Laureus-Botschafter Martin Braxenthaler – Wie alles begann Derk Hoberg

Laureus-Botschafter Martin Braxenthaler – Wie alles begann

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Martin Braxenthaler begann seine paralympische Karriere als Monoskifahrer 1998 mit einer Bronzemedaille in Nagano. In Salt Lake City, Turin und Vancouver folgten 10 Goldmedaillen, die ihm weitere Auszeichnungen wie den Laureus World Sport Award und vier Silberne Lorbeerblätter einbrachten. Im Interview spricht er über seine Jugend, seine Sportlerkarriere und wie er heute benachteiligte Kinder unterstützt.

netzathleten: Martin, wie bist Du zum Leistungssport gekommen?
Martin Braxenthaler: Bei mir ist der Hintergrund natürlich ein ganz anderer, als bei den meisten Leistungssportlern. Ich bin in Traunstein aufgewachsen, war in meiner Jugend ganz normaler Breitensportler. Skifahren, Radfahren, alles was man in dieser schönen ländlichen Region machen kann, habe ich als Hobby gemacht. Auch im Fußballverein war ich. Mit 22 Jahren bin dann verunglückt. Seither bin ich querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. In der Rehabilitation in Murnau musste ich lernen, mit meinem neuen Leben umzugehen. Da absolvierte ich verschiedene Reha-Übungen, aus denen sich die Motivation für den Sport entwickelt hat. Dass ich beim Mono-Skifahren gelandet bin, hatte dann aber einen ganz einfachen Grund: Ich wollte mit meinen Kumpels genau wie früher wieder Skifahren gehen. In einem Kurs habe ich das dann recht schnell gelernt, hatte Talent und wurde rasch zu einem Lehrgang vom Bayrischen Skiverband eingeladen. Die ersten Rennen ließen dann auch nicht lange auf sich warten. So entwickelte sich meine Leistungssport-Karriere erst in einem Alter von 24 Jahren.

netzathleten: Im Vergleich zu den meisten anderen Spitzensportlern hattest Du also eine ganz normale Jugend, ohne intensives Training?

Martin Braxenthaler: Ja, das zeigt auch, dass man nicht immer frühzeitig die endgültigen Weichen für das Leben stellen muss. Mit der nötigen Lockerheit, mit Offenheit, aber auch mit der richtigen Einstellung und der nötigen Konsequenz kann man auch später noch den richtigen Weg einschlagen, auch wenn es früher einmal in die falsche Richtung ging.

netzathleten: Wie viel kannst Du davon in Deinem Laureus-Projekt KidSwing an Kinder und Jugendliche weitergeben?

Martin Braxenthaler: Bei KidSwing handelt es sich ja um ein Golf-Projekt und da auch ich regelmäßig Golf spiele und ein körperliches Handicap habe, kann ich den Kindern diesen Sport sehr gut vermitteln, ihnen sagen, worauf es ankommt.

netzathleten: Wo liegt denn der Schwerpunkt des Projektes?

Martin Braxenthaler: Kids Swing ist ein Golf-Projekt für Kinder mit Behinderung. Wir arbeiten mit der Münchner Landesschule für Körperbehinderte zusammen. Gespielt wird auf der GolfRange Brunnthal, wo wir mit Jonathan Lush einen sehr engagierten Golf-Pro haben, der die Kinder hauptsächlich unterrichtet. Letztlich wollen wir den Kindern mit dem Golf spielen lehren, Kraft und Emotionen in Zaum zu halten, mit Erfolg und Misserfolg umzugehen sowie ihre gesellschaftliche Integration vorantreiben.

netzathleten: Warum eignet sich deiner Meinung nach der Sport denn besonders gut, um Kindern zu helfen?

Martin Braxenthaler: Im Sport gibt es keine Sprachen, keine Rassen, keine Kategorien. Der ehrliche Sport ist weltumspannend und friedlich. Genau deshalb nutzen wir von Laureus den Sport als Instrument, um Entwicklungen anzustoßen, um Kindern zu helfen, denen es nicht so gut geht.

netzathleten: Wie gut ist Golf spielen denn aus medizinisch-therapeutischer Sicht für die Kinder?

Martin Braxenthaler: Eine koordinierte Bewegung zu schulen, hat noch niemandem geschadet, im Gegenteil. Bei Kindern, die im Rollstuhl sitzen, hat man den Zusatznutzen, dass durch die Bewegung auch das Herz-Kreislauf-System und der Stoffwechsel angeregt werden. Die Golf-Rollstühle von Otto Bock haben eine integrierte Aufstehfunktion durch die man auch mal wieder in die aufrechte Position kommt und seinem Gegenüber in die Augen schauen kann und die Welt als Rollstuhlfahrer nicht immer von unten betrachten muss.

netzathleten: Muss man sich einen solchen Golf-Rollstuhl selbst anschaffen?

Martin Braxenthaler: Im Projekt haben wir zwei dieser ParaGolfer, die von Laureus zur Verfügung gestellt werden. Damit kommen wir eigentlich gut zurecht, so dass wir dieses Projekt weiterhin aufrechterhalten können.

netzathleten: Wie oft musst Du denn den Kindern von Deinen paralympischen Erfolgen berichten?
Martin Braxenthaler: Das ist unterschiedlich, natürlich interessiert das immer wieder einige Kinder und dann erzähle ich es ihnen auch gerne. Aber die Hauptsache ist, dass wir zum Golf spielen kommen.

netzathleten: Vielen Dank und ebenso viel Erfolg weiterhin.

Hier erfahrt Ihr mehr über das Projekt KidSwing

 

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