„Die DEL hat keine Chance…“ – Christian Ehrhoff im Interview picture-alliance

„Die DEL hat keine Chance…“ – Christian Ehrhoff im Interview

  • Maria Poursaiadi
Passend zur Eishockey-WM sprachen wir mit NHL-Profi Christian Ehrhoff über die Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft, über die NHL und warum die DEL gegen die kanadische Liga einfach keine Chance hat.

netzathleten: Christian, Du spielst im Land des Olympiasiegers, bei den Vancouver Canucks. Das muss ein tolles Gefühl sein….
Christian: Ja, es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, in Kanada ist Eishockey eine Religion, noch krasser als Fußball in Deutschland.

netzathleten: Die deutsche Mannschaft hat sich in Vancouver ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wie enttäuscht warst Du über das Abschneiden?
Christian: Natürlich war ich enttäuscht, allerdings muss man auch realistisch sein. Wir sind derzeit in der Weltrangliste nur Nummer 13, da war die Qualifikation für die Olympischen Spiele, an der nur 12 Teams teilnehmen, ein Erfolg.

netzathleten: Warum hinkt das deutsche Eishockey so hinterher?

Christian: Die Nachwuchsarbeit ist leider nicht so gut wie beispielsweise in der Schweiz. Hinzu kommt, dass die wichtigsten Positionen in der DEL überwiegend von Ausländern eingenommen werden.

netzathleten: Jetzt mal zu Deinem Sport: Du bist Verteidiger. Was macht Dir an dieser Position besonders Spaß?

Christian: Mir macht es Spaß, Tore zu verhindern und mich nach vorne in den Angriff mit einzuschalten.

netzathleten: Wie hart im Nehmen muss man in Deiner Position eigentlich sein? Gehören blaue Flecke und Knochenbrüche bei Dir eigentlich zum Alltag?
Christian: Blaue Flecken ja, Knochenbrüche eher selten. Insgesamt ist Eishockey natürlich ein sehr körperbetonter Sport.

netzathleten: Bei den Vancouver Canucks spielst Du erst seit Ende der Saison 2008/2009. Vorher warst Du bei den San Jose Sharks. Wie geht es Dir im neuen Team?
Christian: Ich fühle mich in Vancouver sehr wohl und bin im neuen Team gut aufgenommen worden.

netzathleten: Die Sharks flogen in der letzten Saison in der ersten Runde der Playoffs unerwartet raus, obwohl sie als punktbestes Team in die Endrunden gingen. Die Konsequenz war, dass Brad Lukowich und Du ausgetauscht worden seid. Wie hast Du diesen Zug des Managements gesehen?
Christian: Die Sharks haben damals insgesamt zehn Spieler ausgetauscht, das gehört einfach zum Business dazu, das darf man nicht persönlich nehmen.

netzathleten: Du warst zum Zeitpunkt Deines Wechsels bereits sechs Jahre lang bei den Sharks und hattest Dir einen Stammplatz dort erkämpft…

Christian: Das hab ich mir ja nicht ausgesucht, aber rückblickend betrachtet war es gut für mich, und die neue Herausforderung hat mir gut getan.

netzathleten: Die Teams in Nordamerika sind ja eigentlich riesige Wirtschaftsunternehmen. Gibt es dadurch auch Unterschiede für Euch Spieler im Vergleich zu einem „normalen“ Team?
Christian: Ja, man betrachtet es mehr als Geschäft. Wenn ein Spieler schlecht spielt ist er schneller weg vom Fenster, als es ihm lieb ist.

netzathleten: Du hast Deine ersten Schritte in der Profikarriere bei den Krefeld Pinguins begonnen. Wieso hat Dich die deutsche Liga nicht halten können? Wieso der Sprung nach Nordamerika?
Christian: Die NHL ist die beste Liga der Welt. Jedes Kind träumt davon. Da hat die DEL keine Chance.

netzathleten: Was ist denn spielerisch der große Unterschied zwischen Nordamerikanischem Eishockey und Europäischen bzw. Deutschen?

Christian: Es ist viel schneller und körperbetonter, d.h. mehr Bodychecks.

netzathleten: Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann wieder für ein deutsches Team zu spielen?
Christian: Ich kann man durchaus vorstellen, nach Ablauf meiner NHL-Karriere noch mal in Deutschland zu spielen.

netzathleten: Welche Pläne hast Du momentan überhaupt?
Christian: Solange es geht in meiner Liga zu spielen.

netzathleten: Was willst Du noch unbedingt erreichen?
Christian: Den Stanley Cup gewinnen.

netzathleten: Christian, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir auf Deinem Weg viel Glück.
Christian: Vielen Dank.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten