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Dr. Sport klärt auf – Sport bei Morbus Crohn

  • Christian Riedel
Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung der Darmwege. Aber darf man mit dieser Autoimmunkrankheit Sport treiben? Dr. Sport klärt auf, ob Sport bei Morbus Crohn hilft oder eher schadet.

 Hallo Dr. Sport,

ein Freund von mir hat Morbus Chron. Er fragt sich, wie es ist mit Sport treiben. Ist das eine gute Idee, oder sollte man den Körper lieber schonen?

Vielen Dank

Dirk



Hallo Dirk,

vereinfacht gesagt ist Morbus Crohn eine chronische Entzündung bestimmter Teile des Verdauungstraktes. Die geschwürigen Entzündungen können von der Speiseröhre bis zum Anus reichen. Am häufigsten tritt die Entzündung im Bereich des so genannten „terminalen Ileums“ auf, also in dem Bereich in dem der Dünn- in den Dickdarm übergeht. Benannt wurde die Krankheit nach einem ihrer Entdecker, Burrill B. Crohn.

Morbus Crohn ist eine chronische Autoimmunerkrankung, deren Ursache bisher ungeklärt ist. In der Regel begleitet sie die Betroffenen ein Leben lang. Dass Patienten komplett geheilt wurden, ist sehr selten. Ähnlich wie Migräne verläuft die Krankheit in Schüben. Das heißt, dass es nur von Zeit zu Zeit zu Ausbrüchen von Morbus Crohn kommt.

Bei den Schüben kommt es bei den Crohn-Patienten zu verschiedenen Beschwerden, die über das Niveau einer normalen Magen-Darm-Entzündung hinausgehen. Neben Durchfall, Bauchschmerzen, Fieber, Gewichtsverlust und Stenosen (Darmverengungen) können sich Fisteln (entzündliche Gangbildungen), zumeist im Bereich des Afters, bilden. Zudem können Entzündungen im gesamten Körper als Folge eines Crohn-Schubs auftreten. Die meisten Fälle von Morbus Crohn werden medikamentös behandelt. Bei schwereren Fällen wird der betroffene entzündete Bereich des Darms operativ entfernt oder Stenosen geweitet.

Ob man bei Morbus Crohn Sport treiben darf oder ob es schädlich ist, ist noch nicht ganz genau erforscht. Bisher gibt es noch nicht genug Studien zu dem Thema. Es gibt aber deutliche Hinweise, dass auch bei Morbus Crohn trotz eines geschwächten Immunsystems moderate Bewegung helfen kann. So hat Dr. Martin Meller nachweisen können, dass Patienten, die leichten Ausdauersport betreiben, weniger Medikamente brauchen als solche, die nur auf Entspannungstherapie setzen. Zudem hatten die sportlichen Patienten ein besseres Körpergefühl und neigten weniger zu Ängsten und Depressionen. Sie zeigten also die normalen Reaktionen wie jeder Mensch, der Sport treibt, im Vergleich zu unsportlichen Personen. Auch bei einer kanadischen Studie vor einigen Jahren konnten die Wissenschaftler keine negativen Auswirkungen von maßvollem Ausdauersport bei Crohn-Patienten feststellen. Im Gegenteil: Die sportlichen Patienten hatten einen niedrigeren BMI, weniger Stress und eine höhere Lebensqualität. Auffallend war, dass durch den Sport kein Krankheitsschub ausgelöst wurde.

Auch Professor Dr. Wolfgang Fischbach, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung, ist überzeugt, dass maßvoller Sport den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Durch Sport können wohl die Entzündungsaktivität reduziert und die beschwerdefreien Phasen verlängert werden. Allerdings sollte jeder Crohn-Patient seine individuelle Leistungsgrenze kennen. Teilweise gibt es sogar Crohn-Patienten, die Leistungssport betreiben.

Dein Freund sollte zunächst einmal mit seinem Arzt abklären, ob und wenn ja welche Sportarten er betreiben kann. Wurde er bereits im Bauchraum operiert, sollte er Sportarten vermeiden, bei denen die Bauchmuskeln stark gefordert sind. Sonst besteht die Gefahr des Narbenbruchs. Sollte die Knochendichte geringer sein, sollte er in jedem Fall intensive Sportarten mit Körperkontakt (Fußball, Handball) sein lassen.

Grundsätzlich sprechen aber mehr Gründe dafür, Sport zu treiben, als dagegen. Man darf es eben nicht übertreiben.

Mahesh Arenja,
Internist

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