Gummibärchen und Riesen - Skifahren mit Kindern Christian Riedel

Gummibärchen und Riesen - Skifahren mit Kindern

  • Christian Riedel
Skifahren mit Kindern ist nicht so einfach. Sport bei Minustemperaturen ist auch bei Erwachsenen nicht jedermanns Sache. Dazu kommen noch die engen Skischuhe und nicht jedes Kind fühlt sich auf dem rutschigen Untergrund wohl. Worauf man achten kann, bevor man mit dem Nachwuchs auf die Piste geht, erklärt Gottfried Krabath, Leiter der Skischule in Katschberg.

netzathleten: Wann sehe ich, dass mein Kind in der Lage ist, Skifahren zu gehen? Gibt es gewisse Bewegungsmuster, woran man das erkennen kann?
Gottfried Krabath:
Wirklich Tricks gibt es nicht. Am besten ist, die Kinder kommen und probieren es. Das heißt so mit zweieinhalb oder drei Jahren macht es Sinn, einen Vormittag einen Versuch zu starten und dann gegebenenfalls zu verlängern.

netzathleten: Wie sieht so ein Versuch denn aus?
Gottfried
: Bei uns in der Skischule haben wir ein Übungsgelände. Da versuchen wir die Kinder zuerst mit einem Ski, später mit zwei Ski an die Schuhe und den Untergrund zu gewöhnen. Mit einem Ski hat man ja immer noch sein zweites Bein, damit man nicht ausrutscht. Wir lernen dann zunächst mit den Skiern auf der Ebene, dann kommen so Dinge wie umtreten mit beiden Skiern dazu, dann kommt seitlich aufsteigen oder mit dem Grätenschritt und wenn das klappt, haben wir auch ein eigenes Förderband, das die Kinder einen kleinen Hang nach oben trägt. Spätestens dann sehen wir auch, wie sicher das Kind schon auf den Skiern steht. Das Wichtigste ist dann, dass die Eltern Geduld haben und die Kinder sich auch von den Eltern lösen, wenn sie in eine Skischule kommen. Wenn das klappt, klappt es auch spätestens nach sechs Tagen mit dem Skifahren.

netzathleten: Kann man denn selber die Kinder zum Skifahren besser motivieren?
Gottfried:
Motivation besteht darin, dass die Kinder etwas dürfen und nicht müssen. Ansonsten hilft den Skilehrern natürlich das Übliche, also loben und ab und zu auch mal ein Gummibärchen, wenn die Eltern es erlaubt haben. Wichtig ist es natürlich, die Kinder nicht zu überfordern und auf ausreichend Pausen zu achten.

netzathleten: Wie hilfreich ist eine Skischule oder kann ich das Kind auch selber unterrichten, wenn ich ein guter Skifahrer bin?
Gottfried:
Bei Eltern funktioniert es im Normalfall nur mit Hilfsmitteln, also das Kind ans Seil oder zwischen die Beine zu nehmen, wobei ich gerade vom Seil absolut abraten würde, weil man das Kind nicht immer sehen kann. Auch andere Skifahrer können das Seil übersehen und so Kind und Eltern mitnehmen. Das gibt ganz böse Unfälle.

netzathleten: Was sind denn so die häufigsten Fehler, die Kinder beim Skifahren machen?
Gottfried:
Kinder machen keine Fehler. Kinder können gar keine Fehler machen. Dass Kinder beispielsweise hinten drin hängen, hängt auch mit der Muskulatur zusammen, die noch nicht richtig entwickelt ist. Der größte Muskel ist der Hintern und deswegen setzen sich die Kinder meistens hinten rein. Mit entsprechenden Übungen nach vorne wie die Hände auf die Knie zu legen oder sich zu strecken, kann man dann die Haltung korrigieren. Bei den Übungen sollte man dann eine Sprache verwenden, die die Kinder verstehen, also statt „strecken und bücken“ besser „einen Riesen und einen Zwerg machen“ sagen oder auf der Piste einen Flieger machen, um mit ausgestreckten Armen zu fahren und so die Balance zu trainieren. Man stellt also Bewegungsaufgaben und die Kinder lernen zu 99,9 Prozent die richtige Bewegung.

netzathleten: Hilft denn auch das Vorfahren etwas?
Gottfried:
Sehr viel sogar. Man könnte mit Kindern eine Woche fahren und kein Wort sprechen und sie fahren alles nach. Kinder lernen Skifahren nur durch zuschauen und nachmachen. Das Optische ist grundsätzlich viel wichtiger als die Ansprache.

netzathleten: Worauf muss ich achten, wenn ich selber meinen Kindern das Skifahren beibringen will?
Gottfried:
Man müsste natürlich auch hier in der Ebene anfangen und die alltäglichen Bewegungen auf die Ski übertragen. Wichtig ist, dass die Kinder alles alleine machen und alleine schaffen. Auch das selbständige Aufstehen gehört dazu. Als Eltern neigt man ja schnell dazu, dem Nachwuchs zu Hilfe zu kommen, wenn sie etwas nicht schaffen. Oft fehlt ihnen auch die Geduld. Aber für den Lernprozess ist das wichtig. Geduld ist aber grundsätzlich wichtig. Man darf nicht erwarten, dass Kinder nach einer Woche schon den Parallelschwung können. Wenn man das berücksichtigt, kann eigentlich nichts schief gehen.

netzathleten: Gibt es denn sonstige Dinge, die man mit Kindern machen kann oder lassen sollte?
Gottfried:
Als Hilfsmittel kann man den Stock seitlich raus stellen, an dem sich die Kinder festhalten können. Kurz kann man auch die Kinder zwischen die Beine nehmen, aber beides sollte man nicht zu lange machen, da das Kind nicht selber fährt sondern sich auf die Hilfe verlässt. Eine Zeit lang kann man als guter Fahrer auch rückwärts voraus fahren. So kann das Kind alleine fahren und man hat es ständig im Blick. Problematisch ist hier, dass das Kind keinen optisches Vorbild hat, also nicht sehen kann, wie man richtig fährt. Und man möchte seinem Kind ja nicht direkt beibringen, wie man rückwärts fährt.

Mehr Infos gibts unter www.skischule-krabath.at
und unter www.katschberg.at

 

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