Interview mit Sabine Spitz Management Sabine Spitz

Interview mit Sabine Spitz

  • Maria Poursaiadi
Nach zwei Operationen will sich Sabine Spitz in dieser Saison wieder an ihre frühere Form herankämpfen. Wie es ihr dabei ergeht und wie Ihre Pläne für die zukünftigen Wettkämpfe aussehen, verrät sie uns im Interview.

netzathleten: Moutainbike-Fahren ist eine Leidenschaft von Dir. Du bist jedoch mit 22 Jahren recht spät zum Sport gekommen. Wie hat sich das zugetragen und warum erst mit 22?
Sabine Spitz: Während meine gleichaltrigen Konkurrentinnen teilweise schon 10 Jahre Leistungssport hinter sich hatten, hatte ich bis dahin den Sport bestenfalls als Ausgleich betrieben. Es fehlte mir einfach der Zugang. Ich hatte Spaß daran, viele verschiedene Dinge zu machen. Sei es Motorrad fahren, Klettern, Alpinski, Fußball spielen, Eishockey und auch ab und zu Rad fahren. Mit dem Leistungssport hatte ich nichts am Hut. Erst als ich meinen jetzigen Mann kennen lernte und dieser MTB Rennen fahren wollte, habe ich mir gesagt, dass versuche ich auch. Nur an der Strecke stehen war nicht mein Ding.

netzathleten: Trotz des späten Einstiegs hast Du sehr viel erreicht. Meinst Du, Deine Karriere wäre anderes verlaufen, wenn Du früher begonnen hättest? Immerhin beginnen die meisten schon mit ungefähr 14 Jahren.
Sabine Spitz: Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Ich bin aber ziemlich sicher, dass sie anders verlaufen wäre. Es war ja immer so, dass man mir aufgrund meines fortgeschritten Alters nie allzu großen Perspektiven zugestand. Ich fiel durch alle Förderungsraster. Der damalige Bundestrainer nahm mich nur aus Nettigkeit mit zur WM ´96. Stets war es so, dass jede neue Leistungsstufe, die ich erreichte, als das Maximal mögliche angesehen wurde und man das Potential mehr bei den jüngeren Kolleginnen sah. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass das Förderungssystem offen gestaltet ist und sich nicht so sehr am Alter orientiert. Tatsache ist, dass ich aufgrund des späten Einstiegs mein Jugendalter in vollen Zügen genießen konnte und mit dem Einstieg in den Leistungssport ein neuer Lebensabschnitt begann, auf den ich dann all meine Energie konzentriert habe. Ich hatte nichts verpasst und hatte immer Spaß an dem was ich machte.

netzathleten: Im Dezember musstest Du wegen einer OP eine Zwangspause einlegen, was ist denn passiert?
Sabine Spitz: Schon das gesamte letzte Jahr quälten mich muskuläre Problem, die unberechenbar waren und zunehmend größer wurden. So stand ich letztlich vor der Entscheidung, entweder die Karriere erstmal zu beenden oder das Problem operativ zu beheben. Die Spezialisten haben mir zu Letzterem geraten.

netzathleten: Wie geht es Dir mittlerweile?
Sabine Spitz: Soweit geht es mir sehr gut. Ich habe wieder mit dem Training begonnen und bin derzeit gerade auf Zypern, wo ich die ersten Rad-Einheiten für die bevorstehende Saison absolviere bzw. absolviert habe. Nach rund 2,5 Monaten Pause und zwei Operationen ist es nicht einfach, den Einstieg wieder zu finden auch wenn die Motivation groß ist. Ich habe schon gemerkt, dass der Substanzverlust sehr groß ist. Da reichen 3 Wochen Training bei weitem nicht aus, um das wieder zu kompensieren. Es geht eben schneller bergab als bergauf. Aber ich bin zufrieden und beschwerdefrei. Ich will mir die notwendige Zeit geben um wieder fit zu werden.

netzathleten: Wann können wir mit Deinem Einstieg in die Saison 2010 rechnen? Was glaubst Du, wird diese Saison trotzdem noch erfolgreich?

Sabine Spitz: Das erste Rennen werde ich wohl im April in Münsingen bestreiten. Da präsentiert sich auch mein gesamtes „central Pro Team“ erstmals in dieser Saison auf Deutschem Boden. Während es für die anderen um Platzierungen gehen wird, wird es für mich ein erster Test sein. Davon wird die weitere Planung abhängen. Den Weltcupauftakt eine Woche später in England werde ich aber sicher nicht bestreiten. Ich hoffe, dass ich im Mai beim Weltcup in Offenburg wieder angreifen kann wobei in Bezug auf die Platzierungen auch dort noch nicht allzu viel erwartet werden kann. Die Saisonhighlights wären eigentlich die Marathon WM und Cross-Country WM. Diese sind zum Glück erst in der zweiten Jahreshälfte. Aber generell sehe ich 2010 eher als Übergangsjahr.

netzathleten: Auf Deiner Homepage gibst Du Backen als eines Deiner Hobbies an. Was backt denn eine mehrfache Mountainbike Weltmeisterin am liebsten?
Sabine Spitz: Eigentlich alles, am liebsten aber Brot. Das macht mir Spaß und schmeckt auch. Inzwischen habe ich auch schon ein wenig Erfahrung – das war in den Anfangsphasen nicht immer alles essbar.

netzathleten: Kommen manchmal auch Deine Mannschafts-Kollegen in den Genuss Deiner Backkünste?
Sabine Spitz: Ja klar. Ich habe erst gerade im Trainingslager und bei Weltcup-Wochenende Brote für alle gemacht. In vielen Ländern, in denen wir sind, ist Vollkorn-Brot ja völlig unbekannt. Da ist es schon ganz praktisch, dass man sich selbst Brote machen kann. Das wird sicher dieses Jahr bei der Cross-Country WM in Kanada wieder ein Thema sein.

netzathleten: Wie oft kommst Du denn zu Deinen Hobbies?
Sabine Spitz: In diesem Winter mehr als mir lieb war. Nein, es war schön, auch mal zu etwas anderem zu kommen. Aber auch sonst nehme ich mir meine Freiräume, obwohl der Wochenplan in der Regel ziemlich voll gepackt ist. Mountainbiken ist eben sehr trainingsintensiv. Aber es ist ja eigentlich auch mein schönstes Hobby.

netzathleten: Sabine, für die Zukunft toi, toi, toi und eine gute Genesung.

Das Interview führte Maria Poursaiadi.

Details

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  • Star Vita: Sabine Spitz ist am 27.12.1971 in Bad Säckingen. Seit 1994 übt sie das Mountainbiking professionell aus. Zuvor arbeitete sie im Chemielabor. Zu ihren Disziplinen gehört neben dem Marathon, das Cross-Country und das Rad-Querfeldein. Sabine fährt derzeit im Team central Sabine Spitz pro Team. Sabine wurde vom DOSB mit der „IOC-Trophy 2009 for Sport and the fight against doping“ ausgezeichnet.
  • Star Erfolge: Olympiasiegerin 2008, Weltmeisterin Mountainbike Marathon 2009, Europameisterin Cross Country 2007/ 2008, Europameisterin Marathon 2007

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