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Interview mit Cathy Freeman

  • Marco Heibel
Die australische Olympiasiegerin Cathy Freeman hat sich schon immer für die Rechte der australischen Ureinwohner eingesetzt. Im netzathleten-Interview erzählt sie, was sie heute macht und wofür sich ihre Stiftung engagiert.

netzathleten: In einem Beitrag für den „Daily Telegraph“ hast Du einmal geschrieben, dass das 400 Meter Finale bei den Olympischen Spielen in Sydney der Höhepunkt deiner Karriere war. Wie hat dieser Augenblick dein Leben verändert?
Cathy Freeman: Dieser Sieg war auf einer sehr persönlichen Ebene ein Schlüsselmoment für die Entwicklung meiner Persönlichkeit. Durch dieses prägende Erlebnis beurteile ich mein Leben heute anders und gebe meiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine andere Bedeutung.

netzathleten: Wo lebst Du und was machst Du heute?
Cathy Freeman: Ich lebe in Melbourne, und meine derzeit größte Leidenschaft ist meine Rolle als Gründerin der Catherine Freeman Foundation, die sich um die Kinder der Ureinwohner Gemeinde Palm Island, nördlich von Queensland, kümmert. Unser Hauptanliegen ist es, den Kindern eine bessere Ausbildung und damit auch eine bessere Zukunftsperspektive zu ermöglichen.



netzathleten: Du hast Dich schon immer für die Rechte der Aborigines in Deinem Land eingesetzt. Glaubst Du, dass Dein Erfolg die Situation für dein Volk verändert hat?

Cathy Freeman: Nun, ich fühle, dass mein sportlicher Erfolg in der Tat die Australier und besonders die australischen Ureinwohner dazu inspiriert hat, ihr eigenes Potenzial zu erkunden und auszuschöpfen.

netzathleten: Kürzlich haben die Vereinten Nationen einen Bericht veröffentlicht, wonach die Australischen Aborigines weltweit die niedrigste Lebenserwartung aller nativen Bevölkerungsgruppen hat. Was denkst Du, wenn Du so etwas hörst?

Cathy Freeman: Statistiken dieser Art bewegen mich und wecken Gefühle in mir, die mich dazu veranlassen, mein Bestes zu geben, um meine Leute zu unterstützen. Und das tue ich mit meiner Stiftung.

netzathleten: Was glaubst Du, wie diese Situation geändert werden könnte?
Cathy Freeman: Mit Liebe lässt sich die Situation langfristig verbessern. Dazu müssten die Menschen erstmal die Ureinwohner und deren Kultur annehmen, statt diese abzulehnen. Das wäre ein erster Schritt.

netzathleten: Gibt es denn einen Aboriginal, der sportlich in Deine Fußstapfen treten könnte?
Cathy Freeman: Nicht, dass ich wüsste. Leider. Aber deshalb unterstütze ich mit meiner Stiftung ja Projekte, die das außerschulische Engagement der Kinder steigeren. Dafür haben wir die Kinder mit Mountainbikes und Laufschuhen ausgestattet und ihnen nach der Schule Sportaktivitäten angeboten; und das mit Erfolg: Die Kinder im Projekt schwänzen 20 Prozent seltener den Unterricht und benehmen sich in der Schule besser.

Vielen Dank für das Interview.

Cathy Freeman (*16.02.1973 in Queensland) ist eine ehemalige australische Leichtathletin. Bekannt wurde Cathy, weil sie als erste Angehörige der Aborigines, an den Olympischen Spielen teilnahm und in Sydney das olympische Feuer entzünden durfte. Beim 400 Meter- Finale der Damen ging sie als Favoritin ins Rennen und gewann die Goldmedaille.

Weitere Informationen über die Arbeit der Catherine Freeman Foundation gibt es hier

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