Drogen- und Alkoholmissbrauch jeglicher Art. Sie entstehen, weil die Haut unterhalb der Augen sehr dünn und kein Unterhautfettgewebe vorhanden ist. Wenn die Haut an dieser Stelle so transparent ist, schimmern die darunter liegenden Blutadern durch.“

Eisenmangel oder Schnaps

Auch Krankheiten, Allergien und Entzündungen können ebenfalls Ursachen für die Augenringe sein. Außerdem sind die dunklen Verfärbungen oft ein Zeichen für Eisen- oder Vitaminmangel. „Übermäßige Pigmentbildung, zuviel Sonne, regelmäßige Solariumbesuche oder die Hautalterung können ebenfalls der Grund sein“, sagt Ursula Haas. Auch eine falsche Ernährung kann dafür sorgen, dass man am Morgen aussieht, als hätte man am letzten Abend eine halbe Kneipe ausgetrunken. Besonders salzige Speisen können Augenringe verursachen. Also nach 20 Uhr keine Chips, Salzstangen oder Erdnüsse essen, wenn man am nächsten Tag fit aussehen will.

Eines ist jedoch klar: Der Chef wird nicht immer auf Eisenmangel tippen, wenn man morgens mit dicken Ringen unter den Augen im Büro auftaucht. Es gibt aber auch Möglichkeiten, die Augenringe wirkungsvoll zu bekämpfen. Dabei sind Frauen klar im Vorteil. „Wenn es genetisch bedingt ist, kann man die Haut am Besten mit Concealern (Aufhellern) abdecken“, erklärt Visagistin Haas. „Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen. Aber man sollte sich von einer Fachfrau oder einem Fachmann beraten lassen. Denn die Schminke muss ja auch zur umliegenden Haut passen. Generell bringt es aber mehr, die Ursachen zu bekämpfen. Dazu gehört, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben und vor allem ausreichend zu schlafen.“

Hat man keine passende Schminke zur Hand, was in einem Männer-Haushalt ja durchaus vorkommen kann, kann man auch bestimmte Salben verwenden. Die werden direkt auf die Ringe aufgetragen und sollen die Durchblutung verbessern.

Hausmittel Hämorhhoidensalbe

Man muss nicht unbedingt in die Apotheke rennen, wenn man die Augenringe loswerden will. Es gibt auch viele Hausmittel, die die dunklen Ränder aufhellen. Kühlung verschafft Linderung. Dazu helfen beispielsweise zwei Teelöffel, die man zuerst in den Kühlschrank und danach auf die Augen legt. Auch kalter Kaffee oder Espresso auf einem Wattepad, Kompressen mit Kamillentee, oder gekühlte Gurkenscheiben helfen. Die Gurken oder die Pads einfach rund zehn Minuten auf die Augen legen und einwirken lassen. Das regt die Blutgefäße an.

Gerüchteweise soll unter Models Hämorrhoidensalbe verwendet werden, um die dunklen Schatten verschwinden zu lassen. Dazu meint Ursula Haas: „Natürlich sind Augenringe noch deutlicher zu sehen, wenn man Tränensäcke oder geschwollene Lider hat. In diesem Fall ist Hämorrhoidensalbe als Maßnahme zur Ersten Hilfe geeignet. Die darin enthaltenen Wirkstoffe verengen die Blutgefässe, und ein möglicher Lymphstau, die Hauptursache für Tränensäcke, löst sich auf.

Cortison verstärkt die Augenringe

Aber Vorsicht bei den Salben! Nur welche verwenden, die cortisonfrei sind. Auch cortisonähnliche Inhaltsstoffe schädigen die Haut auf Dauer und machen sie noch dünner. Außerdem sollte die Salbe keine Inhaltsstoffe haben, die die Haut betäuben! In der Apotheke kann man sich kompetent beraten lassen. Man sollte auf eine Salbe bestehen, in der diese Inhaltsstoffe nicht enthalten sind. Dann ist die Salbe sehr funktionell und hilft gegen Augenringe.“

Wenn das alles nichts nützt, und die Augenringe auch nicht genetisch bedingt sind, hilft nur noch ein Besuch beim Arzt. Der kann den Betroffenen auf Mineralmangel untersuchen. Ursula Haas, die in Frankfurt/Main eine Visagistenschule leitet, würde dann zusätzliche Mineralien (Nahrungsergänzungsmittel, Schüsslersalze u.s.w.) zuführen.

Falls das alles nichts hilft und man immer noch so aussieht, als hätte man vier Wochen am Stück Karneval gefeiert, kann man sich die Augenringe als letzten Ausweg weglasern lassen. Doch das ist nicht unbedingt ratsam. Auch Ursula Haas warnt vor dem letzten Schritt: „Lasern dauert sehr lange, ist ziemlich schmerzhaft und teuer. Aber es soll gute Erfolge bringen. Mein Tipp: sich gut erkundigen, wo man es machen lässt.“

Egal ob mit Gurken, Kaffeelöffeln oder Cremes, mit diesen Mitteln bekämpft man nur die Symptome. Besser ist es, die Ursachen zu bekämpfen. Mit ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und Bewegung sieht man frisch aus. Die nächste Party fällt dann, zumindest was die Augenoptik angeht, nicht so sehr ins Gewicht.

Expertin: Ursula Haas,
Make-Up Artist aus Frankfurt
www.ursula-haas.de

Christian Riedel