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Renntaktiken – Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
Sieben Rennen, sieben Siege - besser hätte das vergangene Weltcup-Wochenende für die Nordischen Kombinierer aus Deutschland kaum laufen können. In seiner aktuellen Kolumne blickt Eric Frenzel zurück auf die spannenden Rennen und gibt einen Einblick in seine Renntaktiken.
Die Ramsauer Rennen waren ein gutes Fallbeispiel zum Thema Renntaktiken. Das Samstagrennen konnte ich mit einem Vorsprung von 10 Sekunden angehen und die starken Konkurrenten und Mannschaftskameraden Fabian Riessle und Johannes Rydzek waren die nächstplatzierten Starter. In der Mittagspause machte ich mir dementsprechend Gedanken über die Renntaktik. Zwei Möglichkeiten bestanden: das Rennen mit hohem Tempo angehen, auf Uneinigkeit der Verfolger hoffen und sich mit einem Start-Ziel-Einzellauf durchkämpfen. Oder sich schnell von den Verfolgern einholen lassen, einen Zug mit Ihnen aufmachen und je nach Rennverlauf attackieren. Ich entschied mich für die schwerere erste Variante, weil Johannes und Fabian auch starke Zielsprinter sind und ich es auf einen Schluss-Spurt nicht ankommen lassen wollte.

Dieser Plan ging diesmal nicht auf. Ich mühte mich sehr den Abstand zu den Verfolgern aufrechtzuerhalten, was bei einer solch selektiven Strecke wie in Ramsau sehr kräftezehrend ist. Johannes und Fabian dagegen machten einen Zug auf und verringerten kontinuierlich den Abstand zu mir. Meine Betreuer von der Strecke unterrichteten mich über die Abstände und mir wurde klar, dass es äußerst spannend und eng werden würde.

Vor dem letzten Anstieg wurde ich von den beiden Mannschaftskameraden gestellt, die sofort wieder aufs Neue attackierten. Ich konnte nach dem kräftezehrenden Lauf diesmal nichts dagegen setzen und musste die beiden schweren Herzens ziehen lassen. Das Rennen wurde durch ein Quäntchen Kraft entschieden, das ich zu sehr verbraucht und die anderen auf Grund der Rennkonstellation gespart hatten. Anders formuliert: 10 Sekunden waren einfach zu wenig Abstand zu den starken Läufern Fabian und Johannes.
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Abends im Bett: Gedanken über Gedanken. Der nicht gut gesetzte Telemark beim Springen kostete Sekunden, die ich gut hätte gebrauchen können. Auf der anderen Seite war mein Sprung der weiteste je von mir in Ramsau gesprungene, der nicht so leicht mit einem Telemark beschlossen werden konnte. Was tun, wenn beim nächsten Wettkampf eine ähnliche Konstellation entsteht? Den Einzelkampf annehmen oder taktisch in der Gruppe mitlaufen? Aus Erfahrung wird man klug. Neues musste probiert werden.

Im Sonntagsrennen änderte ich die Renntaktik und lief bewusst im Zug mit, um Kraft zu sparen und um aus dem Rennverlauf heraus einen Angriff setzen zu können. Diesmal ging die Taktik auf und ich konnte mich im entscheidenden Moment absetzen und den Sieg nach Hause fahren.

Der deutsche Mehrkampf an der Spitze des Gesamtweltcups entwickelt sich dramatisch. Alle sehnen sich nach ein paar Tagen Weihnachtsruhe, um danach weiter konzentriert in den Kampf um die Spitze zu ziehen.

Herzlichst
Eric

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