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Belastungen vergleichen mit der Banister-Formel

  • Marco Heibel
Wer hat mehr geleistet: Jemand, der 90 Minuten locker trabt oder jemand, der sich 60 Minuten lang verausgabt? Die Banister-Formel erlaubt Dir einen objektiven Vergleich. Doch nicht nur das: Was zunächst wie eine Spielerei erscheint, kann Dir helfen, Dein Training zu steuern.

Der kanadische Leistungsphysiologe Dr. Eric Banister (University of British Columbia) hat anhand von mehreren Untersuchungsreihen auf dem Laufband in den 1990er Jahren eine Formel entwickelt, nach der jeder Sportler seine Trainingseinheiten schnell und unkompliziert miteinander vergleichen kann. Alles was Du benötigst, sind eine Pulsuhr sowie die Kenntnis Deines Ruhepulses und Deiner maximalen Herzfrequenz. Auch ein Taschenrechner schadet nicht, wie Du später merken wirst. Die Banister-Formel wurde zwar an Läufern erprobt und für Läufer konzipiert, sie ist aber prinzipiell in allen Ausdauersportarten anwendbar.



Den Ruhepuls misst man morgens vor dem Aufstehen, noch im Bett liegend. Der Ruhepuls hängt von Deinem Trainingszustand ab und kann sich sogar binnen weniger Wochen um ein paar Schläge/min verändern. Faustregel: Je niedriger der Ruhepuls, desto besser ist Dein Trainingszustand. Um den Faktor Tagesform bei der Pulsermittlung möglichst gering zu halten, sollest Du die Messung regelmäßig wiederholen.

Den Maximalpuls kannst Du auf mehrere Arten ermitteln. Eine Möglichkeit ist, bei einem ohnehin schon schnellen Trainingslauf über 5 Kilometer mit Pulsuhr auf dem letzten Kilometer noch einmal zu beschleunigen und bis ins Ziel am Limit zu laufen. Hast Du Dich voll verausgabt, zeigt das Display Deine maximale Herzfrequenz an. Diese ist individuell unterschiedlich und nimmt mit zunehmendem Alter ab.

Die Banister-Formel


Nachdem Du nun alles Nötige weißt, kannst Du die Banister-Formel anwenden. Sie lautet:



Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Läufer X hat einen Ruhepuls von 50 Schlägen/min. und eine maximale Herzfrequenz von 190 Schlägen/min. Er absolviert einen Lauf über 90 Minuten bei einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 140 Schlägen/min und einen weiteren Lauf über 60 Minutenbei 170 Schlägen/min.

Bei seinem langen, lockeren Lauf sieht die Rechnung so aus: 90 x (140-50) / (190-50) = 57,9
Bei seinem kürzeren, schnellen Lauf sieht die Rechnung so aus: 60 x (170-50) / (190-50) = 51,4

Der langsame Lauf hat somit einen etwas höheren Wert erzielt. Laut Banister bedeutet das, dass der 90-minütige langsamere Lauf für den Körper unseres Läufers belastender war als der 60-minütige, obwohl dieser dem Läufer selbst vermutlich als der härtere erschienen war.

Doch was hat das nun zu bedeuten? Auf den ersten Blick nicht viel, denn einen Tempodauerlauf kann man nicht mit einem Grundlagenausdauerlauf vergleichen – zumindest, was den Trainingseffekt angeht. Beide Arten von Läufen haben ihre Vorzüge und gehören zu gegebener Zeit und in der richtigen Dosierung in jeden Trainingsplan. Grundfalsch wäre es, künftig nur noch so viele „Banister-Punkte“ wie möglich sammeln zu wollen.

Die Banister-Formel: Spielerei oder Mehrwert?


Dennoch ist die Banister-Formel mehr als eine nette Zahlenspielerei. Die rückblickende Analyse der Banister-Werte etwa bietet eine objektivere Auseinandersetzung mit (möglicherweise) gemachten Fehlern im Training. Würde man reine Kilometerangaben vergleichen, wäre das nicht so einfach möglich.

Und auch innerhalb eines Trainingszyklus kann man zu große Belastungssteigerungen einfacher ausmachen und das Pensum entsprechend anpassen. Und nicht zuletzt kann man bei Terminnot relativ leicht errechnen, um wie viel man schneller laufen müsste, um die geplante Belastung zu erreichen. Eine knackige, kurze Einheit könnte so einen langen, lockeren Lauf ersetzen.

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