Seitensprünge und ewige Partnerschaft – Interview mit Lüdike und Huth Florian Lüdike und Florian Huth

Seitensprünge und ewige Partnerschaft – Interview mit Lüdike und Huth

  • Maria Poursaiadi
Wenn etwas Gang und Gäbe ist im Beachvolleyballsport, dann wohl der ewige Partnerwechsel, der sich unter den Teams vollzieht. Gerade hat sich für Florian Huth und Florian Lüdike ein solcher Wandel vollzogen, sie haben sich von ihren Teampartnern Mischa Urbatzka bzw. Markus Böckermann getrennt und werden 2010 gemeinsam aufschlagen. Die beiden erzählen, wie sie sich fanden, was sie von Trennungen und Neugründungen von Teams halten und wie sie sich die Saison 2010 vorstellen.

netzathleten: Florian und Florian, für die Saison 2010 habt Ihr in einander neue Partner gefunden? Wie fühlt sich das an?
Florian Huth: Sehr gut fühlt sich das an. Und ich habe auch ein wahnsinnig gutes Gefühl was die kommende Saison anbelangt. Ich freue mich jetzt schon drauf, mit Flo auf der Tour zu spielen.
Florian Lüdike: Gut und vor allem beruhigend, schon so früh für den Sommer 2010 planen zu können!

netzathleten: Wie habt Ihr Euch gefunden?
Florian Lüdike: Ausschlaggebend war sicherlich unser erfolgreicher Seitensprung in 2008. Zum anderen schätze ich Flo´s Stärken und professionelle Einstellung. Und ich weiß, dass wir auch neben dem Court eine Menge Spaß zusammen haben werden.
Florian Huth: Das denke ich auch. Ich glaube, dass wird eine schöne und erfolgreiche Saison haben werden. Wir hatten ja schon letzte Saison überlegt, ob wir nicht zusammenspielen sollen. Da war der Schritt dieses Jahr nicht mehr so groß. Unsere gemeinsamen Ziele waren schnell geklärt und erstaunlicherweise sind sehr viele unserer Ansichten was Einstellung, Training etc. anbelangt sehr ähnlich.

netzathleten: In der letzten Saison hattet Ihr auf der deutschen Tour Euren ersten gemeinsamen Auftritt. Wie kam es dazu, und was war der ausschlaggebende Punkt, dass Ihr ohne jemals gemeinsam trainiert zuhaben, den 2. Platz gemacht habt?
Florian Lüdike: Ich denke, dass wir eine ähnliche Spielphilosophie verfolgen und dadurch hat es einfach ganz gut gepasst. Wie es dazu kam? Mein damaliger Partner, Sebastian Fuchs, hatte sich bei seinem damaligen Einsatz bei der U23-EM verletzt und Flo´s Partner Kjell Schneider war bei einer Hochzeit, oder Flo?
Florian Huth: Genau, Kjell war auf einer Hochzeit. Ich wollte unbedingt das Turnier spielen – das ist ja mein „Heimturnier“ – und Flo hatte keinen Partner. Ich glaube, wir kennen uns auch aus dem Training mittlerweile schon ganz gut, wir trainieren ja seit Jahren hier in Kiel gemeinsam in einer Trainingsgruppe. In München hatten wir ganz viel Spaß, gemeinsam auf dem Feld zu stehen. Und dann kann ich mich noch dran erinnern, dass Flo in jedem Spiel gefühlte 15 Asse geschlagen hat. Im ersten Spiel haben wir bei 7-0 die Seiten gewechselt, weil Flo wie ein Verrückter auf den Ball gedroschen hat.


netzathleten: Was erwartet Ihr nach einem solchen außergewöhnlichen Erfolg für die Saison 2010, wenn Ihr bis dahin schon viele Trainingseinheiten gemeinsam absolviert habt?
Florian Huth: Also ich für meinen Teil glaube, dass wir für den Sommer 2010 hart trainieren müssen. Das Niveau auf der Deutschen Tour ist im Vergleich zu 2008 stark angestiegen. Es gibt keine leichten Gegner mehr, man kann mittlerweile gegen jedes Team verlieren. Ich denke aber schon, dass wir auf der Tour ein gutes Wort mitreden können und dass wir das ein oder andere Podium besteigen dürfen.
Florian Lüdike: Ich denke, wir können ganz entspannt Richtung Sommer 2010 schauen. Wir wissen, was wir gemeinsam leisten können und das macht vieles einfacher. Das wir uns darauf nicht ausruhen werden, ist aber auch klar.

netzathleten: Ihr zwei habt mittlerweile schon die eine oder andere Trainingseinheit hinter Euch, wie läuft es?
Florian Lüdike: Da das Indoor-Beachtraining noch nicht begonnen hat (erst ab Anfang November), sehen wir uns im Moment „nur” beim Kraft- bzw. Hallentraining mit unserem 2.Liga Team.
Florian Huth: Aber beim Hallentraining läuft es super. Wobei man Flo ab und zu bremsen muss, dass er nicht die eigenen Spieler mit seinen Angriffen erschießt. Nein, es macht auch hier Spaß, mit Flo auf dem Feld zu stehen, und man gewinnt schon mal einen ersten Eindruck, wie der Partner im Training und Wettkampf so tickt. Das Krafttraining ist zurzeit eine große Quälerei, wir müssen jetzt die Grundlagen für 2010 legen.

netzathleten: Was machen Eure Partner, Markus Böckermann und Mischa Urbatzka eigentlich?
Florian Lüdike: Zusammen ein neues Team bilden. Ganz witzig eigentlich, da ich so einen Tausch noch nie erlebt habe…
Florian Huth: Genau, wir haben die Teams einfach einmal durchgemischt.

netzathleten: Frage an Florian Huth, Mischa ist gerade mit seinem „Übergangs-” Partner Thomas Kaczmarek auf der FIVB World-Tour in Sanya/China recht erfolgreich. Wie blickt man auf den Sieg eines Ex-Partners?
Florian Huth: Ich freue mich wahnsinnig für Mischa. Das ist für ihn der Lohn für die wirklich harte Arbeit im letzten Winter und im Sommer. Er erarbeitet sich damit eine ganz gute Ausgangsposition für den Start in die kommende Saison zusammen mit Markus.

netzathleten: Sieht man seinen Ex-Partner eigentlich als größeren Konkurrenten oder ist er einer von vielen? Wie ist das Gefühl auf ihn bei einem Match zu treffen und wie geht man miteinander um?
Florian Huth: Ich habe sehr viel Zeit mit Mischa verbracht und in ihm eine guten Freund gefunden. Und für Freunde freue ich mich immer, wenn sie erfolgreich sind. Ich freue mich aber auch schon drauf, im auf dem Feld gegenüberzustehen. Denn da ist ja klar, wer gewinnt
Florian Lüdike: Mir geht es mit Markus ebenso. Ich sehe ihn in erster Linie nicht als Konkurrenten, sondern als Freund. Man hat immerhin über einen langen Zeitraum sehr viel Zeit miteinander verbracht und daher freu ich mich natürlich auch über die Erfolge meines Ex´s, aber nur solange wir im Turnier nicht aufeinander treffen, denn da ist ja klar wer gewinnt.


netzathleten: Im Bereich Beachvolleyball sind Trennungen und Team-Neugründungen keine Seltenheit. Geht man da als Spieler emotional trotzdem durch schwere Zeiten, wenn sich eine Trennung anbahnt? Was geht da in einem vor?
Florian Lüdike: Das hängt vom Erfolg des Teams ab! Wenn es gut läuft ist das natürlich immer schwieriger als wenn es spielerisch eh nicht so geklappt hat. Als ich mich damals z.B. nach 2 Jahren von Sebastian Fuchs trennen musste, weil er einen Erstligavertrag beim SCC-Berlin unterschrieben hatte, war das schon hart. Wir hatten zusammen unsere größten Erfolge gefeiert und verstanden uns auch privat super. Wir telefonieren immer noch jede Woche miteinander. Das zeigt, dass man in seinem Partner auch einen Freund fürs Leben finden kann!
Florian Huth: Viele Dinge müssen ja rein rational entschieden werden, da sind oft die Emotionen nicht ausschlaggebend. Bei Mischa und mir war es nur logisch, dass wir getrennte Wege gehen, da wir unterschiedliche Vorstellungen von der kommenden Saison haben. Aber es ist natürlich auch ein bisschen Wehmut dabei, immerhin habe ich Mischa im letzten Jahr fast jeden Tag gesehen und wir hatten eine sehr schöne Zeit.

netzathleten: Ist man als Beachvolleyball-Spieler überhaupt auf der Suche nach einer beständigen Partnerschaft, schließlich muss man sich jedes Mal aufeinander komplett neu einstellen. Wird man dem irgendwann überdrüssig?
Florian Lüdike: Natürlich hat es seine Vorteile, über einen längeren Zeitraum zusammen zu spielen, und so denke ich, dass eine beständige Beziehung immer mehr Vorteile mit sich bringt. Nun ist es aber so, dass sich Spieler unterschiedlich entwickeln oder im Laufe der Zeit Beachvolleyball anderen Sachen unterordnen, somit ist es eben auch sehr wichtig, dass beide Spieler die selben Ziele verfolgen und für diese bereit sind, das Gleiche zu investieren!
Florian Huth: Ich bin schon auf der Suche nach einer beständigen Partnerschaft, ich mag diese „One-Night-Stands“ nicht. Gerade bei den Top-Teams in Deutschland sieht man, dass man sich als bestehendes Team immer weiterentwickeln kann. Man kann die Phasen im Winter viel intensiver zur Vorbereitung nutzen und muss sich im Sommer nicht neu aufeinander einstellen. Ich finde es schön, wenn ich endlich mehr und mehr verstehe, wie mein Partner denkt und wie ich dann mit ihm umgehen muss, um aus ihm die Top-Leistung heraus kitzeln zu können.

netzathleten: Was glaubt Ihr, wie lang Eure Verbindung hält? Was wären die Voraussetzungen für ein langlebiges Team?
Florian Lüdike: Für immer! Nein, Quatsch! Das hängt sicher davon ab wie erfolgreich wir spielen werden und ob wir auch am Ende der Saison noch die gleichen Ziele verfolgen.
Florian Huth: Das Hotelzimmer darf nicht gleich beim Betreten aussehen, als hätte da ne Bombe eingeschlagen, dann drehe ich durch! Nein, dass das mit uns beiden wird denke ich sehr gut klappen. Wir sind ja mittlerweile auch in einem Alter, in dem man nicht nur noch auf der Suche nach dem Abenteuer ist.

netzathleten: Was wünscht Ihr Euch für die gemeinsame Saison. Was wollt Ihr zusammen erreichen?

Florian Lüdike: Ich wünsche mir in erster Linie, dass wir gemeinsam eine Menge Spaß haben. Der Erfolg kommt dann von ganz alleine, schließlich wissen wir beide um unsere Stärken. Wenn dann am Ende der Saison auch noch die ein oder andere Podiumsplatzierung rausspringt… Ich würde nicht nein sagen.
Florian Huth: Ich will in einem Spiel mehr Asse schlagen als Flo. Wir wollen natürlich auf der Tour ordentlich vorne mitspielen. Und jedes Podium wird abgefeiert.

Das Interview führte Maria Poursaiadi.

 

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