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Bauchsache – So schützen sich Fußballer beim Kopfball

  • Christian Riedel
Über die Gefährlichkeit von Kopfbällen wurde in den letzten Jahren schon öfter berichtet. Gerade der harte Aufprall des Balls auf den Schädel kann über einen längeren Zeitraum das Hirn nachhaltig beschädigen. Saarländische Forscher haben nun eine Möglichkeit gefunden, die gesundheitlichen Risiken zu reduzieren.

Kopf und Hals sind beim Kopfball besonders gefährdet. Daher trainieren Fußballer wenn überhaupt die Nackenmuskeln, um sich zu schützen. Das reicht aber nicht, wenn man Saarländischen Forschern glauben will. Denn jeder, der schon einmal Fußball gespielt hat, weiß, dass der Kopfball durch eine Bewegung des kompletten Rumpfs durchgeführt wird. Entsprechend reicht es nicht, nur die Halsmuskeln zu trainieren.

Schwache Bauchmuskeln können dazu führen, dass der komplette Bewegungsablauf durcheinander gerät. So kann es dazu kommen, dass beim Kopfball die Halsmuskeln auf fehlerhafte Weise aktiviert werden, da die Basis nicht stabil genug ist. Um das zu vermeiden, empfehlen Sportwissenschaftler der Universität des Saarlandes auch Hobbykickern, ihre Bauch- und Rückenmuskeln zu trainieren.

Richtig köpfen


Ein guter Kopfball kommt aus dem Rücken, wobei die gesamte Rumpfmuskulatur angespannt ist. Im Lauf eines Spiels ermüden die Muskeln und die Bewegung wird unpräsziser. Das erklärt auch Oliver Ludwig, Lehrbeauftragter am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität des Saarlandes: „Um den Ball zu köpfen, setzt der ermüdete Sportler andere Muskeln ein als der fitte. Die Muskeln umgreifen die Wirbelsäule wie ein Korsett und schützen sie vor Überlastung. Normalerweise stabilisieren sie den Kopf im Moment des Aufpralls. Die eigentliche Kopfballbewegung geschieht aus dem Rumpf heraus.“ Diese Bewegung ist aber gestört, wenn ein Teil der Muskeln bereits ermüdet sind. Entsprechend wird die Wirbelsäule oft nicht mehr richtig gestützt.

In einer entsprechenden Versuchsreihe absolvierten Hobbykicker nach einer ersten Serie von Kopfbällen ein entsprechendes Trainingsprogramm, das ganz besonders die unteren Bauch- und Rückenmuskeln ermüdet. Anschließend folgte eine zweite Kopfball-Serie. „Beim Vergleich dieser Versuche vor und nach der Ermüdung stellten wir Interessantes fest“, erzählt Ludwig. „Waren die Bauch- und Rückenmuskeln erschöpft, konnte der Körper des Athleten keine ausreichende Spannung mehr aufbauen, um den Rumpf zum Ball hin zu beschleunigen.“ Ersatzweise wurden dann die Halsmuskeln aktiv und bewegten den Kopf gezielt zum Ball hin. „Aus Sicht der Orthopäden ist dies ein ungünstiger Zustand. Wird nämlich der Kopf aktiv bewegt, dann können Hals- und Nackenmuskeln nicht mehr die Halswirbelsäule stabilisieren“, erklärt der Saarbrücker Forscher. Ermüden die Rumpfmuskeln, müssen also die Hals- und Nackenmuskeln ihre Schutzfunktion aufgeben und bei der Bewegung zum Ball hin „mithelfen“.

Als Folge empfehlen die Sportwissenschaftlern allen Fußballspielern – egal ob Profi oder Hobbykicker – die Bauch- und Rückenmuskeln ausgiebig zu trainieren, um die Gefahr einer Überlastung zu senken. „Wir empfehlen daher auch den Fußballtrainern im Amateurbereich, dass sie die Rumpfmuskulatur in das wöchentliche Fußballtraining stärker einbeziehen“, sagt Oliver Ludwig.

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