Pilze und Beeren - Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm thinkstockphotos.de

Pilze und Beeren - Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm

  • Christian Riedel
Langsam beginnt die Pilzsaison und die Beerensaison im Wald geht zu Ende. Was bleibt ist die Angst vor dem Fuchsbandwurm, vor dem schon unsere Großeltern gewarnt worden sind. Aber wie gefährlich ist der Parasit für den Menschen wirklich und worauf muss man achten, wenn man selber im Wald auf Nahrungssuche geht?

Auch wenn die Heidelbeeren am Wegesrand noch so lecker aussehen und man beim Spaziergang noch nie so viele Waldchampignons auf einmal gesehen hat, lassen viele von den leckeren Früchten lieber die Finger. Denn im Hinterkopf hat man immer die Angst, sich einen Fuchsbandwurm zu holen. Doch diese Angst ist in der Regel unbegründet. Das sagt auch Professor Klaus Brehm, Biologe am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. Dem Experten zu Folge ist die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser im Lotto um einiges Wahrscheinlicher als sich durch den Verzehr von Waldfrüchten mit einem Fuchsbandwurm zu infizieren.

Ganz ausschließen darf man eine Infektion mit dem Parasiten aber nicht, die unbehandelt sogar zum Tode führen kann. In jedem Jahr werden in Deutschland aber nur rund 30 Neuerkrankungen gemeldet. Damit zählt der Fuchsbandwurm zu den seltensten Parasitosen Europas. Da Füchse aber immer häufiger in Stadtnähe gesichtet werden, ist ein leichter Anstieg dieser Zahl nicht auszuschließen. Aber auch dann bleibt die Wahrscheinlichkeit, sich einen Fuchsbandwurm zu holen sehr gering.

So funktioniert die Infektion


Fuchsbandwürmer nutzen Mäuse, Ratten und andere Nagetiere als Zwischenwirt. Wird so ein Tier von einem Fuchs oder einem Hund gefressen, findet der Parasit einen idealen Endwirt, wo er sich einnisten und Eier legen kann. Die Wurmeier gelangen dann über die Ausscheidungen nach draußen. Dabei sind sie so widerstandsfähig, dass sie mehrere Monate auch bei eisigen Temperaturen überdauern können. Entscheidend für die Übertragung auf den Menschen ist eine orale Aufnahme. Man muss die Eier also schlucken. Das Problem ist, dass diese so klein sind, dass sie mit bloßem Auge nicht wahrgenommen werden können. Allerdings findet eine Infektion auch in diesem Fall nur in rund 10 bis 20 Prozent der Fälle statt. Ob man infiziert ist oder nicht merkt man in der Regel auch erst nach mehreren Jahren. Oberbauchschmerzen und Gelbsucht sind erste Anzeichen.

Man muss sich auch einfach vorstellen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, sich mit dem Fuchsbandwurm anzustecken. Man braucht zunächst ein infiziertes Tier, wobei die Rate der betroffenen Füchse zwischen 5 und über 70 Prozent liegen kann. Das Tier muss dann sein Geschäft im großen Wald ausgerechnet auf diese Früchte verrichten, die man selber essen möchte. Dafür hat es natürlich nicht so viel Zeit, da die Früchte wachsen und nicht unbegrenzt lange am Busch hängen oder auf dem Boden wachsen. Wenn man sich nun einmal vorstellt, wie groß so ein Fuchs ist (Schulterhöhe ca. 40cm), dürfte klar sein, dass alle Beeren die auf einer bestimmten Höhe hängen von den Exkrementen verschont werden. Schließlich springt ein Fuchs beim Pinkeln nicht in die Luft. Auch dichtes Gebüsch gehört nicht zu den Lieblingsplätzen, wo das Tier sein Geschäft verrichtet. Insofern sind normalerweise nur niedrige Pflanzen wie Erdbeeren oder Pilze vom Fuchsbandwurm gefährdet.

Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man seine Beute erhitzen, denn ab einer Temperatur von 60 Grad sterben die Eier ab. Es reicht aber im Normalfall auch, die Beeren zu waschen. Das sollte man aber ohnehin immer tun. Denn wer weiß schon, welche Lebewesen sich sonst in die Büsche erleichtert haben.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten