Lisa Maria Hirschfelder, Privat

Was ist Quadrathlon - Interview mit Lisa Maria Hirschfelder

14 Mai 2013
Derk Hoberg

Lisa Maria Hirschfelder ist erfolgreiche Quadrathletin: World Cup Siegerin, Vizeweltmeisterin und Gewinnerin des Deutschland Cups. Und das mit gerade einmal 22 Jahren. Wir sprachen mit der Heidelberger Studentin über die besondere Balance zwischen den Disziplinen, von denen man zwei Teile an Land und zwei im Wasser absolviert, und wie man dafür trainiert.

netzathleten: Lisa, Du bist erfolgreiche Quadrathletin. Erkläre uns doch zunächst kurz diese Sportart.
Lisa Maria Hirschfelder: Die Ursprünge des Quadrathlons liegen definitiv im Triathlon. Allerdings haben wir, wie der Name schon sagt, vier Disziplinen: Schwimmen, Radfahren, Laufen und dazu noch Rennkajak. Meistens liegt die Kajakstrecke dabei zwischen dem Radfahren und Laufen. Hin und wieder gibt es auch Wettkämpfe, bei denen mit dem Mountainbike und im Wildwasserkanal gestartet wird, je nach den Gegebenheiten am Wettkampfort. All das fördert den Gedanken, am Ende der Saison den besten Multisportler zu küren. Das ist der Hintergrund unserer Sportart, in der es, wie in allen anderen Sportarten, eben auch Deutsche und Weltmeisterschaften und eine Weltcup-Serie gibt.

netzathleten: Was sind ganz konkret die Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Triathlon?
Lisa Maria Hirschfelder: Ganz ähnlich sind die unterschiedlichen Distanzen, in denen man beim Triathlon und Quadrathlon starten kann. Bei uns kommt dann eben jeweils noch die Kajak-Strecke hinzu. Die längste Distanz, bei der wir starten, ist beim „Diamond Men“ in Ungarn, wo es über 5 Kilometer Schwimmen, 20 Kilometer Kajak, 20 Kilometer Laufen und 100 Kilometer Radfahren geht.

netzathleten: Wie kommt man dazu, Quadrathlon zu betreiben? Ist eine, respektive sind drei Sportarten beim Triathlon, noch nicht genug?
Lisa Maria Hirschfelder: Ich betreibe Triathlon seit meinem zehnten Lebensjahr, dann bekommt man irgendwann mal Lust, etwas Neues auszuprobieren. Und da der Neckar durch meine Heimatstadt Heidelberg fließt, besteht ohnehin eine gewisse Verbundenheit zum Wassersport. Viele steigen aber auch über das Paddeln bei uns ein. Ruderer und Kajakfahrer trainieren ja auch viel Ausdauer, können laufen und Rad fahren, so dass sie gewissermaßen Quereinsteiger sind.

netzathleten: Seid Ihr härter als die Triathleten?
Lisa Maria Hirschfelder: Das Niveau im Spitzenbereich ist bei uns schon recht hoch. Da sind zahlreiche Sportler dabei, die schon bei Triathlon-Weltmeisterschaften gestartet sind. Und die körperliche Basis muss natürlich da sein, um Quadrathlon zu betreiben.

netzathleten: Wie setzt Ihr denn die Schwerpunkte im Training, um diese körperliche Basis zu erreichen?
Lisa Maria Hirschfelder: Ich persönlich setze den Trainingsschwerpunkt in meiner schwächsten Disziplin, dem Laufen. Da versuche ich, mich kontinuierlich zu steigern. Ansonsten trainiere ich quasi in Monatsblöcken, in denen der Schwerpunkt dann jeweils auf einer Disziplin liegt. Das wird auch in gezielten Trainingslagern umgesetzt, beispielsweise im Sommer eine Woche lang fokussiert Kajak fahren. Zusätzlich zu den Disziplinen darf man das Krafttraining nicht vernachlässigen, welches zweimal in der Woche absolviert wird, um die Verletzungsgefahr zu verringern.

netzathleten: Kraft, Technik und Ausdauer ist ein interessanter Mix. Ist das Training auch so abwechslungsreich?
Lisa Maria Hirschfelder: Ganz prinzipiell werden beim Quadrathlon Oberkörper und Unterkörper in je zwei Disziplinen beansprucht. So hat man viel Abwechslung: Zweimal Wasser, zweimal Land, zweimal mit Material, zweimal ohne, zweimal Arme, zweimal Beine. Und durch die unterschiedlichen Belastungen kann man nach dem Kajaktraining noch eine Laufeinheit hinterherschieben, oder umgekehrt.

netzathleten: Welche Umfänge trainierst Du und wie lässt sich das mit Studium und Beruf unter einen Hut bringen?
Lisa Maria Hirschfelder: Ich bin sportlich aufgewachsen, somit auch in dieses Leben hineingewachsen. Daher stören mich die 25-30 Stunden, die ich in der Woche trainiere, nicht wirklich. Im Trainingslager steigern sich die Umfänge natürlich, allerdings gibt es ja auch Entlastungswochen zur Regeneration. Genau wie ich versuche, alle zwei Wochen einen Ruhetag einzuplanen. Wobei Ruhetag auch Definitionssache ist, also ich lege da nicht die Beine hoch.

netzathleten: Du trainierst auch das Triathlon Team der Uni Heidelberg. Nutzt Du das als zusätzliche Trainingseinheiten?
Lisa Maria Hirschfelder: Ja, das rechne ich teilweise mit hinein. Wenn wir mit der Trainingsgruppe zwei Kilometer im See schwimmen, dann ist das auch Training für mich. Das lässt sich gut verknüpfen, ich komme dann meistens auch früher und bleibe noch etwas länger zum Trainieren.

netzathleten: Quadrathlon führt ja eher ein Schattendasein. Mit welchen Schwierigkeiten habt Ihr sonst zu kämpfen?
Lisa Maria Hirschfelder: Natürlich gibt es nicht so viele Quadrathleten, aber die meisten schätzen genau dies, da sich die Sportler untereinander kennen. Rein organisatorisch ist es aber schwer, Genehmigungen zu bekommen, um ein Rennen zu veranstalten. Daher starten wir häufig parallel bei Triathlon-Veranstaltungen, nutzen die abgesperrte Strecke von deren Rennen. Es gibt aber auch Rennen, bei denen wir auf nicht abgesperrten Strecken im Straßenverkehr unterwegs sind. Was die finanzielle Seite angeht, so müssen wir uns den Großteil unserer Reisen selbst finanzieren. Über den Nationalkader bekommt man zwar einen Zuschuss, allerdings deckt dieser gerade einmal die Startgebühren für einen Wettkampf ab. Sponsoren sind bei uns leider nicht in Sicht, da geht es den Triathleten schon besser.

netzathleten: Du bist noch recht jung für eine extreme Ausdauersportart wie Quadrathlon, was sind Deine Ziele für die Zukunft?
Lisa Maria Hirschfelder: Momentan kann ich mir in der Tat noch nicht vorstellen, über die ganz langen Distanzen zu starten. Zum Beispiel ein Marathon, oder 200 Kilometer Rad zu fahren. Da kann ich das Tempo noch nicht halten. Aber ich denke, das werden die kommenden Trainingsjahre noch bringen. Insofern werde ich darauf hinarbeiten und versuchen, bis dahin noch ein paar Titel zu gewinnen.