Rezension: „Möller“ von Paul Frommeyer CNG sports & media GmbH

Rezension: „Möller“ von Paul Frommeyer

  • Marco Heibel
Seit März steht der Sportroman „Möller“ von Paul Frommeyer in den Regalen. Der Autor, selbst ehemaliger Weltklasse-Hochspringer, zeichnet das Portrait des Hammerwerfers Gerald Möller, der auf der Suche nach der Balance zwischen Sport und Leben ist.

„Möller“ – Zentimeter zwischen Triumph und Tragödie


Romanheld Gerald Möller ist ein sensibler Außenseiter. Seine Mutter stirbt, als er elf Jahre alt ist. Im Sport sieht er die Möglichkeit, sich zu verwirklichen und Beachtung zu finden. Der Hammerwerfer aus einem kleinen Dorf im Emsland steigt peu à peu in die Weltelite auf und reist schließlich als Topfavorit zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Dort gelingt ihm tatsächlich der weiteste Wurf seiner Karriere. Durch eine Winzigkeit wird der Wurf aber ungültig, anstatt eines Triumphes erlebt Möller auf griechischem Boden eine Tragödie.



Danach verliert Möller seinen Halt: Es geht mit der Karriere bergab, die Beziehung zu seiner langjährigen Freundin und Lebensgefährtin Marion zerbricht, Möller sieht das Scheitern in Athen zunehmend als Symbol für das Scheitern seines Lebens insgesamt. Zur Ruhe kommt er nur noch beim Fliegen, der zweiten Passion seines Lebens. Als er noch die Hintergründe für „die faulen Wurzeln seiner familiären Existenz“ erfährt, hilft auch dieses Narkotikum immer weniger.

Bemerkenswertes bei „Möller“


Der Leser erkennt schnell, dass Autor Paul Frommeyer weiß, wovon er spricht. Er selbst war ein Weltklasse-Hochspringer und WM-Teilnehmer 1983 für Deutschland. Frommeyer musste ebenfalls den Spagat zwischen dem Leistungssport und dem „richtigen“ Leben finden. Der Autor schildert eindringlich die Details eines Lebens als Leistungssportler, von den Anfängen auf Provinzsportplätzen über Trainingslager, Lehrgänge, Einheiten im Kraftraum bis hin zum Höhepunkt des Leichtathletenlebens, der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen.

„Möller“ ist aber mehr als eine chronologische Erzählung eines (Sportler-)Lebens. Vielmehr wechseln sich Episoden aus Gerald Möllers Leben immer wieder ab mit Sequenzen aus dem Hammerwurf-Finale von Athen. Der Leser durchlebt mit dem Protagonisten jeden der sechs Durchgänge, so wie er verschiedene „Durchgänge“ aus Möllers Vita erlebt – mit allen Höhen und Tiefen.

Interessant ist auch die Vermischung erfundener Charaktere (Protagonist Gerald Möller, Hammerwurf-Bundestrainer Kurt Erbeling) mit real existierenden Sportlern (Heinz Weis, Karsten Kobs, Markus Esser, Steffi Nerius) und solchen, die zwar unter einem erfundenen Namen firmieren, aber auf reale Personen Bezug nehmen (etwa die kleine, lebenslustige Langstreckenläuferin „Brocki“).

Wer sich für das Leben und den Alltag eines Leistungssportlers interessiert und darüber hinaus auch die Verquickung aus Sport, Privatleben und dem Leben nach dem Leistungssport nachvollziehen möchte, wird im Roman „Möller“ eine kurzweilige und interessante Lektüre finden.

Über den Autor


Paul Frommeyer, geboren 1957 in Ibbenbüren (Westfalen), gehörte in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern zu den besten deutschen Hochspringern. 1983 nahm er an den Weltmeisterschaften teil, im gleichen Jahr war er mit 2,34 Metern Dritter der Weltrangliste. Seit 1990 schreibt er als freier Journalist und u.a. für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "Frankfurter Rundschau", das "Handelsblatt" und die "leichtathletik".

Paul Frommeyer, „Möller“. Roman. Verlag: CNG sports & media GmbH, 14 x 22 cm, gebundene Ausgabe, 256 Seiten, ISBN: 978-3-9813838-1-2. Preis: 19,90 Euro

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