„Aus dem Schatten der Schwester“ – Interview mit Susanne Riesch picture-alliance, netzathleten.de/Derk Hoberg

„Aus dem Schatten der Schwester“ – Interview mit Susanne Riesch

  • Derk Hoberg
Susanne Riesch will diesen Weltcup-Winter ganz vorne angreifen. Auch für die Olympischen Spiele in Kanada hat sich die Skirennläuferin viel vorgenommen. Wir sprachen mit ihr und versuchten herauszufinden, was wir uns alles von ihr erwarten dürfen. Eins wird klar: An Selbstvertrauen mangelt es ihr nicht.

netzathleten: Die olympische Saison steht bevor, wir haben gehört Du bist gut in Form und hast gut trainiert
Susanne Riesch: Ja, in Neuseeland in der Vorbereitung war es von den Leistungen her im Großen und Ganzen okay. Vor allem im Slalom. Aber auch im Riesenslalom lief es konstant gut. Und das ist ja eigentlich gar nicht meine Disziplin, da bin ich noch nicht einmal im Weltcup gestartet. Aber auch im steilen Gelände bin ich dort gut zu recht gekommen. Ich merke insgesamt, dass meine Leistungen konstanter werden.

netzathleten: Anders formuliert: Mit den Jahren kommt die nötige Erfahrung?
Susanne Riesch: Genau. Körperlich bin ich auch viel stärker als in den letzten Jahren, da hoffe ich, dass mir das auch im Slalom zu Gute kommt. Seitdem ich im April aus dem Urlaub zurück gekommen bin, konnte ich ohne Verletzungen oder Krankheiten durchtrainieren. Jetzt freue ich mich natürlich auf die ersten Rennen.

netzathleten: Du hattest mit 17 einen Kreuzbandriss. Stellt man da nicht schon die gesamte Karriere in Frage?

Susanne Riesch: Eigentlich nicht. Ein Kreuzbandriss gehört ja schon quasi dazu. Wir haben wenige in der Mannschaft, die noch keinen hatten. Es war auch relativ unkompliziert damals. Nach fünf Monaten war ich wieder fit und heute habe ich absolut keine Probleme mehr mit dem Knie. Von anderen größeren Verletzungen bin ich ja bisher zum Glück verschont geblieben.

netzathleten: Bisher hast Du an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen. Wie fällt Deine Bilanz bei Großereignissen aus?
Susanne Riesch: 2007 in Aare kam meine Teilnahme schon etwas überraschend, weil ich nur ein gutes Rennen zu Beginn der Saison hatte, da war ich Fünfte in Levi. Zum Ende und zur WM hin war ich sehr verunsichert und schied dann auch im ersten Durchgang des Slaloms aus. Letztes Jahr hatte ich mir schon viel vorgenommen, deshalb ist mein Ausscheiden dort natürlich noch ärgerlicher gewesen.

netzathleten: Willst Du in Vancouver dann etwas vorsichtiger und mit weniger Druck ins Rennen gehen?

Susanne Riesch: Nein. Ich meine in Val d´Isere letzte Saison hat es einfach nicht gepasst. Die Schneebedingungen waren nicht so meine, wir haben dann noch etwas am Material geändert und dann lief eben alles schief. Mit angezogener Handbremse gewinnt man aber nichts. Ich hoffe, dass ich bis dahin eine gute Weltcupsaison fahre und dann genügend Selbstvertrauen habe, um dort gute Rennen zu fahren. Ich werde dort nicht vorsichtig fahren, ich will angreifen.


netzathleten: Eine Frage, die Du so bestimmt noch nie gehört hast: War Deine Schwester Maria immer Dein Vorbild?
Susanne Riesch: Ja, kann man sagen. Aber ich war auch, wie meine Schwester, Fan von Katja Seizinger. Anita Wachter und Sonja Nef fand ich auch toll. Das waren super Technikerinnen.

netzathleten: Wie schwer ist es, aus dem Schatten der größeren Schwester herauszutreten?
Susanne Riesch: Ja gut, was heißt Schatten, Maria ist nun einmal meine Schwester. Ich hatte natürlich auch gewisse Vorteile durch sie. Ich hätte früher nicht so gutes Material von der Skifirma bekommen, da hatte ich schon einen Vorteil gegenüber Gleichaltrigen. Im Endeffekt stehe ich aber alleine am Start und muss meine Rennen fahren. Ich sehe es nicht als schwierig an, Maria ist jetzt schon so lange in der Weltspitze dabei und ich kämpfe mich da jetzt einfach ran. Ich bin momentan so gut drauf, dass ich nicht glaube, dass Maria so wie letztes Jahr, vier Rennen in Folge gewinnen kann. Da muss sie sich in Acht nehmen. (lacht)

netzathleten: Eine Kampfansage also… wir sind gespannt. Wie sieht es bei Dir mit den Speed-Disziplinen aus?

Susanne Riesch: Naja, die Trainer sagen, ich hätte da Potential, mal sehen. Es ist so, dass ich mit meinen 21 Jahren noch relativ jung bin. Die Speed-Disziplinen kann man auch mit 24, 25 Jahren noch gut integrieren. Ich möchte mich jetzt erstmal auf die technischen Disziplinen konzentrieren und mich dort stabilisieren. Wenn ich mir dort keine Sorgen mehr machen muss, werde ich auch die Speed-Disziplinen dazu nehmen.

netzathleten: Hat sich bei Euch etwas im Training geändert dieses Jahr?
Susanne Riesch: Wir sind eine kleinere Gruppe geworden. Wir trainieren jetzt in der sogenannten Olympia-Kernmannschaft. Das macht sich schon positiv bemerkbar, wenn man nicht mehr zu elft oder zwölft trainiert, sondern nur noch zu fünft. Und wir trainieren jetzt vor- und nachmittags mit Trainer. Bisher haben wir am Nachmittag immer alleine unsere Übungen gemacht. Alles ist jetzt besser organisiert, ich bin sehr zufrieden.

netzathleten: Wie wichtig ist die Weiterentwicklung der Skitechnologie für Euch? Spürt man die jährlichen Veränderungen?
Susanne Riesch: Auf jeden Fall. Vor längerer Zeit erfolgte ja die Umstellung auf die Carving-Skier, das war ein richtig großer Schritt. Jetzt werden die Ski aber auch wieder ein wenig länger. Letztes Jahr war die festgelegte Mindestlänge der Ski 1,55m, dieses Jahr sind es 1,60m. Also sind es jetzt momentan eher kleinere Schritte, die sich aber dennoch bemerkbar machen.

netzathleten: Wie sehen Deine Ziele für Vancouver 2010 aus?
Susanne Riesch: Wie gesagt, erstmal auf den Weltcup schauen und da konstant gut fahren. Dann hoffentlich mit einem großen Selbstvertrauen zu den Olympischen Spielen fahren und Gold holen. Das wäre was…

netzathleten: Beim diesem Unterfangen wünschen Dir sicherlich alle netzathleten viel Glück. Vielen Dank für das nette Interview, bleib gesund, dann kommt der Rest sicherlich von alleine.

Das Interview führte Derk Hoberg

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