Drazen Petrovic - Vermächtnis von Großartigkeit istockphoto.com/Gaspare Messina

Drazen Petrovic - Vermächtnis von Großartigkeit

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Drazen Petrovic war der "Michael Jordan Europas". Seinem phänomenalen Aufstieg zu einem Nationalhelden Kroatiens folgte ein tragisches Ende auf einer deutschen Autobahn. Die Geschichte einer europäischen Legende, berichtet von unserer Partnerseite Crossover.

Drazen Petrovic erblickte am 22. Oktober 1964 in Sibenik, einer kleinen Hafenstadt an der kroatischen Adriaküste, das Licht der Welt. Verschiedene Quellen seines Umfelds berichten, dass dieser kleine Junge von Beginn an etwas Besonderes und sehr früh vom Basketball fasziniert gewesen sei. Schon in sehr jungen Jahren, als der Ball praktisch so groß war wie er selbst, verbrachte er Stunden auf dem Platz. Sein älterer Bruder Aleksandar musste immer wieder auf ihn aufpassen, damit er nicht von den älteren Spielern umgerannt würde.


Aleksandar avancierte daraufhin zu einem der besten Basketballer des damaligen Jugoslawien und zu einem der Führungsspieler bei Cibona Zagreb. Währenddessen begann Drazen seine Karriere beim lokalen Verein Sibenka Sibenik im Alter von dreizehn Jahren. Neven Spahija, derzeitiger Coach von Pamesa Valencia und langjähriger Freund der Petrovics, berichtet, dass Drazen das Verlieren hasste wie kein zweiter: „Niederlagen… damit konnte er gar nicht umgehen. Er hasste Niederlagen. Nach verlorenen Spielen würde er für Stunden mit niemandem sprechen. Er hasste es sogar, beim Kartenspielen zu verlieren. Nach schlechten Spielen mit Sibenka begab er sich jeweils zurück in die Halle, um über Stunden an seinem Wurf zu trainieren.“


Neben – oder gerade aufgrund – dieses unbändigen Siegeswillens brachte er schon früh die Bereitschaft mit, hart an sich selber zu arbeiten, um sich stetig zu verbessern. Unzählige Stunden verbrachte der Teenager auf dem Parkett, um an seinem Wurf zu feilen; so soll er jeden Tag morgens um sieben Uhr fünfhundert Würfe vor der Schule genommen haben, eine weitere Wurfsession nachmittags nach der Schule sowie abends jeweils das Training mit seiner Mannschaft. Dank seines Talents und Fleißes dominierte er die Spiele der Junioren – dabei erzielte er regelmäßig über fünfzig oder gar sechzig Punkte – nach Belieben, obwohl er Spielern gegenüberstand, die zwei bis drei Jahre älter waren als er.


Die Entwicklung zum Führungsspieler von Sibenka mit 18 Jahren
Drazen nahm den direkten Weg ins erste Team seines Vereins, wo er sich mit fünfzehn Jahren bereits inmitten erfahrener Spieler, die alle zehn bis 15 Jahre älter waren, etablierte. Der Flügelspieler durchlief danach eine rasante Entwicklung, bekam immer mehr Spielanteile, avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Anführer des Teams und wie sein Bruder Aleksandar betont, „ohne diese Rolle an sich zu reißen, sie fand auf natürliche Weise zu ihm“.


1982 erreichte der Verein aus Sibenik Historisches auf der europäischen Bühne, als der Klub im Korac Cup bis ins Finale einzog, wo sie knapp (90:84) dem französischen Traditionsklub CSP Limoges unterlagen. Während dieser Saison, 1981/82 übernahm der erst 17-jährige Petrovic die Führungsrolle des Teams und erzielte in der jugoslawischen Liga durchschnittlich 16,3 Punkte. In der Folgesaison schraubte er diesen Wert auf 24,5 und im europäischen Wettbewerb erreichte sein Team wieder das Finale, wo es erneut demselben Verein unterlag.


In der Meisterschaft Jugoslawiens schaffte es Sibenka bis ins Finale, in dem Drazen, nachdem man einen 19 Punkte-Rückstand aufholte, kurz vor Schluss mit zwei verwandelten Freiwürfen seinem Verein den Triumph bescherte. Doch am nächsten Tag beschloss der Basketballverband, womöglich unter politischem Druck, dass das Foul, welches zu den Freiwürfen Petrovics geführt hatte, keines war, und entschied auf ein Wiederholungsspiel. Der Verein aus der kroatischen Hafenstadt allerdings akzeptierte das Urteil nicht und weigerte sich, dieses Spiel auszutragen, weshalb der Titel an den Rivalen übergeben wurde.


Sein Stammverein war zu klein geraten für Drazen, für den Größeres bestimmt war, doch keiner in seiner Geburtsstadt würde ihm dies übel nehmen, insbesondere nach seiner Abschiedsrede: „Wenn es wahr ist, dass man die erste Liebe nie vergisst, wird Sibenka immer in meinem Herzen bleiben. Hier hat alles begonnen, aber ich muss mich weiterentwickeln, ich hoffe die Leute in Sibenik können das verstehen“. In der Folgesaison erzielte er mit Cibona 56 Punkte gegen seinen Ex-Verein; auf dem Parkett gab es für Drazen weder Gnade noch Mitgefühl, nur eins: siegen.


In der heutigen Hauptstadt Kroatiens entstand eine der besten Mannschaften des Kontinents, und Drazen begann sich seinen Weg in den Basketball-Olymp zu ebnen. Im ersten Europaligaspiel von Cibona in der Saison 1984/85 erzielte die Nummer zehn sagenhafte 44 Punkte gegen den erfolgreichsten europäischen Verein aller Zeiten, Real Madrid. Im Sommer zuvor hatten die Petrovic-Brüder einen erheblichen Anteil am Gewinn der Bronze-Medaille Jugoslawiens, hinter den USA mit Michael Jordan und Spanien, bei den Olympischen Spielen von Los Angeles. Die Saison endete mit dem totalen Triumph Cibonas, das im Finale des damaligen Landesmeisterpokals erneut Real Madrid mit 36 Punkten Drazens (davon 26 in der zweiten Hälfte) bezwang sowie die jugoslawische Meisterschaft gewann.


Cibona eroberte in dieser Zeit alle Titel, die man auf kontinentaler Ebene gewinnen konnte: Zwei Mal die Europaliga, ein weiterer Titel im Pokal der Pokalsieger, nationale Meisterschaften und Pokale, dazu kamen noch weitere Finalteilnahmen. „Das Genie von Sibenik“ war dabei der herausragende Akteur, davon zeugt zum Beispiel sein Punkteschnitt in der Liga während der Saison 1985/86, als er 44,3 Punkte erzielte. Dan Peterson, damaliger Trainer des italienischen Teams Simac, gegen die Petrovic gerade 47 Punkte und 25 Assists erzielt hatte, brachte es auf den Punkt: „Cibona hat einige sehr gute Spieler, aber Drazen ist ein ‚One-Man-Team’“.


Während vier Spielzeiten trug Drazen das Dress von Cibona, und die Statistiken sind unvergleichbar: Über 5.600 Punkte erzielte er in dieser Zeit im heimischen und europäischen Wettbewerb und nebenbei realisierte er verschiedene Rekorde, die bis heute unerreicht geblieben sind. Seine wichtigste Hinterlassenschaft allerdings prägte den balkanischen Basketball bis heute: Seine Einstellung gegenüber dem Sport, seine Professionalität und seine Leidenschaft wurden an nächste Spielergenerationen weitervermittelt („If Drazen can do it, you can do it too“). Seine Trainingsphilosophie wurde fortan normaler Alltag, morgendliche Trainingseinheiten sowie endlose Wurftrainings wurden quer durchs Land eingeführt. Der ex-jugoslawische Basketball wurde professionalisiert, und hier liegt wohl auch der Ursprung für die großartigen Erfolge in den Folgejahren.


Im Sommer 1988 erkannte Drazen, dass es Zeit war für den nächsten Schritt, dem Ruf ins Ausland zu folgen. Die Portland Trail Blazers hatten ihn bereits im 1986er Draft ausgewählt, der Kroate war sich allerdings noch nicht sicher, ob er in die NBA wechseln sollte, schließlich hatte es dort noch kein Europäer ohne College-Ausbildung geschafft, Erfolg zu haben. Zu jener Zeit gab es nur eine echte Herausforderung für den „Michael Jordan Europas“: Real Madrid.


Das weiße Basketballballett hatte in den Jahren zuvor gesehen, wie Drazen ihnen mehrere Titel vor der Nase weggeschnappt hatte, und der Verein sah den langjährigen Wunsch erfüllt, diesen Spieler endlich in den eigenen Reihen zu haben, um so eines der besten Teams in der Geschichte zusammenzustellen. In der spanischen Hauptstadt vereinigten sich zwei der größten europäischen Basketballlegenden mit Petrovic und Fernando Martín. Drazen und Fernando, die sich unzählige Male als Rivalen gegenübergestanden hatten, wurden nun vereint. Was man allerdings damals nicht ahnen konnte, ist, dass dieser Bund tragischerweise für die Ewigkeit halten würde. Nachdem sie mit Real alles abräumten, wagten beide den Sprung über den großen Teich zu den Blazers mit unterschiedlichem Erfolg. Fernando kam, entnervt ob der nicht vorhandenen Chancen, seine Qualitäten zu zeigen, zurück nach Spanien und verstarb 1989 bei einem tragischen Autounfall in ganz ähnlichen Umständen wie diejenigen, die vier Jahre später auch Drazens Schicksal besiegeln sollten.


Drazens Auftritte mit den ‚Königlichen’ sind bis heute unvergessen, insbesondere sein Auftritt im Finale des Korac Cups in einem der wohl besten Spiele aller Zeiten gegen den italienischen Verein Caserta. Real gewann mit 117:113 und Drazen, der bei Real die Nummer fünf trug, erzielte sagenhafte 62 Punkte. Zuvor hatten die Madrilenen im Halbfinale Cibona Zagreb ausgeschaltet, als Drazen ein Mal mehr seinen unendlichen Respekt für das Spiel unter Beweis stellte: Real hatte das Finale bereits sicher, als Petrovic in der Schlusssekunde zwei Freiwürfe zugesprochen bekam. Es ging ‚nur’ um den Sieg in diesem Spiel, sein eigener Bruder Aleksandar bat ihn, diese daneben zu werfen, da es für Real um nichts mehr ging und ein Sieg im Spiel den Kroaten Extraprämien gewährt hätte: „Drazen, bitte, verfehl die beiden Würfe. Für euch ist es egal… ihr werdet in Madrid gewinnen. Wir kriegen Prämien, falls wir dieses Spiel gewinnen, bitte! Drazen lachte nur und versenkte beide Würfe. Er konnte einfach nicht verlieren, er wusste nicht wie“.


In Spanien sicherte er sich seinen Platz in den Annalen des Sports mit einer außerordentlichen Finalserie gegen Barcelona, als er im vierten Spiel 42 Punkte erzielte und im zweiten Aufeinandertreffen acht Dreier verwandelte – Höchstmarken, die bis heute unerreicht geblieben sind. Obwohl er einen mehrjährigen Vertrag mit Real unterschrieben hatte, wusste er, dass es Zeit war für die letzte große Herausforderung, die NBA. Portlands Druck, ihn und Martín zu holen, war riesig geworden und Drazen wollte der Welt zeigen, dass auch Europäer in der besten Liga der Welt triumphieren können: „Es ging nie ums Geld, Drazen hatte genug davon, es war die Herausforderung… die NBA war nur für Amerikaner konzipiert. Europäische Spieler hatten sich dort nie etablieren können, außer sie nahmen den Umweg über die NCAA“, bestätigte später sein Bruder Aleksandar.


Allerdings stieß Drazen zu einer der besten Mannschaften der Liga mit Clyde Drexler als Superstar, der auf seiner Position spielte. Es entging jedoch keinem Spieler der Mannschaft aus Oregon, was für ein Riesentalent im Westen der USA angekommen war. So soll Terry Porter verschiedene Spiele trotz Verletzung bestritten haben, aus Angst er könne seinen Platz an den Kroaten verlieren, wenn dieser mehr Spielzeit kriegen würde. Die Situation war frustrierend für den Mann aus Sibenik. Im besten Basketballalter sah er sich in einer Reservistenrolle wieder, mit der er sich nur schwer abfinden konnte. Ganze 7,6 Punkte im Schnitt erzielte er in der Saison 1989/90. Drazen wäre aber nicht Drazen, wenn er diese Umstände nicht genutzt hätte, um sich weiter zu verbessern.


Der damalige Trainer von Portland, Rick Adelman, hatte wohl nie vor, einem Europäer eine Schlüsselrolle zu vergeben. Was er aber mit der Verpflichtung Petrovics schaffte, war, das Spiel von Porter und Drexler, angesichts dieses Talents, das in jeder Trainingseinheit sein Können unter Beweis stellte, auf das höchste Niveau zu heben. In einer Situation, in der die meisten, wie auch sein Teamkollege Martín, wieder zurück nach Europa gegangen wären, blieb er und versuchte sich den Gegebenheiten anzupassen. Er trainierte hart im Fitnessraum, um an Gewicht und Kraft zuzulegen, um sich der athletischeren Spielweise in Amerika anzupassen. Im Januar 1991 kam die Erlösung für Drazen: die New Jersey Nets, welche gerade eines der talentiertesten Teams der Liga um Kenny Andersen und Derrick Coleman aufgebaut hatten, holten „Draz“, wie ihn die Amerikaner nannten, an die Ostküste.


Der General Manager der Nets, Willis Reed, hatte im Sommer zuvor gesehen, wie dieser Spieler, der beim Ligarivalen von der Westküste nur auf der Bank saß, Jugoslawien zum Weltmeistertitel in Argentinien 1990 geführt hatte, unter anderem mit 31 Punkten im Halbfinale gegen das US-amerikanische Nationalteam. Als er im Winter bei den Blazers anklopfte, um ein mögliches Trade-Geschäft für ihn vorzuschlagen und auf offene Ohren stieß, fackelte er nicht lange und holte sich die Wurfmaschine vom Balkan an den Hudson River. Clyde Drexler, Mitglied des Dream Teams und einer der fünfzig besten NBA-Spieler aller Zeiten, ahnte bereits, dass nun die Stunde von Drazen schlagen würde: „Ich bin zuversichtlich, dass Drazen eine große NBA-Karriere in New Jersey lancieren wird, Spieler seines Kalibers erreichen dies immer. Er wird allen zeigen, dass er in dieser Liga spielen kann und möglicherweise zum All-Star wird binnen kürzester Zeit.


In New Jersey fand Draz endlich eine Mannschaft, die er führen konnte, und in Trainerlegende Chuck Daly den Mann, der ihm das totale Vertrauen gab. Kaum vor den Toren New Yorks angekommen, kündigte Petrovic an, was in den nächsten Monaten passieren würde: „Es ist endlich vorbei. Ich habe hier alles, was ich benötige. Niemand wird mich jetzt stoppen können“. Gesagt getan: Bis zum Ende der Saison 1990/91 hob er seinen Punkteschnitt auf über zehn, bei 20,5 Minuten Einsatzzeit und erreichte eines der besten Punkte-pro-Minute-Ratings der Hauptrunde.


Dies war allerdings nur ein Vorbote von der Leistungsexplosion, die danach folgen würde. In der darauffolgenden Spielzeit vervielfachten sich die Statistiken der Nummer drei der Nets: Mit 20,6 Punkten im Schnitt sicherte er sich einen Platz im ‚Who is who’ der NBA, dazu addierte er eine Wurfquote aus dem Feld von 51 Prozent, bester Wert unter den Shooting Guards der Liga. Als er mit den Nets im legendären Rose Garden der Blazers auflief, erhielt er eine außergewöhnliche ‚Standing Ovation’: Die Fans des Teams zollten ihm den Tribut, welcher ihm in ihrem Team verwehrt worden war.
1992 erklärte sein Heimatland Kroatien seine Unabhängigkeit, und von der ersten Sekunde war Drazen der Botschafter seines Heimatlandes schlechthin. Schon während des Bürgerkriegs zuvor hatte er in Chicago auf eine Frage eines Journalisten geantwortet: „Ich bin kein Jugoslawe, ich bin Kroate“. An den Olympischen Spielen von Barcelona 1992 führte er das kleine Land zum Gewinn der Silbermedaille, als es im Finale gegen das legendäre ‚Dream Team’ um Jordan, Magic, Bird, Barkley und co. ehrenvoll unterlag, nachdem das Team vom Alten Kontinent Ende des ersten Viertels gar in Führung gelegen hatte. In Kroatien hatte Drazen Petrovic sich den Status eines Nationalhelden gesichert – manche würden sogar von einem Heiligen oder einer gottähnlichen Figur wie der Maradonas in Argentinien.
Dies war allerdings immer noch nicht genug, Drazen konnte sich nicht zufrieden geben. Er wollte zu den Besten gehören, in einem Atemzug mit den absoluten Superstars genannt werden. In der Folgesaison bestätigte er diese Ambitionen: Er platzierte sich als Elftbester.


Korbjäger der Liga mit 22,6 Punkten pro Spiel und einer überragenden Feldquote von 52 Prozent, erneut bester Wert eines Shooting Guards, besser gar als ‚His Airness’ himself! Unverständlicherweise wurde er aber nicht ins All-Star Game berufen, die NBA war noch nicht bereit, einen Europäer in ihre Elite emporzuheben, stattdessen wurden seine Mannschaftskameraden Coleman und Andersen, trotz schlechterer Werte, für das Spiel der Sterne eingeladen. Petrovic konnte seinen Frust über diese Entscheidung nicht verbergen: „Wenn ich jetzt nicht ins All-Star Game eingeladen werde, wann denn sonst? Ich weiß nicht, was ich von dieser Ungerechtigkeit halten soll. Sie wollten mich mit einer Einladung zum Dreierwettbewerb vertrösten, aber ich habe dankend abgelehnt, das habe ich nicht nötig. Ich gehöre auf den Court“.


Die Journalisten allerdings ließen sich nicht täuschen und wählten Petrovic ins All-NBA Third Team 1993. Auch sein Trainer Daly war voll des Lobes: „Man kann sich keinen besseren Mannschaftskameraden vorstellen. Er ist sehr talentiert, spielt sehr hart und bringt die Qualitäten mit, durch sein Beispiel zu führen. Er ist unermüdlich.“ Am Ende der Saison war Draz enttäuscht über das Verhalten der Nets, sowohl in der Frage des All-Star Games als auch mit der Neuverhandlung seines Vertrages. Für Petrovic war klar, er wollte weg aus New Jersey zu einem Titelkandidaten. Pat Riley, damaliger Erfolgstrainer der New York Knicks, machte keinen Hehl daraus, dass er den Shooting Star der Liga verpflichten wollte. Aber leider, sollte es nie soweit kommen…


Drazen Petrovic ging mit der kroatischen Nationalmannschaft in die Vorbereitung für die Basketball Europameisterschaft, die 1993 in Deutschland ausgetragen wurde. Trotz einer langen Saison und dem Rat des Trainerstabs sowie seiner Teamkollegen, welche ihm nahe legten, einen Teil der Vorbereitung auszulassen, um sich bis zum Turnier zu erholen, reiste Petrovic mit zu jedem einzelnen Testspiel. Er antwortete auf die Ratschläge, dass er keine Spezialbehandlung brauche und dass er seine Kameraden unterstützen müsse, er könne sein Land nicht hängen lassen. Er konnte wohl auch einfach keinen Tag ohne Basketball verbringen.

Nach einem Vorbereitungsturnier in Polen landete die kroatische Mannschaft in Frankfurt, die Spieler kamen in den Genuss von zwei Tagen spielfrei und waren kurz vor dem Einsteigen in den Flieger nach Zagreb, als Petrovic einem Mitspieler mitteilte, dass er nicht mitfliegen würde, da ihm eine Freundin angeboten hatte, ihn im Auto nach Hause zu fahren. „Wir sehen uns in zwei Tagen in Zagreb“, mit diesen Worten verabschiedete sich Drazen von seinen Nationalmannschaftskollegen.


Am Nachmittag desselben Tages, am 7. Juni 1993, erlosch eines der hellsten Lichter am globalen Basketballhimmel, und die Hiobsbotschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer um die ganze Erde: Drazen Petrovic saß auf dem Beifahrersitz eines VW Golf, der von seiner Freundin gefahren wurde, auf der Autobahn Nürnberg-München bei Denkendorf, als dieser bei strömendem Regen gegen einen entgegenkommenden Lastwagen prallte.


Die Basketballwelt reagierte mit Fassungslosigkeit auf diese Tragödie, Kroatien und die NBA verfielen in tiefe Trauer. Hunderttausende huldigten ihrem Helden an dessen Begräbnis in Zagreb. In Chicago begann gerade die Finalserie zwischen den Bulls und den Suns, und die Arena huldigte Petrovic mit einer Schweigeminute. Danny Ainge, Spieler des Teams aus Phoenix und ehemaliger Teamkollege Drazens bei den Blazers, ließ sich eine kleine Nummer drei in sein Trikot nähen, um ihm Tribut zu zollen.


Die Welt hatte einen ganz großen Sportler und Menschen verloren, und dies gerade, als dieser auf dem Weg war, seinen Zenit zu erreichen. Alle diejenigen, der Autor dieses Artikels eingeschlossen, die das Glück hatten, diesen einzigartigen Spieler live zu sehen, werden ihn nie vergessen.

Zahlreiche Ehrungen folgten: Vor dem Olympischen Museum in Lausanne wurde 1993 eine Statue zu Ehren Petrovics errichtet, die Nets zogen sein Trikot mit der Nummer drei aus dem Verkehr und zehn Jahre später wurde er in die Hall of Fame des Basketballs aufgenommen. Goran Ivanisevic trug bei seinem Empfang in Zagreb nach seinem Wimbledon-Sieg das Trikot Petrovics. Doch jede Huldigung scheint der Größe dieses Spielers einfach nicht gerecht zu werden. So sei es mir erlaubt diesen Artikel mit dem Wunsch seines Bruders Aleksandar abzuschließen: „Ich möchte euch alle, die ihr Drazen Petrovic geliebt hat, um einen Gefallen bitten: Ich möchte, dass ihr Drazen in Erinnerung behaltet als jemanden, der seine Hände in eure Richtung hob nach jedem einzelnen Korberfolg… weil er nach euch schaute, seinen Fans. Ich möchte, dass ihr euch an Drazen erinnert als einen Mann, der euch Freude brachte, sein Lächeln… hütet diese Momente mit Drazen, für immer. Das Schicksal hat ihn uns weggenommen, wahrscheinlich auf dem Zenit seiner Karriere, um eine Legende zu werden, um uns den Weg zu zeigen…“
Einen Weg den heute so viele großartige europäische NBA-Spieler beschritten haben, der aber ohne Drazen Petrovic wohl nie so begehbar geworden wäre: dies ist die wahre Größe seines Vermächtnisses. Danke Drazen, RIP.

Marcos Garcia

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