Das Gefühl ist gut – Interview mit Stabhochsprungweltmeister Raphael Holzdeppe getty images

Das Gefühl ist gut – Interview mit Stabhochsprungweltmeister Raphael Holzdeppe

  • Nils Borgstedt
Im letzten Jahr wurde Raphael Holzdeppe mit 5,89m der erste deutsche Weltmeister im Stabhochsprung. Die Hallensaison verpasste der gebürtige Kaiserslauterner allerdings verletzungsbedingt. In der Freiluftsaison will er wieder voll angreifen, zumal die Europameisterschaft in Zürich auf dem Programm steht. Im Rahmen der Laureus World Sports Awards haben wir mit Holzdeppe gesprochen.

netzathleten.de: Raphael, die Vorbereitung auf die kommende Saison ist in vollem Gange. Wie ist Dein Gefühl?
Raphael Holzdeppe: Das Gefühl ist ganz gut. Nachdem ich die Hallensaison sausen lassen musste, ist die Motivation jetzt natürlich noch größer, in der Sommersaison wieder voll anzugreifen. Und bis jetzt sieht‘s ganz gut aus.

netzathleten.de: Ein Saisonhöhepunkt ist sicherlich die Leichtathletik-EM in Zürich. Was hast Du Dir vorgenommen?
Raphael Holzdeppe: Gewinnen.

netzathleten.de: Einfach nur gewinnen oder peilst Du auch eine bestimmte Höhe an?
Raphael Holzdeppe: Nein, es ist eine Meisterschaft. Da geht es nur ums gewinnen, mit welcher Höhe ist eigentlich egal.

netzathleten.de: Einer Deiner härtesten Konkurrenten bei den Meisterschaften wird Renaud Lavillenie sein, der in der Halle kürzlich mit 6,16 m einen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Er gilt als etwas arrogant. Macht es mehr Spaß gegen ihn zu gewinnen, als gegen andere?
Raphael Holzdeppe: Ich sag mal so: Wenn man die Chance hat zu gewinnen, dann möchte man natürlich auch gegen die Besten der Besten gewinnen. Und im Moment ist er der Beste. Wenn er in der Form bleibt, die er im Winter hatte, wird es extrem schwer, ihn zu schlagen. Aber niemand ist unschlagbar und letztes Jahr (bei der WM, Anm. d. Red.) war er auch Favorit. Gegen die Besten ist man immer noch etwas motivierter, bis an die Grenzen zu gehen.

netzathleten.de: Im Grunde hast Du also nichts zu verlieren, der Druck für Lavillenie ist größer, oder?
Raphael Holzdeppe: Er möchte natürlich gerne den Hattrick schaffen. Er hat die letzten beiden Europameisterschaften schon für sich entschieden. Vielleicht ist er aufgrund dessen auch etwas verkrampft. Aber im Endeffekt kommt es nur darauf an, wer an diesem einen Tag die beste Leistung bringt. Mein Ziel ist es auf jeden Fall zu gewinnen. Aber wenn ich meine beste Leistung abrufen kann und jemand anderes ist besser, dann hat er es auch verdient zu gewinnen.

netzathleten.de: Und welche Höhe ist bei Dir drin? Bei der WM letztes Jahr hast Du ja mit 5,89 m gewonnen.
Raphael Holzdeppe: Mein Ziel ist es immer noch, sechs Meter zu springen. Im letzten Jahr war ich da auch schon ganz dicht dran. Jetzt muss man allerdings sehen, wie ich ins Rollen komme, da ich die Hallensaison nicht mitgemacht habe.

netzathleten.de: Wo siehst Du bei Dir noch das meiste Verbesserungspotential?
Raphael Holzdeppe: Eigentlich kann man alles noch verbessern. Von Niveau ist auch die Höhe schon drin, aber der Kopf spielt auch eine Rolle. Das bewirkt schon etwas, wenn zum Beispiel weiß, man springt jetzt Deutschlandrekord und man ist nicht der zwanzigste, der über diese Höhe springt. Dann ist man entweder übermotiviert oder etwas gehemmt. Das muss man aus dem Kopf rausbekommen.

netzathleten.de: Und wie funktioniert das?
Raphael Holzdeppe: Meine Variante ist, sich einfach so oft an der Höhe zu versuchen, wie es geht.

netzathleten.de: Klingt gut für’s Training, im Wettkampf hat man nur eine begrenze Zahl an Sprüngen. Kann man während des Wettkampfs zwischen einzelnen Sprüngen noch Dinge verändern?
Raphael Holzdeppe: Eher wenig. Man kann nur versuchen, auf einzelne Dinge zu achten, aber eben immer nur einen Aspekt. Sobald man versucht, mehr zu ändern, unterbricht man den ganzen Fluss vom Sprung und dann wird das Ganze nach hinten losgehen. Man kann im Normalfall versuchen, eine technische Komponente zu optimieren, mehr nicht.

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