Vom Judo zum American Football – Interview mit Rebekka Braun AFVD

Vom Judo zum American Football – Interview mit Rebekka Braun

  • Maria Poursaiadi
Rebekka Braun ist Defensive Back in der deutschen American Football Nationalmannschaft bei der anstehenden Frauen-WM. Als letzte Verteidigerin auf dem Feld soll sie dafür sorgen, dass die gegnerischen Spieler keine Chance auf Punktgewinn haben. Wir sprachen mit Rebekka über ihre Position, über die anstehende Weltmeisterschaft und wie sie als Judoka des Bundeskaders zum American Football gekommen ist.

netzathleten: Rebekka, als deutsche Athletin kommt man ja nicht wirklich leicht zum American Football. Wie bist denn zudem Sport gelangt?
Rebekka: Mein Verlobter spielt selbst seit vielen Jahren Football. Durch ihn habe ich diese Sportart kennen gelernt. Lange Zeit war ich allerdings nur Zuschauerin. Ich habe selbst eine Leistungssportkarriere in Judo hinter mir. Und so entstand bei mir der Wunsch, diese Sportart auch mal auszuprobieren. Football stellte für mich dann eine ideale Alternative zum körperbetonten Judo dar.

netzathleten: Am 26. Juni beginnt die American Football WM der Damen. Wie geht es Dir bei dem Gedanken?
Rebekka: Bisher hatte ich noch nicht viel Zeit, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen. Ich steckte bis vor kurzem noch mitten in meinen Examensprüfungen. Außerdem werde ich am 19. Juni heiraten, d.h. ich bin mit der Organisation der Hochzeit beschäftigt. Viele Gedanken bezüglich der WM habe ich mir also noch nicht gemacht.

netzathleten: Ihr seid jetzt noch eine sehr große Gruppe von 45 Frauen. Besteht deswegen gerade ein harter Konkurrenzkampf unten den Team-Kolleginnen?

Rebekka: Das kann ich noch nicht so einschätzen. Meine Devise lautet, einfach 150 Prozent zu geben mich damit zu empfehlen. Ich glaube aber, ich könnte mit einer von Konkurrenzkampf geprägten Situation sehr gut umgehen.

netzathleten: Coach Maier hat ein strenges Training angekündigt, bei dem er keine halbherzigen Leistungen akzeptiert. Wie macht sich das bei Euch bemerkbar?
Rebekka: Ich freue mich darüber und fühle mich durch diese Ankündigung sehr motiviert und angespornt, meine beste Leistung zu zeigen. Ich glaube, dass die WM kein „Zucker schlecken“ wird und deswegen kann ich es nur unterstützen, dass das Training entsprechend hart ist. Da ich bedingt durch meine Leistungskarriere ein sehr leistungsorientierter und ehrgeiziger Mensch bin, kommt mir ein solches Training sehr entgegen.

netzathleten: Rebekka, Deine Position nennt sich „Defensive Back“. Was darf man darunter verstehen?
Rebekka: Ich muss zugeben, dass diese Position selbst für mich neu ist und ich bisher keine Erfahrungen auf dieser Position sammeln konnte. In meinem Heimatverein spiele ich eine andere Position. Der Defensive Back ist die Absicherung des hinteren Spielfeldes. Er ist so etwas wie der letzte Mann bzw. die letzte Frau in der Verteidigung.

netzathleten: Du hast die Position deswegen bekommen, weil Du ziemlich fix auf den Beinen bist. Wie schnell läuft denn eine Rebekka Braun?
Rebekka: Ich war selbst ein wenig überrascht, da aus meiner Sicht laufen nicht meine Stärke ist. Aber anscheinend hat das jahrelange Lauftraining im Judo doch etwas genützt. Wie schnell ich bin, kann ich aber nicht sagen.

netzathleten: Die Idee, als Defensive Back zu spielen, hat Dich nicht von Vornherein glücklich gestimmt. Weshalb nicht und wie haben Dir die Trainier Ihre Entscheidung erklärt?
Rebekka: Wie gesagt hatte ich gar keine Erfahrung auf der Position. Dass hat mich dann schon überrascht, dass ich ausgerechnet dafür eingesetzt werden sollte. Mittlerweile sehe ich diese neue Position eher als Herausforderung. Ich vertraue den Trainern, wenn sie mir diese Position zutrauen, dann möchte ich versuchen, sie auch bestmöglich auszufüllen.

netzathleten: Ist es als letzte Verteidigungslinie eigentlich hilfreich, wenn man Erfahrungen aus dem Kampfsport mitbringt?
Rebekka: Ich habe im Kampfsport vor allem gelernt mich durchzusetzen. Auf der Matte steht man, im Vergleich zum Footballfeld, alleine dem Gegner gegenüber. Das heißt, man ist auf sich und seinen Fähigkeiten allein gestellt. Ich bin es gewohnt, bis zur letzten Sekunde zu kämpfen und alle Reserven zu mobilisieren. Zudem bin ich durch die vielen Wettkämpfe, bei denen ich meine Leistung punktgenau abrufen musste, mental sehr stark geworden. Ich konnte auf vielen internationalen und nationalen Turnieren kämpfen und weiß also mit dem Leistungsdruck umzugehen. Natürlich bin ich was den Körperkontakt anbetrifft auch nicht gerade die Hilfloseste.

netzathleten: Rebekka, wir wünschen Euch alles Gute für WM.
Rebekka: Dankeschön.

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