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Unter Druck - Das Kompartmentsyndrom

  • Christian Riedel
Wo immer Sport getrieben wird, bleiben kleine Verletzungen nicht aus. Ein Pferdekuss, blaue Flecke und Prellungen zählen dabei zu den harmloseren Wehwehchen. Doch gerade diese unscheinbaren Verletzungen können großen Schaden anrichten, wenn sich daraus das Kompartmentsyndrom entwickelt.

Kleine Verletzungen können oft eine große Auswirkung haben. Offene Wunden beispielsweise können sich entzünden. Auch Prellungen können schwere Konsequenzen haben. Wie beim Kompartmentsyndrom.

Beim Kompartmentsyndrom handelt es sich um Durchblutungsstörungen in den Muskeln. Von den Durchblutungsstörungen sind die engen, wenig dehnbaren Kammern betroffen, die so genannten Muskellogen. Die Störungen entstehen vereinfacht gesagt durch einen zu hohen Druck im umliegenden Gewebe, welcher auch die umliegenden Nerven betreffen kann. Meistens entsteht das Syndrom im Unterschenkel oder Unterarm. Beim Kompartmentsyndrom kann man zwischen zwei Formen unterscheiden: dem chronischen und dam akuten Syndrom. Während das chronische eher harmlos ist, ist das akute Kompartmentsyndrom ein Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert, damit es nicht zu einem Absterben des Gewebes kommt.

So entsteht das Kompartmentsyndrom


Es gibt viele Ursachen für das Kompartmentsyndrom, die sich allerdings recht ähnlich sind. Die Muskeln im Unterarm und in den Unterschenkeln liegen in engen, abgeschlossenen Kammern (Muskellogen). Diese Kammern sind von einer Muskelbinde (Faszie) aus straffem Bindegewebe umgeben. Bei einer Verletzung wie einem Tritt oder einem Pferdekuss kann sich nun ein Bluterguss bilden oder es kann sich Flüssigkeit in einer dieser Kammern ansammeln. In einem solchen Fall verhindern die Faszien, dass sich die Muskulatur in den Kammern ausdehnen kann. In den Faszien erhöht sich der Druck auf die Muskeln.

Wird dieser Druck zu hoch, werden auch die umliegenden Nerven und Blutgefäße zusammengepresst. So kann es passieren, dass die Muskeln nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Auch die Nerven können auf diese Weise geschädigt werden. In diesem Fall ist eine schnelle Versorgung unabdingbar, ansonsten können Muskelfasern und Nervenzellen binnen weniger Stunden absterben. Der Schaden ist dann irreparabel, und der betroffene Muskel ist im Anschluss nicht mehr voll funktionsfähig.

Ursachen für das Kompartmentsyndrom sind meistens Einwirkungen von außen. In 70 Prozent der Fälle ist das Syndrom eine Folge von Verletzungen, wie Prellungen oder Knochenbrüchen. Bei Sportlern, insbesondere bei Langstreckenläufern, kann das Kompartmentsyndrom auch als Folge einer Überlastung entstehen. Bei Bodybuildern schließlich kann ein zu schneller Muskelaufbau zu den Durchblutungsstörungen führen.

Symptome beim Kompartmentsyndrom


Da das Kompartmentsyndrom in der Regel als Folge einer anderen Verletzung entsteht, ist es nicht immer einfach zu erkennen. Typische Symptome sind große Schmerzen, ein Spannungsgefühl im betroffenen Muskel und starke Schwellungen. Zudem können durch den Druck auf die Nervenbahnen Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühle auftreten.

So wird das Kompartmentsyndrom therapiert


Um ein Absterben des Gewebes zu verhindern, muss das akute Kompartmentsyndrom so schnell wie möglich operiert werden. Sollte das Kompartmentsyndrom als Folge eines zu eng sitzenden Verbandes entstehen, muss dieser natürlich sofort entfernt werden. In der Operation wird die Faszie geöffnet, damit sich der Druck verteilen und dadurch verringert werden kann. Bereits abgestorbenes Gewebe wird ebenfalls entfernt und so Raum für den Druckabbau geschaffen.

Sollten also nach einem Unfall starke Schmerzen oder Schwellungen im betroffenen Körperteil auftreten, sollte man keine Angst davor haben, einen Arzt aufzusuchen oder die Schmerzen einfach zu ignorieren. Denn je länger man mit der Behandlung wartet, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass bleibende Schäden auftreten.

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