Interview mit Roland Golderer Mike Meyer

Interview mit Roland Golderer

  • Maria Poursaiadi
Wir sprechen mit Moutainbiker Roland Golderer dem Trans Germany Gewinner über die Schwierigkeiten im Moutainbike-Sport und seine persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich.

netzathleten: Seit wie vielen Jahren bist du Mountain-Bike-Profi und wie hat alles angefangen?
Roland Golderer: Ernsthaft Rennen, vor allem Mountainbike, fahre ich nun seit 15 Jahren. Begonnen hat das Ganze mit dem Start bei sämtlichen Hobbyveranstaltungen im süddeutschen Raum sowohl mit dem Rennrad als auch dem Mountainbike. Später trat ich dann meinem Verein, dem RSV Schwalbe Ellmendingen, bei und löste eine Lizenz.

netzathleten: Welche ist deine Lieblingsstrecke und welche magst du gar nicht?

Roland Golderer: Als Lieblingsstrecke würde ich gleich mal „Bad Wildbad“ nennen: Es ist ein Marathon, den ich zum einen schon gewonnen und sonst häufig auf dem Podest beendet habe, zum anderen liegt die Strecke in meinem Trainingsgebiet. So etwas motiviert, denn man kennt die Art der Anstiege und Abfahrten bei allen Wetterbedingungen, und natürlich sind immer auch Freunde und Bekannte da. Wenig sympathisch waren mir, eher in der Vergangenheit, Cross Country Bundesligakurse wie Albstadt oder Heubach, wo es fast nur steil bergauf- und ab geht, da kam ich nie gut mit zurecht.

netzathleten: Wie gut muss man sich eigentlich als Mountainbike-Fahrer mit seinem Gefährt
auskennen? Sind so etwas wie technische Lehrgänge sinnvoll?

Roland Golderer: Tja, das kommt vielleicht auf die Betreuung an. Als ich zum Beispiel einmal einen Mechaniker eines Laufradherstellers beim Roc d’ Azur (Rennen in Südfrankreich) bat, mein Laufrad zu zentrieren, schüttelte er nur den Kopf und verwies darauf, dass ein Rennfahrer so etwas doch schon selbst können müsse.

Da man im Falle eines Defekts, vor allem im Marathon, oft auf sich alleine angewiesen ist, sollte man sich schon mit der Funktionsweise von Antrieb und Bremsanlage, bzw. den Laufrädern vertraut gemacht haben, denn nur so kann man den Problemen auch entgegentreten. Technische Lehrgänge, Workshops oder Schulungen können sicherlich hilfreich sein, aber man lernt auch immer Einiges von erfahrenen Team- oder Vereinskollegen.

netzathleten: Hast Du in Deiner Extremsportart keine Angst vor Verletzungen?
Roland Golderer: Bisher hatte ich in meiner sportlichen Laufbahn viel Glück: das Spektakulärste war ein Knöchelbruch in diesem Frühjahr, der allerdings erst festgestellt wurde, nachdem ich vom aufgegebenen Rennen noch 500km mit dem Auto nach Hause gefahren bin.

netzathleten: Welcher Wettkampf gefällt dir persönlich am besten?
Roland Golderer: Mir gefällt Mountainbike-Marathon am besten. Besonders, wenn man ein großes Rennen wie eine WM fährt. Da muss man auf etwa 100 Kilometern schnelle und technisch anspruchsvolle Abschnitte absolvieren und am Ende muss man für eine gute Platzierung noch ein intensives Finale fahren. Man wird ganz einfach körperlich und mental voll gefordert und kann sich nicht verstecken.


netzathleten: Welche Phase des Wettkampfes liegt dir persönlich am besten?
Roland Golderer: Das ist schon sehr unterschiedlich. Wenn es gut lief, hat mir jede Phase gut gelegen. Ich meine feststellen zu können, dass es oft nach ungefähr zwei Drittel der Strecke besonders schwer wird – hier entscheidet es sich, ob man das mental überwinden kann, um noch ein gutes Finale zu fahren.

netzathleten: Was waren deine größten Erfolge?
Roland Golderer: Viel Motivation bekam ich durch meine erste WM Teilnahme 1995 in Kirchzarten bei den Junioren. Später kamen dann mit den Top Ten Platzierungen bei Deutschen Meisterschaften (Mountainbike U23, Elite, Cross, Marathon Elite) weitere schöne Erfolge hinzu. Ebenso die letzten Teilnahmen an der Marathon WM 2008 und 2009. Das Etappenrennen „Trans Germany“ beendete ich 2008 zusammen mit meinem Teamkollegen Lukas Gerum auf Platz 2.

netzathleten: Was war bisher deine Spitzengeschwindigkeit? Was war die größte Strecke die du in einem zurückgelegt hast? Wie schwer ist es solche Bestleistungen zu wiederholen bzw. zu verbessern als Mountainbiker?
Roland Golderer: Auf solche Rekorde habe ich noch nie so geschaut: mit dem Rennrad, auf Asphalt, bin ich im Südschwarzwald oder den Alpen schon um die 100km/h gefahren. Anders sieht es mit dem Mountainbike aus: wenn ich auf einem schmalen Schotterweg circa 70km/h fahre, reicht mir das schon aus. Auch wenn ich schon um die 300 Kilometer am Stück gefahren bin, ist so etwas beim Radsport nicht meine Intention, denn irgendwann fährt man einfach nur noch und es wird zwar für einen selbst eine interessante, mentale Grenzerfahrung, aber für andere immer weniger nachvollziehbar.

Beim Mountainbikesport geht es eher um die Platzierung im Wettkampf, denn anders als im Bahnradsport oder in der Leichtathletik, ändern sich die Strecken- und äußeren Bedingungen ja ständig.

netzathleten: Du bist seit einigen Jahren im Team TEXPA-Simplon. Was macht eure Zusammenarbeit aus?
Roland Golderer: Seit der Saison 2007 und noch mindestens in der Saison 2010 fahre ich nun für das Team, bei dem ich mich menschlich und in Sachen Material bestens aufgehoben fühle. Wir haben für die einzelnen Teammitglieder sehr transparente Strukturen und mit Alex Pscheidl einen sehr engagierten Teamchef, der die Organisation von Rennen, Trainingslagern, Sponsoren-, Materialfragen und Teamtreffen managt.

netzathleten: Wie lautet deine Zukunftsdiagnose? Wo willst du dich in einigen Jahren sehen?

Roland Golderer: Ich werde in Sachen Radsport einfach mein Bestes geben und hoffe natürlich, ein hohes Niveau halten, oder bei dem einen oder anderen Etappen- und Meisterschaftsrennen ausbauen zu können. In einigen Jahren möchte ich darauf mit einem guten Gewissen immer ehrlich trainiert und an Rennen teilgenommen zu haben, zurückblicken

netzathleten: Worauf können wir uns in der nächste Zeit freuen? Wo nimmst Du teil?

Roland Golderer: Ein sportlicher Höhepunkt wird in diesem Winter sicher die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Cross in Magstadt sein. Dann in der kommenden Saison eines oder zwei der großen Etappenrennen Trans Alp, Trans Germany oder Trans Schwarzwald und die nationalen und internationalen Meisterschaften.

 

Das Interview hielt Maria Poursaiadi.

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