Sportarten im Test: Eishockey mit Hakan Loob Derk Hoberg
Icetime mit Stanley Cup-Sieger Loob

Sportarten im Test: Eishockey mit Hakan Loob

Eishockey ist die schnellste Mannschaftssportart der Welt – der Puck erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 175 km/h und auch bei den Spielern geht es ordentlich zur Sache. Kurz vor den Olympischen Spielen in PyeongChang (9.-25. Februar 2018) hat netzathlet Derk Hoberg den rasanten Sport ausprobiert – mit niemand Geringerem als dem ehemaligen Stanley Cup-Sieger und jetzigem Eurosport-Experten Hakan Loob als Coach.
Wer einen Eishockey-Crack wie den schwedischen Superstar Hakan Loob zur Seite gestellt bekommt, der sollte sich auf dem blanken Eis doch nicht so schwer tun. Sollte man zumindest meinen. Wer den Sport aber noch nie selbst ausgeübt hat, für den beginnen die Schwierigkeiten bereits in der Umkleidekabine des Eisstadions, warten in der überdimensionalen Tasche doch eine ganze Reihe wichtiger Ausrüstungsgegenstände. Neben Helm und Schlittschuhen – logisch – auch Schienbein-, Knie und Ellenbogenschoner. Dazu das Suspensorium, das man bei den im Eishockey erreichten Schussgeschwindigkeiten keinesfalls missen möchte, sowie der Oberkörper-Protektor. Darüber kommen Eishockeystulpen, dick gepolsterte Hosen sowie ein überdimensionales Trikot.

Titeldekorierte Ankleidehilfe

Für jeden Neuling stellt also bereits das Ankleiden eine kleine logistische Herausforderung dar – ein gutes Aufwärmprogramm in der warmen Umkleidekabine ist es allemal. Gut, wenn man bereits hier einen erfahrenen Ratgeber wie Hakan Loob zur Seite hat: „Fünf bis zehn Minuten braucht man, wenn man das täglich macht“, sagt er. Heute erklärt er mir die Reihenfolge, wann welches Ausrüstungssteil angezogen wird, hilft mir, die Stulpen mithilfe eines Strapsgurtes so zu befestigen, dass sie nicht herunterrutschen und freut sich merklich, in der engen Kabine mal wieder etwas Stallgeruch abzubekommen. Knapp 20 Jahre spielte der heute 57-Jährige professionell Eishockey, sechs Jahre davon bei den Calgary Flames, mit denen er 1989 gar den Stanley Cup gewann. Dazu heimste er zwei WM-Titel sowie den Olympia-Sieg 1994 mit Schweden ein und ist damit Mitglied im exklusiven „Triple Gold Club“, dem weltweit nur 27 Spieler angehören.

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Ich für meinen Teil kann es nun kaum erwarten, aufs Eis zu kommen, binde die Schlittschuhe so fest es geht, suche den passenden Schläger und schlüpfe rasch in die Handschuhe. Ein wenig ungewohnt sind die vorne und hinten abgerundeten Eishockey-Kufen anfangs dann doch, mit Hakans Tipp allerdings, „beim Skaten leicht in die Knie zu gehen“, nehme ich aber schnell an Fahrt auf. Die nächste Schwierigkeit, die nun auf den Anfänger wartet, ist der Umgang mit dem Puck. „Zunächst ein wenig dribbeln, den Puck mit dem Schläger kontrollieren und mal einen Pass zu einem Mitspieler ausprobieren“, rät der Schwede. Natürlich drängt es mich selbst viel mehr zum schnellen Torabschluss und da die Tore bereits auf dem Feld stehen, zögere ich nicht lange und halte drauf. Überrascht, wie wenig Schmackes in meinem als Schlagschuss geplanten Abschluss liegt, komme ich zum Schluss, dass es wohl an der falschen Technik liegen muss.

Unerwartete Erfolgserlebnisse

Spürbare Verbesserung tritt nach einigen weiteren Versuchen ein, die Schüsse werden härter, platzierter und ich gewinne mehr Sicherheit auf dem Eis. Dass es sich dabei um eine trügerische Standfestigkeit handelt, wird spätestens beim nun folgenden Trainingsspiel deutlich, bei dem ich nun auf Gegenspieler treffe, denen es auszuweichen gilt. Immerhin kann ich mich auf einige gute Mitspieler aus Finnland verlassen. Unser überwiegend aus internationalen Journalisten bestehendes Team – das Match fand im Rahmen eines Medientermins von Eurosport im Rahmen der Vierschanzen Tournee in Innsbruck statt –, wird zudem durch die frühere Eisschnellläuferin und dreifache Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma verstärkt, die bisher zwar ohne Schläger, immerhin aber mit Kufen auf dem Eis unterwegs war.

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Teamkollegen: Derk Hoberg und Anni Friesinger-Postma (©Eurosport)

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Multikultitruppe aus ganz Europa lebt den Olympischen Geist: Dabei sein ist alles!

So kommt ein munteres Spiel zustande, in dem auch der Gegner gut mitspielt, jedoch bei weitem nicht den Torinstinkt an den Tag legt, wie er sich auf unserer Seite rasch einstellt. Dass auch ich dabei zu den Torschützen gehöre, kommt nach den anfänglichen Schwierigkeiten eher überraschend, umso größer ist allerdings auch die Freude. Erhöht wird diese noch dadurch, dass Stanley Cup-Sieger Loob in der zweiten Hälfte unseres 20-Minuten-Matchs zur Verstärkung bei den Gegnern einsteigt. Wann hat man schließlich sonst die Gelegenheit, einen solch hochdekorierten Spieler auf dem Eis nass zu machen? Aber lassen wir das. Die Versuche enden mehr als kläglich.

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Torjubel: Eurosport-Sprecher Dominik Mackevicius gratuliert zum Torerfolg

Schweißtreibende Angelegenheit

Obwohl unsere Aktionen hier bei weiten nicht an die Geschwindigkeiten professionellerer Spieler herankommen, läuft der Schweiß schnell in Strömen. Neben Sicherheitsausrüstung samt Trikot und Hose sorgt vor allem die ständige Bewegung auf dem Eis dafür, dass man bereits nach wenigen Minuten ausgepowert ist. Die Einwechslung Hakan Loobs im gegnerischen Team tut ihr Übriges, müssen wir uns fortan doch weitaus mehr in Zeug legen, um den Platz als Sieger zu verlassen – was knapp gelingt, eigentlich aber nichts zur Sache tut. Der Spaß dieses Events steht im Vordergrund und so tut die Niederlage auch der Heiterkeit Loobs keinen Abbruch. Mit solch einem gut gelaunten Eishockey-Experten haben die TV-Kollegen von Eurosport einen guten Griff für ihre Olympia-Berichterstattung getan, das Turnier kann also kommen.

Wie wir Neulinge uns geschlagen haben, erklärt Hakan Loob in folgendem Video:


Fazit: Karriere nur auf Eis gelegt

Eishockey selbst zu spielen, ist ein packendes Erlebnis. Natürlich sollte man die richtige Ausrüstung sowie einige Grundkenntnisse in Sachen Schlittschuhlaufen und im Umgang mit dem Schläger mitbringen. Ist dies der Fall, wird man großen Spaß an diesem flinken Sport haben. Ich für meinen Teil werde die Cracks bei Olympia nun mit anderen Augen sehen und versuchen, mir den einen oder anderen Trick für die Zukunft abzuschauen. Schließlich habe ich die Kufen nicht an den Nagel gehängt, sondern, wie ich hoffe, nur bis zum nächsten Mal auf Eis gelegt!

Hier lest Ihr unser ausführliches Interview mit Hakan Loob zu den Olympischen Spielen


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