Interview mit Laureus Botschafter Jens Lehmann getty images

Interview mit Laureus Botschafter Jens Lehmann

  • Martin Imruck
Jens Lehmann ist ehemaliger Spieler der Bundesliga und der deutschen Nationalmannschaft. Auch in England hat der mittlerweile 42-jährige bei Arsenal London Erfahrung gesammelt. Seit diesem Jahr ist Lehmann auch als Laureus Botschafter unterwegs und spricht in einem Interview über seine Profivergangenheit, aktuelle Themen und seine Motivation, sich als Botschafter für Laureus zu engagieren.

Frage: Was sind die schönsten Erinnerungen, die Sie an die Zeit als deutscher Nationalspieler haben?

Jens Lehmann: Meine besten Erinnerungen an die Spiele für Deutschland sind mit der Weltmeisterschaft 2006 verbunden, als wir gegen Argentinien spielten, ins Elfmeterschießen mussten und letztendlich gewannen. Als Deutscher bist du es gewohnt Elfmeterschießen zu gewinnen und das ist uns dann ganz gut gelungen. Es herrschte eine hervorragende Atmosphäre und ich bereue es ein Stück weit, dass ich nicht noch länger auf dem Spielfeld geblieben bin. Denn als das Spiel zu Ende war und meine Mannschaft noch auf dem Platz feierte, war ich bereits wieder in der Kabine. Aber natürlich kam einige Tage später auch das bittere Aus gegen Italien. Es war schockierend als wir in der letzten Minute der Nachspielzeit das Tor kassierten, denn zu diesem Zeitpunkt dachte jeder, dass es wieder auf ein Elfmeterschießen hinauslaufen würde.

Frage: Können Sie uns etwas über den Zettel sagen den Sie gegen Argentinien in Ihren Stutzen hatten?

Jens Lehmann: Ich habe immer gewusst, wer die möglichen Elfmeterschützen sind und welche Ecken sie bevorzugen. Vielleicht war auch mein Alter der Grund dafür, dass ich den Zettel benötigte, weil meine Erinnerungen nicht mehr ausreichend waren. Daher steckte ich den Zettel mit den Schützen in meine Stutzen und vor jedem Schuss holte ich ihn hervor und versuchte zu erkennen welcher Schütze an der Reihe war - und letztendlich hat es geholfen und wir gewannen. Diese Notiz erlangte nach dem Spiel große Aufmerksamkeit und ich kann mich erinnern, dass ich sie eigentlich wegwerfen wollte. Doch dann zog ich den Zettel wieder aus dem Mülleimer und dachte mir „Okay, ich kann ihn für die Kinder gebrauchen und ihnen zeigen“. Und nur ein paar Tage später war die Notiz dann ein großes Thema in Deutschland. Auf einem Charity-Event bot ein Unternehmen eine Millionen Euro dafür, was hervorragend war, und heute befindet sich der Zettel in einem deutschen Museum und erinnert an die Weltmeisterschaft 2006.

Frage: Was ist Ihre Meinung zu der aktuellen Nationalmannschaft?

Jens Lehmann: Das heutige deutsche Team spielt zeitweise einen fantastischen Fußball mit dem sie wirklich die Leute in ihren Bann ziehen können. Leider haben wir seit einigen Jahren nichts gewinnen können. Wir hatten einmal diese Mentalität, bei der wir schlecht spielten aber zu jedem Zeitpunkt wussten, dass wir das Spiel noch gewinnen könnten. Das ist uns verloren gegangen und wir wissen nicht, wie wir es zurückbekommen. Aber mit Joachim Löw haben wir einen guten Trainer und ich denke er wird 2014 seinen letzten Versuch bekommen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Sollte das nicht klappen, könnte ich mir vorstellen, dass es einige Veränderungen geben wird. Aber ich drücke die Daumen, dass sie es schaffen, obwohl es sehr schwer wird.

Frage: Welcher Torhüter soll Ihrer Meinung nach bei der Weltmeisterschaft 2014 im deutschen Tor stehen?

Jens Lehmann: Derselbe, wie aktuell. Ich denke Manuel Neuer hat das größte Potential und er hat an Reife und Erfahrungen dazugewonnen. Es gibt noch einen zweiten Kandidat, der schon einmal die Nummer eins gewesen ist. Rene Adler spielt jetzt für Hamburg und hatte einen vielversprechenden Start, da er nach einer Verletzung zurückkam und ich denke es wir wieder ein Kampf zwischen diesen beiden Torhütern geben.

Frage: Was ist Ihre Meinung zu der aktuellen Clubkonstellation in Deutschland?

Jens Lehmann: Mit Borussia Dortmund und Bayern München haben wir im Moment zwei großartige Mannschaften in Deutschland. Schalke 04 könnte, so hofft es jeder, noch dazustoßen, weil man nicht nur einen Wettkampf zwischen zwei Teams sehen will. Bayern München hat auf internationaler Ebene mehr Erfahrung und einen großen Namen, sind auch deshalb jedes Jahr ein Kandidat für den Champions-League-Titel. Borussia Dortmund hat es momentan noch nicht auf internationaler Ebene geschafft und deshalb ist es dieses Jahr das Ziel, sich durchzusetzen. Eigentlich würde es Borussia Dortmund in die Karten spielen, wenn sie wieder früh aus der Champions League ausscheiden würden, sodass sie sich, wie bereits in den letzten beiden Jahren, auf die Bundesliga konzentrieren könnten. Bayern München ist allen anderen Teams aber finanziell so weit voraus, sodass sie höchstwahrscheinlich den Erfolg kaufen können. Sie können sich letztendlich den Sieg nicht kaufen aber sie können die Champions-League-Auftritte bezahlen.

Frage: Sie sind Patron eines Laureus Fußball Projektes in Deutschland, was können Sie uns darüber sagen?

Jens Lehmann: Ich bin Patron des Projektes Kicking Girls. Ich denke, dass der Frauenfußball sich im Aufschwung befindet und dass es in den letzten Jahren manchmal sehr, sehr attraktiven Fußball zu sehen gab. Sogar meine Tochter hat auf einmal angefangen, Fußball zu spielen. Auch wegen ihren älteren Brüdern und mir. Sie hat uns im Garten spielen sehen und wollte unbedingt mitspielen. Meiner Meinung nach ist Fußball ein toller Sport, ein Mannschaftssport, der einem immer unglaublich viel für das Leben gibt. Deshalb finde ich es auch toll, dass der Frauenfußball so im Kommen ist und die Mädchen Spaß am Fußball haben. Ich freue mich sehr, diese Entwicklung mit anzusehen und unterstützen zu können. Jeder weiß, wenn man etwas für Laureus spendet, dann macht man das für etwas Gutes, was letztendlich auch den guten Ruf von Laureus ausmacht. Gerade wenn man die Menge der Botschafter sieht, wo sie überall herkommen und aus welchen Sportarten. Dann sieht man, wie großartig die Stiftung Laureus ist.

Frage: Die Laureus World Sports Award 2013 werden in Rio de Janeiro stattfinden. Was glauben Sie, wird Sie dort erwarten?

Jens Lehmann: Ich freue mich wirklich auf Rio, denn ich war noch niemals dort gewesen. Auch noch nicht in Brasilien und ich habe so viele schöne Dinge über das Land gehört, dass ich es kaum erwarten kann, mir selbst ein Bild zu machen. Für die Brasilianer muss es fantastisch sein, denn ein Jahr nach den Awards wird das Land die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten und zwei Jahre danach dann die Olympischen und Paralympischen Spiele. Wir wissen, dass die Entwicklung in Brasilien sehr gut voranschreitet und deshalb bin ich wohl nicht der Einzige, der sich freut dort hinzureisen. Soweit ich gehört habe, sind die Brasilianer dabei, neue Stadien zu errichten und die Infrastruktur auszubauen. Viele Menschen, die dort wohnen und zu uns rüberkommen, sind wirklich sehr begeistert, wenn sie uns erzählen, wie die Entwicklungen verlaufen.

Frage: Sie haben die Paralympics erwähnt. Es gibt das Gerücht, dass Sie 2016 ebenfalls an den Spielen teilnehmen werden. Könnte dies Wirklichkeit werden?

Jens Lehmann: Also es war so, dass ein Journalist mich anrief und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, 2016 für die paralympische Fußballmannschaft der Deutschen zu spielen. Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, schwieg ich, bis er mir erklärte, dass es nur dem Torwart unter den blinden Spielern erlaubt ist zu sehen. Dann antwortete ich ihm: „Nun ich glaube es wäre ein bisschen respektlos wenn ich dort auftauchen würde, um zu spielen“. Daraufhin sagte er „ Nein, in Wirklichkeit wollen die Spieler und der Trainer, dass Sie spielen, was auch der Grund ist warum ich frage“. Diese Frage stellte er mir und ich sagte: „Warum nicht“. Noch sind es ja vier Jahre bist zu den Paralympics, deshalb lassen Sie uns abwarten und schauen was passiert. Ich habe noch nie an Olympischen Spielen teilgenommen und wenn es möglich ist, dann werde ich da sein und für das Team spielen.

Hintergrundfarbe Laureus

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten