Terra  incognita – Eric Frenzels Kolumne gettyimages.de

Terra incognita – Eric Frenzels Kolumne

  • Eric Frenzel
Vier Stunden vor Abflug nach Asien treffen sich alle Athleten und Betreuer am Münchner Flughafen, um zusammen das Sperrgepäck zu packen – jeder hat zwei bis drei große Taschen an der Hand mit Sprunganzügen, Helmen, Skiern und das, was man eben so braucht für einen sportlichen Kurztrip nach Pyoengchang in Korea.
Im Team war lange diskutiert worden, ob wir angesichts der nahenden Weltmeisterschaft überhaupt nach Asien reisen sollten. Viele Nationen entsenden lediglich die B-Mannschaft und insgesamt werden nur 32 Starter in die koreanischen Wettkämpfe gehen.

Ich wollte unbedingt fliegen und war ein großer Verfechter für ein Antreten beim koreanischen Weltcup, der ja die olympische Generalprobe darstellt. Noch fand hier vorher kein Weltcup der Nordischen Kombinierer statt. Gespannt bin ich auf Land und Leute genauso wie auf die olympischen Anlagen. Ich möchte ein Gefühl für die dortige Schanze entwickeln, möchte das Wettkampfareal kennen lernen, will einfach wissen, wohin es geht, wenn ich daran gehe, meinen Olympiasieg zu verteidigen. Mit mir fliegen auch Fabian Riessle und Johannes Rydzek; gemeinsam werden wir aber nach Pyoengchang direkt wieder nach Hause fliegen, um dann mit der WM-Vorbereitung zu beginnen. Das heißt, dass wir auf einen Start in Sapporo verzichten, obwohl das der beliebteste Weltcuport bei den Athleten ist.

Das gemeinsame Packen am Airport macht einen Heidenspaß und drängt die Strapazen, die vor uns liegen, ein wenig in den Hintergrund: elf Stunden Flug nach Tokio, drei Stunden Aufenthalt, dann vier Stunden Weiterflug nach Seoul, weitere drei Stunden Bustransfer nach Pyoengchang.
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Dann werden zwei weitere Wettkämpfe folgen, die im Hinblick auf die Gesamtweltcupwertung immens wichtig sind. Die derzeit meistgestellte Frage der Journalisten ist die nach dem Zweikampf mit Johannes Rydzek, bei der wir sie beide regelmäßig alle enttäuschen müssen: „Ja, die Stimmung im Team ist gut, jeder schaut auf sich, will seine beste Leistung abliefern, nach dem Wettkampf sitzen wir gemeinsam zusammen, man ist mehr Freund als Konkurrent.“

In der Tat ist es so, dass die Staffel der Weltmeisterschaft als freudiges Ereignis miteinander diskutiert wird. Die tolle Teamleistung, die jetzt schon über die gesamte Saison hin anhält, wollen wir im Kampf um Staffelgold unbedingt bestätigen. Es scheint, als ob für alle dieser Wettkampf der Höhepunkt der Saison werden wird.

Alles ist verpackt und während die großen, sperrigen Pakete auf dem Weg ins Innere des Flugzeugs sind, gehen wir gut gelaunt zum Check-Inn. Wir fliegen in ein unbekanntes Land und freuen uns darauf.

Herzlichst
Eric

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