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Dr. Sport erklärt klassische Marathon-Probleme

  • Christian Riedel
Viele Menschen haben nach einem überstandenen Marathon Beschwerden in den Beinen. So auch netzathletin Mandy. Dr. Sport erklärt, wie diese Probleme entstehen können und was man dagegen unternehmen kann

Hallo Dr. Sport,

ich bin 2009 den New York Marathon gelaufen. In der Vorbereitung hatte ich Probleme mit den Knien. Beim Marathon ging´s dann aber. Im letzten Jahr war dann der Berlin Marathon dran. Etwa bei der Hälfte der Strecke „meckerte“ mein rechtes Knie. Mit viel, viel Gehen habe ich es ins Ziel geschafft. Danach hatte ich natürlich heftigen Muskelkater.

Ich bin seitdem nur maximal 2 Runden á 5 km gelaufen. Dabei bekam ich immer wieder Schmerzen im linken Bein... Der Schmerz beginnt außen im Bein und zieht sich bis unter die Ferse. Probleme hatte ich auch an der Lendenwirbelsäule und im Ischio-Sakral-Gelenk, außerdem vom Oberschenkel außen/hinten bis runter zum Fuß... Immer wenn ich den Fuß aufsetze, ist es, als würde das Bein zusammensacken.

Heute habe ich es aber schon beim normalen Gehen gemerkt. Wie bekomme ich das wieder in den Griff? Ich will doch wieder schmerzfrei laufen! Wenn die Knie mal meckern, das kenn ich ja, aber das jetzt?

Mandy


Hallo Mandy,

zuerst einmal ein paar Worte zum Thema Regeneration: Ein Marathon ist eine extreme Belastung für den Bewegungsapparat. Der Umstand, dass Du schmerzbedingt beim Berlin Marathon gehen musstest, belegt das auch offensichtlich. Es stimmt, dass die Muskulatur („Muskelkater“) vergleichsweise schnell regeneriert, die Strukturen des passiven Bewegungsapparates sind in dieser Hinsicht aber deutlich langsamer. Eine aktive Regeneration, z.B. Ausgleichstraining, Stretchen, ggf. Massagen oder Faszienmobilisation kann notwendig sein, um langanhaltende Beschwerden zu verhindern.

Jetzt möchte ich auf den zweiten Abschnitt eingehen, in dem Du von den aktuellen Problemen im linken Bein berichtest. Du beschreibst lehrbuchmäßig Beschwerden, die höchstwahrscheinlich aus dem unteren Lendenwirbelbereich, dem Steißbein oder der linken Hüfte resultieren. Jedem Nervenaustrittspunkt an der Wirbelsäule entspricht ein „Dermatom“ – ein bestimmtes Hautareal – sowie ein bestimmter Muskelbereich. Im Falle einer Irritation oder Schädigung im Bereich Lendenwirbelkörper (LWK) 4 und 5 ziehen die Beschwerden vom Gesäß auf der Beinrückseite langsam nach vorne reichend bis zum linken Knie. Kommt Dir das bekannt vor? Insbesondere bei Beschwerden im Bereich der Nerven kann es zu einem „giving-away“ Phänomen kommen – zu einem plötzlichen unkontrollierbaren Nachgeben eines Beines, das Du ja auch beschreibst.

Ich rate Dir also zu einem Besuch beim Orthopäden oder Manualmediziner und einer gründlichen Untersuchung, die ggf. durch eine radiologische Bildgebung ergänzt werden muss (z.B. Röntgen oder MRT).

Um zum Schluss Deine Laune und Motivation zu verbessern: In den meisten Fällen besteht die Therapie aus einem gezielten und differenzierten Training und einer professionellen Physiotherapie.

Gute Besserung!

Dr. Markus Klingenberg
Sportmediziner

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