Kondition und Kraft – Interview mit DSV-Trainer Thomas Salcher netzathleten; Thomas Salcher (2. v. R.) beim Training von Maria Riesch

Kondition und Kraft – Interview mit DSV-Trainer Thomas Salcher

  • Derk Hoberg
Thomas Salcher ist Konditionstrainer der Leistungsgruppe 1a beim Deutschen Skiverband. Er soll dafür sorgen, dass Maria Höfl-Riesch, Vicky Rebensburg und Co fit für den Winter und Olympia in Sotschi sind. Wir sprachen mit ihm über die spezifischen Trainingsanforderungen für Skifahrer und die Schwerpunkte im Sommertraining in Sachen Konditions- und Krafttraining.

netzathleten: Was sind die spezifischen Anforderungen an die Körper der Skirennfahrer?
Thomas Salcher: Die körperlichen Anforderungen an Skifahrer sind breit gefächert. Man sollte daran arbeiten, dass man möglichst viele Eigenschaften ausbildet. Das fängt mit der Grundlagenausdauer an, um die lange Saison gut zu überstehen und zwischen den Rennen möglichst schnell wieder regenerieren zu können. Dazu kommt Krafttraining, also Kraftausdauer, Schnellkrafttraining und Maximalkrafttraining. Weiterhin Flexibilität, Mobilität und Koordination. Gerade im Schnee sind koordinative Fähigkeiten sehr wichtig. All diese Trainingsmaßnahmen zusammengenommen sollen dafür sorgen, den Winter ohne größere Blessuren am Bewegungsapparat zu überstehen.

netzathleten: Wie bereitet Ihr die Athleten denn auf die Saison vor, ist das Sommertraining in bestimmte Phasen eingeteilt?
Thomas Salcher: Wir beginnen im April mit dem Ausdauertraining, speziell die Grundlagenausdauer wird trainiert. Parallel dazu läuft das Krafttraining, mittlerweile haben wir da grundsätzlich auf Maximalkrafttraining umgesattelt und arbeiten nach dem Pyramidensystem. In der jetzigen Phase sind wir aber noch nicht bei den maximalen Lasten mit niedrigen Wiederholungszahlen, sondern arbeiten langsam über Hypertrophie-Training und intramuskuläres Koordinationstraining darauf hin, um die Kraftniveaus der Athleten stetig zu verbessern. Und dann geht es ja bald auch schon in den Schnee.

netzathleten: Die nächste Phase ist dann das Skitraining. Welchen Stellenwert haben Konditions- und Krafttraining dann noch?

Thomas Salcher: Während des Schneetrainings wird natürlich auch noch in diese Richtung trainiert. Das heißt, wir begleiten das Skitraining zur aktiven Erholung mit Grundlagenausdauer und wir versuchen, ein- bis zweimal pro Woche eine Schnellkrafteinheit zu absolvieren, um das erarbeitete Kraftniveau zu halten.

 

netzathleten: Ein Skirennen ist ohne Frage anstrengend, aber relativ schnell vorbei. Welche Rolle spielt diesbezüglich anaerobes Training beim DSV?
Thomas Salcher: Das spielt eine Rolle, bei uns aber eine geringere. Es gibt verschiedene Philosophien im Skisport. Wir vertreten jene, dass zunächst eine gute Grundlagenausdauer ausgebildet werden muss, um im Schnee nicht zu viel Laktat zu bilden, also nicht zu stark anaerob arbeiten zu müssen. Andere Philosophien gehen dahin, mit Laktattoleranz-Training zu arbeiten. Dabei kann man über einen längeren Zeitraum mit höheren Laktatwerten trainieren. Wir wollen prinzipiell aber eine hohe Laktatbildung vermeiden, ganz einfach um dem koordinativen Anspruch beim Skifahren gerecht zu werden.

netzathleten: Inwieweit fließen Erkenntnisse der vergangenen Jahre in die aktuelle Trainingsarbeit ein?
Thomas Salcher: Wir evaluieren ständig, werten aus, passen an. In diesem Jahr ist es so, dass wir weg wollen vom monotonen Training an den Geräten oder der Hantelstange. Wir machen das natürlich auch, schaffen aber gleich einen Transfer zur Bewegung. Dafür machen wir viel Leichtathletik, fügen turnerische Elemente mit ein, die die Koordination wiederum schulen sollen. Das ist auch vom mentalen Aspekt her wichtig, damit die Athleten ein wenig Abwechslung im Training haben.

Victoria Rebensburg

Hier gibt es ein Video vom Sommertraining der DSV-Damen

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