Ullrich und Zabel auf EPO-Dopingliste getty images

Ullrich und Zabel auf EPO-Dopingliste

  • Stefan Schnürle
Die ehemaligen Radprofis Jan Ullrich und Erik Zabel sollen laut „Le Monde“ während der Tour de France 1998 mit EPO gedopt gewesen sein. Beide hatten die Einnahme von EPO bislang immer bestritten.

Der Untersuchungsbericht der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats wurde im Verlauf des Tages vorgestellt. Die Proben der Frankreich-Rundfahrt 1998 waren mit Hilfe neuer Testverfahren überprüft worden.

Die Liste enthält, laut der bei Doping-Fragen gut informierten französischen Tageszeitung „Le Monde“, unter anderem die Namen der drei Erstplatzierten 1998. Bei Sieger Marco Pantani, Jan Ullrich und Bobby Julich wurden demnach in den 2004 durchgeführten Nachtests Spuren von EPO entdeckt.

Insgesamt 57 Fahrer sollen bei den Untersuchungen in Frankreich als Dopingsünder entlarvt worden sein. Unter ihnen prominente Namen wie der frühere französische Topstar Laurent Jalabert und der deutsche Sprintstar Erik Zabel.

Große Namen unter den Identifizierten

Bei der offizellen Bekanntgabe wurden die Namen der Personen nicht genannt. Französischen Medien gelang es jedoch einige Identifikationsnummer der Proben Fahrern zuzuordnen.

So konnten die Italiener Andrea Tafi, Nicola Minali, Fabio Sacchi, die Spanier Marcos Serrano und Manuel Beltran, der Deutsche Jens Heppner, der Holländer Jeroen Blijlevens sowie die Franzosen Jacky Durand und Laurent Desbiens identifiziert werden.

Nicht jedoch der Tour-Dritte Julich. Dieser hatte allerdings bereits zugegeben von August 1996 bis Juli 1998 EPO genommen zu haben.

Pantani darf Tour-Sieg behalten

Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, droht Ullrich und Zabel neuer Ärger. Der einzige deutsche Tour-Gewinner, Ullrich, hat erst vor Kurzem zugegeben gedopt zu haben. Dabei behauptete er jedoch, einzig Eigenblutdoping betrieben zu haben.

Auch Zabel hatte in einem tränenreichen Geständnis am 24.Mai 2007 die Einnahme verbotener Mittel gestanden. Dabei gab er an, während der Tour 1996 einmalig EPO genommen zu haben. Der deutsche Sprinterkönig hatte 1998 sein drittes von insgesamt sechs Grünen Trikots gewonnen.

Der damalige Sieger der Tour, Pantani, wird auch im Fall eines Dopingnachweises der Tour-Titel im Nachhinein nicht aberkannt werden. Das bestätigte der Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI Pat McQuaid.

Auch aktive Fahrer betroffen?

Damit ist die Hoffnung des Radsports wieder mehr positive Schlagzeilen zu schreiben, schon wieder dahin. Die Meldung, dass bei der 100. Tour de France 2013 bis jetzt kein Fahrer überführt wurde, interessiert heute nur noch die Wenigsten.

Der neuerlich drohende Dopingskandal könnte sogar noch weitreichendere Folgen annehmen. „Eventuell trifft es sogar noch aktive Fahrer. Wenn die Zahlen, die man so hört, stimmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß.“, vermutet Ex-Fahrer Jörg Jaksche, der 2007 die Einnahme von verbotenen Substanzen zugegeben hat.

McQuaid kritisiert Nachtests

Eigentlich sollte der Senat-Report bereits am 18. Juli, also einem Tag nach der Tour-Königsetappe nach Alpe d’Huez, veröffentlicht werden. Die Fahrervereinigung CPA bat die Delegation aber um eine Verschiebung des Termins.

Außerdem forderte die CPA, dass man von einer Bekanntmachung der Namen absehe. Da es keine Möglichkeit zur Verteidigung gebe, würden grundlegende Rechte der Fahrer verletzt werden.

UCI-Boss McQuaid, der für seinen wenig kritischen Umgang mit Dopings bekannt ist, hatte die Nachtests bereits vor der Veröffentlichung der Ergebnisse getadelt.

In einem Schreiben teilte McQuaid mit: "Die Analysen des französischen Labors im Jahr 2004 entsprechen nicht den technischen Standards für Antidoping-Tests und können daher nicht als Beweis im Rahmen von Antidoping-Untersuchungen angenommen werden. Sie würden nicht die Eröffnung eines Disziplinarverfahrens ermöglichen. Außerdem sind die Prinzipien der Anonymität nicht respektiert worden.“

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