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Schmerzsalben haben kaum Wirkung

  • Christian Riedel
Viele Sportler reiben sich vor oder nach dem Sport mit Sportsalben ein, um Schmerzen entgegenzuwirken, die Durchblutung zu fördern oder muskuläre Probleme zu beheben. Doch Beschwerden lassen sich nicht so einfach wegcremen.

In jedem Jahr verkauft die Pharmaindustrie unzählige Tuben Sportsalben. Schließlich hoffen die Millionen Sportler, mit den Salben und Cremes kleinere Probleme und Schmerzen einfach beheben zu können. Doch wissenschaftliche Tests haben jetzt gezeigt, dass die Salben nicht unbedingt eine schmerzlindernde Wirkung haben. Das berichten britische Forscher in der „Cochrane Database of Systematic Reviews“. Man könnte die schmerzhaften Stellen auch mit Hautcreme oder Butter einschmieren. Die Wirkung wäre beinahe dieselbe.

Einige der rezeptfrei erhältlichen Salben erzeugen ein Wärmegefühl, röten die Haut und sollen die Durchblutung verbessern. Die Salben und Gels enthalten häufig schmerzlindernde Wirkstoffe, die ins Blut gelangen, oder auch zusätzlich Substanzen, die auf der angewendeten Hautpartie eine Art Gegenschmerz verursachen. Darum werden diese Salben häufig als erstes Mittel bei einer Sportverletzung oder muskulären Problemen angewendet. Doch eine nachweisbare Wirkung hat keine dieser Salben, wie nun aktuell die Überprüfung von 16 Studien ergeben hat.

Die Forscher nahmen sich bisherige Studien vor, bei denen die Wirkung von äußerlich angewendeten Salicylaten bei akuten oder chronischen Schmerzen untersucht wurde. Salicylate sind Stoffe, die beispielsweise bei der beispielsweise vom Aspirin-Wirkstoff ASS eine Rolle spielen. Bei der Untersuchung stellten sie bei nur vier von 16 Studien eine bessere Wirkung der Salicylate bei akuten Schmerzen im Vergleich zu Placebos fest. Etwas besser schnitten die Salicylate bei chronischen Schmerzen ab. Bei dauerhaften Beschwerden scheinen schmerzstillende Salben tatsächlich eine positive Wirkung zu haben, wenn auch deutlich geringer als beispielsweise Tabletten. Jeder dritte Patient profitierte von Tabletten, nur bei jedem Sechsten linderten Salben die Schmerzen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Salicylate auf der Haut möglicherweise anders wirken als bei einer inneren Anwendung.



Die Forscher warnen davor, Salben unbedarft als Anti-Schmerzmittel einzusetzen, zumal die Wirksamkeit noch nicht nachgewiesen ist. Laut Wissenschaftler gibt es gegen chronische Schmerzen, wie beispielsweise Arthrose, bessere und wirksamere Methoden als hautreizende Salben, die zum Teil auch ärztlich verschrieben werden. Die Forscher fordern nun größere und bessere Studien, um endgültig beurteilen zu können, ob und wie Sportsalben wirken.

Christian Riedel

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