Torhüterduell entscheidet - Christian Schwarzer zum Finale gettyimages.com

Torhüterduell entscheidet - Christian Schwarzer zum Finale

Es klingt wie ein Märchen: Deutschland steht im Finale der Handball Europameisterschaft 2016. netzathleten-Experte Christian Schwarzer verrät, wie die junge Mannschaft nach dem Halbfinal-Thriller gegen Norwegen nun auch Spanien beikommen kann, um den ganz großen Traum zu verwirklichen.
schwarzerBlacky ist bei der EM in Polen vor Ort.netzathleten: Blacky, als TV-Experte sahst Du nach dem Halbfinale recht mitgenommen aus. Wie viele Nerven hat Dich das Spiel gekostet?

Christian Schwarzer: Ja, das ist auch für einen Zuschauer nicht ganz ohne und ich denke den Fans am Fernseher ging es ähnlich. Wir hatten ja von vorneherein mit einem Spiel auf Augenhöhe gerechnet und das hat sich letztlich mehr als bewahrheitet. Beide Teams hatten bis dahin ein sensationelles Turnier gespielt und so ging es dann auch im Halbfinale ständig hin und her. An Dramatik, mit dem späten Ausgleichstreffer für die Verlängerung, ist das natürlich kaum zu überbieten. So ein Spiel zeigt eindrucksvoll, warum wir diesen Sport so lieben.

netzathleten: Nun hat das deutsche Team es auch sehr spannend gemacht, vorne viele Würfe leichtfertig vergeben und auch im Aufbau einige Ballverluste zu verzeichnen gehabt. Ist so etwas in einem Halbfinale dann doch der Unerfahrenheit der Mannschaft geschuldet?

Christian Schwarzer: Die Jungs sind ja auch nur Menschen. Es ist doch klar, dass im siebten Spiel dann auch die Knochen schwer werden. Und wenn dann plötzlich alles nicht mehr so leicht von der Hand geht, kommt man ins Grübeln. Hinten raus konnten die frischen, die beiden Nachnominierten Julius Kühn und Kai Häfner, dann noch eine Schippe drauflegen, die Mannschaft im Spiel halten und das Ding letztlich auch für uns gewinnen. Die beste Nachricht: Egal wer derzeit in dieses Team kommt, er schlägt ein.

netzathleten: War die Frische der Schlüssel zum Sieg?

Christian Schwarzer: Zum einen das, zum anderen, dass wir die Norweger nie haben davonziehen lassen. Trotz zahlreich vergebener Chancen blieb das DHB-Team immer in Schlagdistanz und hat den Norwegern mit Nervenstärke den Zahn gezogen.

netzathleten: Du hast das zweite Halbfinale mit einigen ehemaligen Mitspielern aus Barcelona noch in der Halle verfolgt. Was sind die Stärken der Spanier, wie kommt die deutsche Mannschaft ihnen bei?

Christian Schwarzer: Spanien kann auf eine starke Abwehr mit zwei überragenden Torhütern zurückgreifen, ganz ähnlich wie wir. Dieses Bollwerk müssen wir variabel knacken. Hinten gilt es, gut gegen den Kreisläufer Julen Aguinagalde zu arbeiten. Er stellt seinen Körper sehr gut in den Raum, hat eine tolle einhändige Ballannahme und verschafft sich Luft durch seine Drehungen am Mann. Im Eins gegen Eins hat man da eigentlich keine Chance, weshalb unsere Abwehr gut um ihn herum arbeiten muss. Dazu brauchen wir Feuerkraft aus dem Rückraum, die gegen Norwegen ein wenig zu kurz kam. Ich baue auch darauf, dass unsere Torhüter wieder zu alter Stärke zurückfinden. Gegen Norwegen konnten sie nicht ganz zeigen, was sie wirklich drauf haben. Vielleicht ist es auch genau das Torhüter-Duell, das in einem solchen Spiel den Ausschlag über Sieg und Niederlage gibt. Und letztlich spielt der Wille eine entscheidende Rolle. Ich nehme doch sehr an, dass unsere Jungs schwer auf die Revanche für die Vorrundenniederlage gegen Spanien brennen. Wenn all diese Dinge zusammenkommen, dann steht einer langen Partynacht in Polen nichts im Wege.


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