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Interview mit Windsurfer Philipp Köster

  • Nils Borgstedt
Philip Köster wurde 2011 und 2012 Weltmeister im Windsurfen. Wir sprachen mit ihm über mentale Stärke, das Miteinander im Surfweltcup und seine Inspiration für neue Manöver.

Philip Köster gehört zur Weltelite des Windsurfens, hat bereits zwei Weltmeistertitel erreicht und sich an die Spitze der Weltrangliste gesetzt. Trotzdem ist der 20-Jährige auf dem Boden geblieben und locker unterwegs. Im Rahmen der Laureus World Sports Awards haben wir ihn zum Interview getroffen.

netzathleten.de: Philipp, beim Windsurfen geht es in mehreren Heats gegeneinander. Man muss sich immer aufs Neue motivieren und konzentrieren. Welche Rolle spielt die mentale Stärke bei einem Wettkampf?
Philipp Köster: Natürlich spielt das eine Rolle. Wenn man nervös wird, macht man leichter Fehler. Man probiert Manöver, die man vielleicht nicht wirklich beherrscht. Ich bin aber meistens ziemlich entspannt und weiß, dass ich die meisten Dinge schaffe.

netzathleten.de: Wie gehst Du mit dem Druck um, der entsteht, wenn ein Konkurrent vor Dir eine extrem gute Fahrt hingelegt hat, wenn Du vielleicht auch mehr riskieren musst, als Du ursprünglich gedacht hast?
Philipp Köster: Ich gebe grundsätzlich immer alles im Wettkampf, egal in welchem Heat, egal ob am Anfang oder im Finale. Wenn man jemand anderen sieht, der ein supertolles Manöver gemacht hat, überlegt man natürlich, wie man ihn schlagen könnte. Ich stelle mir dann im Kopf vor, welche Manöver ich machen muss. Das hat bisher ganz gut geklappt.

netzathleten.de: Gehst Du in der Vorbereitung schon die verschiedenen Heats durch, sprich überlegst Du Dir – Anfangs mache ich dieses Manöver, im Finale dann jenes, oder denkst Du von Heat zu Heat?
Philipp Köster: Ich denke immer von Heat zu Heat. Ich überlege erst zwischen zwei Heats, was ich im nächsten machen werde. Oder aber ich entscheide mich ganz spontan, während des Surfens. Meistens surfe ich hinter meinem Gegner her und schau, was er macht. Dann versuche ich es einfach höher zu machen oder besser zu landen.

netzathleten.de: Und ab welcher Höhe bekommst Du Muffensausen? 18m hast Du ja schon geschafft.
Philipp Köster: Ich versuche jetzt, immer noch höher zu kommen, leider schaffe ich es momentan einfach nicht. So ab zehn, 15 Metern Höhe macht man sich schon seine Gedanken, dass das auch mal schief gehen könnte und sehr wehtun kann. Aber ich fühle mich meistens ziemlich sicher. Ab einer gewissen Höhe versuche ich dann nicht mehr alles, wenn es nicht verlangt wird. Ich passe schon auf.

netzathleten.de: Woher nimmst Du die Inspiration für neue Manöver?
Philipp Köster: Ich versuche in erster Linie einfach alles immer besser zu machen. Wenn man aber immer das Gleiche machen würde, wäre es trotzdem langweilig. Daher versuche ich immer wieder, einen Adrenalinkick zu kriegen. Und das geht durch neue Sachen.

netzathleten.de: Schaust Du Dir auch etwas bei Deinen Konkurrenten ab?
Philipp Köster: Auf jeden Fall. Ich schaue mir genau an, was die anderen machen, woran sie gerade trainieren. Es ist immer wichtig zu wissen, welche Manöver sie schaffen. Zum Beispiel hat kürzlich auf Maui auch der Brasilianer Marcilio Browne trainiert, der ja 2013 auch Weltmeister wurde. Er macht viele Wellenritte, ich mache viele Sprünge – da schaut man sich dann gegenseitig etwas ab. Außerdem gibt es so viele Surffilme im Internet, da entdeckt man auch immer wieder neue Sachen.

netzathleten.de: Aber Tipps beim Training gebt Ihr Euch nicht, oder?
Philipp Köster: Ne, ne, ne. Das kommt eher selten vor. Jüngeren Surfern gebe ich aber gerne Tipps. Zum Beispiel, wenn sie gerade versuchen ihren ersten Loop zu machen. Das macht mir auch Spaß. Aber Tipps für andere, die im Weltcup mitfahren, gibt es nicht.

netzathleten.de: Und wie muss man sich das zwischen zwei Heats beim Wettkampf vorstellen. Stachelt man sich da gegenseitig an oder ist jeder Surfer eher für sich?
Philipp Köster: Da ist eigentlich jeder separiert. Aber hin und wieder gibt es natürlich Situationen, in denen man sich gegenseitig etwas ärgert, ein paar blöde Sprüche macht. Aber das ist, glaube ich, überall so. Das gehört einfach dazu, das ist der Wettkampf und man möchte halt einfach gewinnen.

netzathleten.de: Aber insgesamt ist die Stimmung gut unter euch?
Philipp Köster: Auf jeden Fall. Wenn kein Wettkampf ist, ist alles ziemlich entspannt. Man setzt sich auch mal zusammen und geht auch mal zusammen weg.

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